Camel Club 03 - Die Spieler
gewisse Mietstreitigkeiten zu vermeiden.«
»Jetzt müssen sich alle bedeckt halten, weil meine Freunde für den großen Häuptling einen bestimmten Nutzen haben könnten. Ich lasse mich später mal blicken.«
Stone benötigte umgehend Insiderinformationen. Und es gab nur einen Mann, der sie ihm beschaffen konnte. Seit dreißig Jahren hatte Stone diesen Mann nicht mehr gesehen, doch seines Erachtens war jetzt der Zeitpunkt gekommen, die alte Bekanntschaft zu erneuern. Er fragte sich, warum er diesen Besuch nicht schon vor Jahrzehnten gemacht hatte. Vielleicht hatte es ihm vor den Antworten gegraut. Inzwischen schreckten sie ihn nicht mehr.
Stone beschäftigte sich mit dem Fall Rayfield Solomon, weil er keinen anderen Fall in seiner langer CIA-Laufbahn so sehr bedauerte. Nach Erhalt des Auftrags, Solomon zu liquidieren, hatte Stone die Vorgeschichte des Mannes erkundet. Solomon hatte schwerlich den Eindruck eines Hochverräters hinterlassen. Doch es hatte Stone dienstlich nicht zugestanden, solche Urteile zu fällen. Über Solomons einstige persönliche Verbindung zu der geheimnisumwitterten Spionin Lesya allerdings wusste er Bescheid. Und falls sie noch lebte und irgendwo in den Vereinigten Staaten aktiv war, mochte es sein, dass sie späte Vergeltung an den Männern übte, die Solomon getötet hatten. Einen Unschuldigen.
KAPITEL 63
Max Himmerling klappte das Buch zu, gähnte und reckte sich. Seit seine Frau Kitty vor zwei Jahren an Krebs verstorben war, hatte sein Tagesablauf sich kaum verändert. Er arbeitete, ging heim, verzehrte eine schlichte Mahlzeit, las ein Kapitel eines Buches und legte sich ins Bett. Privat führte er ein ruhiges Leben, denn sein Arbeitsalltag war aufregend genug. Im Dienst am Heimatland war er fett und kahl geworden. Mit nahezu vierzig Jahren Dienstzeit durfte er als echter CIA-Veteran gelten – er hatte gleich nach dem College dort angefangen und versah eine einzigartige Tätigkeit. Weil die Natur ihn mit einem scharfen, analytischen Verstand gesegnet hatte, diente er quasi als zentrale Clearingstelle für die unterschiedlichsten Fragen. Wie würde ein von den Vereinigten Staaten orchestrierter Putsch in Bolivien oder Venezuela sich auf die Interessenslage des Westens im Nahen Osten oder in China auswirken? Fiel der Ölpreis um noch einen Dollar pro Barrel, empfahl es sich dann, dass das Pentagon einen vorgeschobenen Militärstützpunkt in diesem oder jenem Land einrichtete? In einer Zeit, in der Billionen von Datenbytes in Supercomputern und bei Servern umherwimmelten und Spionagesatelliten aus dem Orbit fast jedes Geheimnis enthüllten, gab es Max ein gutes Gefühl, dass in der Arbeitsweise der Agency noch ein starkes menschliches Element vorhanden blieb.
Außerhalb der Korridore Langleys kannte ihn niemand, drinnen hielt man ihn für einen unwichtigen Sesselfurzer, und er sah weder Reichtum noch Ehrungen entgegen. Doch für die Leute, die den Ausschlag gaben, verkörperte Max Himmerling eine unentbehrliche Bereicherung der elitärsten Geheimdienstorganisation der Welt. Und das genügte ihm vollauf. Zudem war es seit dem Ableben seiner Frau alles, worauf er sich noch stützen konnte. Seine Wichtigkeit für die Agentur ließ sich an der Anwesenheit zweier Bewaffneter ablesen, die sein Haus bewachten, wenn er sich dort aufhielt. In zwei Jahren ging Himmerling in Pension, und er hegte den Traum, dann einige jener Regionen des Globus zu bereisen, über die er bisher nur Analysen abgesondert hatte. Allerdings sorgte er sich, ihm könnte das Geld ausgehen, ehe sein Leben verrann. Die Regierung zahlte gut und gewährte eine erstklassige Gesundheitsfürsorge, doch er hatte wenig gespart, denn in der hiesigen Gegend zu wohnen – und er wollte sehr gerne hierbleiben – kam ihn teuer. Er tröstete sich damit, dass er das Problem lösen konnte, wenn es akut wurde.
Max stemmte seinen müden, schwammigen Leib aus dem bequemen Sessel und schickte sich an, die Treppe zum Schlafzimmer zu ersteigen. Er schaffte es nicht bis oben.
Die Gestalt erschien wie aus dem Nichts. Der Schreck, der Max durchfuhr, als er plötzlich im Wohnzimmer eine Person stehen sah, löste bei ihm um ein Haar einen Herzinfarkt aus. Aber das war noch gar nichts im Vergleich zu dem Entsetzen, das ihn packte, als der Eindringling ihn ansprach.
»Es ist lange her, Max.«
Max streckte den Arm aus, um sich an der Wand abzustützen. »Wer sind Sie?«, fragte er mit zittriger Stimme. »Wie sind Sie an den Wachen
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