Camel Club 03 - Die Spieler
bleichen Gesichtern anstarrten, die Augen vor Furcht geweitet.
»Nein, Susie. Dein Vater ist kein böser Mann.«
Alle drehten sich um und erblickten Oliver Stone, der soeben geschmeidig zur Tür hereinkam. George hatte keinen Mucks von sich gegeben. Nun setzte der Hund sich neben Stone und sah zu ihm hoch.
»Wer sind Sie?«, erkundigte Mandy sich erschrocken.
»Ihr Mann und ich haben uns zusammengetan, um ein altes Unrecht zu begleichen. Er ist ein anständiger Kerl.«
»Sag ich doch, Mom!«, rief Susie.
»Wie ist Ihr Name?«, fragte Mandy.
»Das ist unwichtig. Wichtig ist, dass Harry Ihnen die Wahrheit gesagt hat … oder so viel von der Wahrheit, wie er Ihnen erzählen kann, ohne Sie zu gefährden. Sie heute Abend hier zu besuchen ist sehr riskant für ihn, und doch hat er darauf bestanden. Er hat seine gebrechliche Mutter allein gelassen, um Sie und die Kinder aufzusuchen, weil er sich um Sie gesorgt hat.«
Mandy schaute zu ihrem Mann. Zaghaft hob Finn die Hand, und langsam ergriff Mandy sie.
»Können Sie dieses Unrecht denn gutmachen?« Mandy richtete den Blick wieder auf Stone. In ihren Augen spiegelte sich Angst.
»Wir werden unser Bestes geben«, lautete Stones Antwort. »Mehr können wir nicht tun.«
»Und an die Polizei können Sie sich nicht wenden?«
»Ich wünschte, es wäre möglich, aber es geht nicht. Zumindest vorläufig nicht.«
Finn setzte Susie ab und hob den Teddybären auf, den sie fallen gelassen hatte. »Ich habe Oma erzählt, wie lieb du deinen Teddy hast.« Mit einem Arm drückte Susie den Bären an sich, mit dem anderen Arm krallte sie sich an das Bein ihres Vaters.
Nach zwanzig Minuten sagte Stone zu Finn, sie müssten sich nun verabschieden. An der Tür legte Mandy die Arme um ihren Mann. Sie drückten sich, während Stone und die Kinder respektvoll Schweigen bewahrten.
»Ich liebe dich, Mandy«, sagte Finn ihr ins Ohr. »Mehr als alles auf der Welt.«
»Bring alles in Ordnung, Harry, und komm zu uns zurück. Bitte.«
»Vielen Dank für das, was Sie eben für mich getan haben«, sagte Finn zu Stone, als die Männer das Motel verließen.
»Eine Familie ist das Wichtigste, was man haben kann.«
»Hört sich an, als sprächen Sie aus Erfahrung.«
»Ich wollte, es wäre so, Harry. Ist es aber nicht.«
KAPITEL 85
Die Ereignisse des vergangenen Abends hatten David, Finns Sohn, verstört; deshalb hieß er die Gelegenheit willkommen, das Motelzimmer verlassen und zum Lebensmittelgeschäft gehen zu dürfen. Das Zimmer verfügte über eine kleine Kochecke, in der seine Mutter die Mahlzeiten zubereitete.
Als David an der Kasse in der Warteschlange stand, merkte er, dass er zu wenig Bargeld hatte, also holte er die Scheckkarte heraus, die seine Mutter ihm zur Aufbewahrung gegeben hatte – mit der Ermahnung, sie ja nicht zu verwenden. Aber der Junge sagte sich, es könnte keinen Schaden anrichten.
Wie sich zeigte, schadete es ihm sehr.
Kaum war die Scheckkarte ins Lesegerät gesteckt worden, löste sie auf elektronischem Weg in einer mehr als dreitausend Kilometer entfernten Räumlichkeit ein Alarmsignal aus. Es erfolgte eine Weiterleitung an die CIA-Zentrale; dort benachrichtigte man augenblicklich Carter Gray. Innerhalb von zwei Minuten befanden sich vier Männer in rasender Fahrt zu dem Ort, wo David die Karte benutzt hatte.
David hatte kaum den halben Rückweg zum Motel hinter sich, als mit kreischenden Reifen ein Auto am Straßenrand hielt. Zwei hünenhafte Männer sprangen heraus. Sie keilten den schlaksigen Jungen ein, sodass er beinahe zwischen ihren massigen Gestalten verschwand, und stießen ihn ins Fahrzeug, das sofort wieder losjagte. Alles hatte keine fünf Sekunden beansprucht.
Eine halbe Stunde später saß David dreißig Kilometer entfernt in einem dunklen Raum, an einen Stuhl gefesselt. Sein Herz hämmerte so schnell, dass er kaum noch Luft bekam. »Daddy«, wimmerte er leise, »bitte komm und hilf mir …«
»Daddy wird nicht kommen, mein Junge«, erklang eine Stimme aus der Dunkelheit. »Daddy wird nie mehr kommen.«
Stone, Finn, Lesya, der restliche Camel Club sowie Alex und Annabelle hatten sich im Keller versammelt. Stone stand in der Mitte des Raumes, stellte die Anwesenden, die sich nicht kannten, einander vor und erzählte dann die vollständige Hintergrundgeschichte. Die Zuhörer lauschten gebannt. Manche warfen Lesya oder Finn gelegentliche Blicke zu.
»Mein Team und ich«, bekannte Stone zum Schluss, »haben Rayfield Solomon liquidiert. Wir
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