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Camorrista

Titel: Camorrista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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Banken.«
    Bei der Mikrowelle ist das Lämpchen kaputt, und die Klingel des Timers geht nicht mehr. Ich suche nach Besteck im Geschirrspüler, doch der ist leer und mit einer Kalkschicht
überzogen, sie benutzen ihn seit wer weiß wie langer Zeit nicht mehr. Ich höre, wie meine Mutter mit einer ihrer Freundinnen telefoniert, um zu sagen, dass sie nur zehn Minuten später kommt, dann hantiert mein Vater mit der Fernbedienung herum, bis der Ton irrsinnig laut ist.
    »Mach leiser!«, schreit meine Mutter, als sie in der Tür erscheint, um sich zu verabschieden: frisch geschminkt.
     
    Als ich auf dem Biobauernhof ankomme, ist es weit nach Mitternacht, und ich fahre nur deshalb noch hin, weil Maurizio mich eingeladen hat und ich ihm am Telefon versprochen habe, auf jeden Fall zu kommen, auch wenn es spät würde.
    Doch jetzt ist es mehr als spät. Nur noch Maurizio und die beiden Eigentümer sind da. Ein seltsames Paar, würde ich sagen. Sie heißt Birgit und ist Belgierin, fast vierzig, hat letztes Jahr bei der Lufthansa nach fünfzehn Jahren als Stewardess gekündigt. Er ist zehn Jahre jünger, kommt aus Brescia, hat aber in Pisa seinen Doktor in Physik gemacht und ist dann dort geblieben. Er arbeitet beim staatlichen Forschungsinstitut CNR an einem Projekt, das ebenso wichtig wie tödlich langweilig für jede Unterhaltung ist, wie er versichert.
    »Ein Teilchenbeschleuniger«, erklärt Maurizio, doch er macht ein Gesicht wie einer, der nicht sehr viel mehr darüber weiß. »Ein riesiges Ding, um ein Milliardstel von einem Staubkorn auf Höchstgeschwindigkeit zu beschleunigen.«
    »Lass uns über was anderes reden«, sagt Cristiano.
    Im Herbst wollen sie ein paar Renovierungsarbeiten angehen und die Biolandwirtschaft erweitern. Während Cristiano über regionale und europäische Finanzierungen redet, rollt Maurizio mit größter Sorgfalt und Geduld einen Joint. Seine Hände erinnern mich an die von Padre Jacopo, doch sie bewegen sich immer, als streichelten sie den Rücken einer Katze.
    Der Joint geht einmal ganz im Kreis herum, bis er bei mir ankommt, wodurch ich Zeit genug habe, mich paranoiden Gedanken hinzugeben. (Und wenn sie mich zu einem Test schicken?
Aber warum sollten sie mich zu einem Test schicken? Ach scheiß doch drauf, ein Zug entspannt mich.) Ich muss husten, und Maurizio sieht mich amüsiert an. Es mag fast zehn Jahre her sein, dass ich den letzten Joint geraucht habe. Umso weniger sollte ich das jetzt tun, wo ich bei der Polizei bin.
    Bevor die Paranoia mich ganz verschlingt, stelle ich meine bloßen Füße in das frische, weiche Gras. Es fehlen nur die Glühwürmchen, aber vielleicht ist es noch zu früh. Als mein Vater auf die Idee mit der biologischen Landwirtschaft kam, die ihn dann in den Ruin getrieben hat, war ich noch davon überzeugt, Superkräfte zu haben, und Glühwürmchen (echte, nicht die falschen von meinen Pullovern) gab es noch sehr viele. Was fehlte, war das Geld aus Europa.
     
    Als ich nach Hause komme, ist es drei.
    Antonello hat auf meine Nachricht nicht geantwortet. Vielleicht war er mit seiner Frau beim Abendessen.
    Wie üblich hat mein Nachbar, der auch mein Vermieter ist, seinen schwarzen SUV so geparkt, dass ich an der Hecke entlang schleichen muss, um zur Haustür zu kommen. Doch darüber kann ich mich nicht beschweren, er hat mir die renovierte Mansarde ungewöhnlich günstig überlassen. In einem mittelalterlichen Dorf wie diesem könnte er die Zimmer auch an Touristen vermieten und damit Geld scheffeln.
    In Wirklichkeit hat er sich gedacht, man kann nie wissen, eine Bekanntschaft bei der Polizei, auch wenn es nur eine Frau ist, kann sich immer als nützlich erweisen.
     
    Schon der Wecker? Das ist nicht möglich.
    (Es ist nicht der Wecker.) Also, was ist es?
    Das Telefon.
    Ich hebe es vom Boden auf, ohne auch nur das Licht anzumachen. Doch es ist nicht das Diensthandy, es ist der Festanschluss.
    Um an den Hörer zu kommen, muss ich mich über die andere
Seite vom Bett strecken, die immer unbenutzt bleibt, weil ich auf der einen Seite schlafe und mich nicht groß bewege.
    Ich versuche, die Nachttischlampe anzuknipsen, doch die Birne ist seit ich weiß nicht wann durchgebrannt.
    »Hallo, Polizei?«, wispert eine nervöse Stimme.
    »Was?«
    »Sie müssen eingreifen! Diesmal haben sie Bagger. Sie haben sich zwar gelbe Helme aufgesetzt, aber ich habe sie erkannt. Es sind der Notar Gambini, der Bankdirektor und der Rechtsanwalt Guerra. Sie sind hier draußen. Sie kommen

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