Camel Club 03 - Die Spieler
der sie saßen, näher an Reuben herangerückt. Nun tätschelte sie mit der Hand seinen Oberschenkel und ließ sie dann darauf liegen. »Aber jetzt Schluss mit dem Gelaber über das Pompeji. Erzähl mir lieber was über dich. Hast du Profi-Football gespielt? Groß genug bist du ja.« Sie drückte sein Bein und schmiegte sich an ihn.
»Früher am College habe ich mal gespielt. Dann hab ich mir in Vietnam ein paar Splitter eingefangen … an ziemlich ungünstigen Körperstellen.«
»Wirklich? Wo denn? Da?« Neckisch bohrte Angie ihm einen Finger in die Brust.
»Tiefer. Sagen wir mal … ich kann keine Kinder mehr zeugen.« Reuben konnte selbst nicht glauben, dass er dieser Frau, die offenkundig mit ihm ins Bett steigen wollte, eine solche Lüge ins Gesicht sagte, aber er hatte einfach andere Dinge im Kopf. Angies Kinn kippte so tief herunter, dass es beinahe auf die Tischplatte geknallt wäre. »Die Rechnung bitte!«, rief Reuben, als er den Kellner vorübereilen sah.
KAPITEL 31
Während Reuben Angie tief enttäuschte, erprobte Milton am Würfeltisch eine Spielstrategie, die er aus dem Internet kannte. Bisher errang er weniger gute Resultate, als er sich versprochen hatte. Gewiss, er hatte nach dem Einstieg ziemlich schnell insgesamt achttausend Dollar eingestrichen; allerdings setzte er sich höhere Maßstäbe als die meisten Menschen. Dennoch umringten schon etliche Kasinogäste die Bande und feuerten ihn an, riefen ihm zu, er sei der Größte. Mehr als zwei Dutzend Spieler setzten in Gruppenwetten und hofften verzweifelt, dass er sie alle reich machte oder sie wenigstens einiges von der Knete wieder hereinholten, die bislang sie an Jerry Bagger verloren hatten.
Cocktails schlürfende Damen, denen die Titten aus den BH-Körbchen baumelten, umringten Reuben, drückten ihm den Busen gegen die Schultern und träufelten Tröpfchen ihrer Drinks auf sein Hemd. Außerdem überhäuften sie ihn mit dümmlichen Fragen nach seinen Tricks. Milton wusste nicht, dass sie Kasinomiezen waren, die die Aufgabe hatten, Abräumer in der Konzentration zu stören und nach Möglichkeit deren Glückssträhne zu beenden. Doch bei Milton blieben ihre Bemühungen wirkungslos. Es brauchte weit mehr als einige Paare aufgeblähter Brüste und alberne Fragen, um Milton Farbs Zielstrebigkeit zu beeinträchtigen.
Die für den Tisch zuständigen beiden Croupiers – Spielleiter und Chefcroupier – sowie der Handcroupier verfolgten wachsam das Geschehen, achteten auf ordnungsgemäßes Setzen und behielten auch sonst alles im Auge, selbst die Zuschauer an der Bande und die Spieler, die noch einzusteigen versuchten. Im Moment gab es wenig Platz am Tisch, aber wenn jemand den Blick eines Croupiers auf sich zog und genügend Chips vorzeigte, hatte er vielleicht eine Chance. Und an Miltons Tisch wollte zurzeit fast jeder mitmischen.
Im Hintergrund lauerte mit ausdrucksloser Miene der Saalchef und ließ sich ebenfalls nichts entgehen. Gab es irgendwelche Probleme, war er der letzte Bremsklotz; er hatte die Pflicht, jederzeit an den Vorteil des Kasinos zu denken und dabei den Kasinobesuchern gegenüber eine Fassade der Fairness aufrechtzuerhalten. Die Welt des Kasinos entbehrte aller Feingeistigkeit; hier betete man ausschließlich einen Gott an, und der hieß Mammon. Bei Tagesende musste das Kasino mehr Geld eingenommen als ausgezahlt haben. Und genau darum machte der Saalchef sich Sorgen. Er hatte seinen Posten schon lange genug, um einen echten Seriengewinner zu erkennen. An diesem Tisch musste das Pompeji bluten. Er hatte ein ganz mieses Gefühl.
An dem Tisch galten ein Mindesteinsatz von 50 Dollar und ein Höchsteinsatz von zehn Riesen. Milton machte seine Einsätze mit der Präzision eines Chirurgen. Längst hatte er sämtliche statistischen Wahrscheinlichkeiten ausgeknobelt und wandte diese Erkenntnisse zu seinem Nutzen an. Beim ersten Wurf, dem einzigen Mal, bei dem diese Zahl gewinnen konnte, hatte er eine Sieben gewürfelt. Dank eines aggressiven Einstiegseinsatzes hatte er bei der Gelegenheit 500 Dollar eingesackt und sah seither nur noch nach vorn. Er glich die Einsätze der Pass-Line-Wetten aus, holte mit der Finesse eines seit Jahrzehnten erfolgreichen Würfelvirtuosen aus den Fünfern, Sechsern und Achtern das Maximum heraus, danach auch aus den Neunern und den lukrativsten, allerdings nach der Wahrscheinlichkeit seltensten Zehnern und Vierern. Zweimal bekam er als Pasch eine harte Vier und je einmal eine harte Acht und eine Zehn
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