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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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wie du immer sagst, wie konntest du das tun?«
    Gäbe es doch nur eine Antwort, die dem Ganzen seine Abscheulichkeit nehmen würde, aber die gab es nicht. Also blieb Daniel nur die Wahrheit.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich weiß es nicht. Aber es war ein Fehler. Ein riesengroßer Fehler, und ich wusste es von Anfang an, aber es war bereits zu spät.«
    So viele Leben ruiniert durch seinen Fehler, dachte Lily. Durch seine männliche Dummheit, seinen Egoismus, seine Gedankenlosigkeit. Sein eigenes Leben, ihres, Eugenias, Francescas und das des kleinen Jungen, den sie nie kennengelernt hatte.
    »Aber du hast sie wiedergesehen«, sagte sie.
    »Ja, bei meinem nächsten Besuch in Italien. Aber wir haben nie … Ich habe nie … Sie hat mir gesagt, dass sie schwanger ist, und das war’s dann.«
    Lily schloss die Augen und sah den runden, prallen Bauch, den sie sich so sehnlich gewünscht hatte, spürte diesen leisen, versteckten Herzschlag.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte Daniel. Er meinte es aufrichtig, von ganzem Herzen. Aber er wusste, dass es nicht reichen würde. Was war eine Entschuldigung, verglichen mit seinem Verstoß? Nichts als ein Haufen nutzloser Worte.
    »Liebst du sie?«
    »Nein.«
    »Hast du sie jemals geliebt?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich liebe dich, Lily, und das ist die Wahrheit. Aber ich war … einsam. Und dumm. Und dann gab es … ein Kind.« Er versuchte, die Schlagkraft des Wortes zu dämpfen, scheiterte aber. »Ich hatte das Gefühl, ich hatte keine andere Wahl.«
    »Du hattest das Gefühl, du hattest keine andere Wahl.« Sie klang kalt, düster.
    »Lily, ganz ehrlich, niemand, der das durchgemacht hat, was du und ich durchgemacht haben, hätte guten Gewissens eine andere Entscheidung treffen können.«
    »Erzähl mir nichts von Gewissen, Daniel! Wie kannst du so was sagen?«
    »Es war eine unmögliche Situation.«
    »Nun, du bist derjenige, der sie unmöglich gemacht hat.«
    »Das ist richtig. Ich stimme dir zu. Aber ich habe einfach nicht gesehen, was ich sonst hätte tun können.«
    »Also hast du es vorgezogen, mir das all die Jahre zu verheimlichen. Kannst du dir vorstellen, wie dumm ich mir vorkomme? Wie betrogen?«
    Daniel musste an Ingrid denken. »Breite dein Herz aus wie einen Umhang über eine Pfütze«, hatte sie ihm geraten. »Wenn du sie liebst, wenn du sie zurückhaben willst, dann gib ihr alles, was sie braucht.«
    Er hatte nichts mehr zu verlieren. Lily war hier und hörte ihm zu, und es machte keinen Sinn mehr, zu lügen oder zu beschönigen oder etwas vor ihr zu verbergen.
    »Zuerst wollte ich es dir beichten«, sagte er. »Aber du warst so zerbrechlich nach der kleinen Grace, dass ich Angst hatte, das könnte zu viel für dich werden. Und dann …«
    »Und dann was?«
    »Und dann verging die Zeit, Lily, und aus zerbrechlich wurde etwas anderes. Zu diesem Zeitpunkt war Francesca bereits zwei, und ich wusste, ich hatte schon zu lange gewartet, und außerdem …«
    »Und außerdem was?«
    »Und außerdem hast du aufgehört, mich zu beachten.«
    »Dann ist das also meine Schuld?«
    »Oh, bitte! Ich weiß, dass ich niemandem die Schuld geben kann außer mir selbst. Das frisst an mir jeden Moment, jeden Tag. Siehst du das nicht?«
    Die Wahrheit war, Lily wusste nicht, was sie sah. Es war Daniel, ihr Daniel, aber unkenntlich durch diesen schockierenden Betrug, der für immer zwischen ihnen stehen würde.
    »Was soll das überhaupt heißen, ich habe aufgehört, dich zu beachten?«
    Die Tränen begannen zu fließen, bevor er antworten konnte, wegen ihrer verlorenen Kinder, wegen seines Fehlers, wegen des schrecklichen Durcheinanders, das sie voneinander entfernt hatte und voneinander entfernt halten würde, und weil es stimmte, dass sie aufgehört hatte, ihn zu beachten. Sie wusste, er war einsam, weil auch sie einsam war, aber es war einfacher, sich zu beschäftigen oder abzulenken oder ein weiteres Glas Wein einzugießen, als den Schmerz zu spüren.
    »Du bist deinen eigenen Weg gegangen, Lily.«
    »Du hättest mitgehen können«, sagte sie schluchzend. »Du hättest etwas tun können.«
    »Das ist nicht wahr. Ich kann dich nur begleiten, wenn du mich lässt«, sagte er. »So war es schon immer. Du bist der Star, ich bin nur der, der mitfährt.«
    Auch Lily hatte nichts zu verlieren.
    »Es war die kleine Grace«, weinte sie, unfähig, weiter den Schmerz zu unterdrücken. »Weil wir sie zurückgeben mussten. Ich dachte, ich wüsste, was Trauern bedeutet, aber

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