Cantz schoen clever
Thekla
Telegrafie und Rundfunk: Jeanne d‘Arc
Autofahrer: Christophorus, Franziska von Rom (warum zwei? Fahrer und Beifahrer?)
Fernsehen: Klara von Assisi. Papst Pius XII. veranlasste das im Jahre 1958. Da gab es allerdings noch kein Privatfernsehen. Zum Schutzpatron von RTL , SAT 1 und Co. erkläre ich darum hiermit bis auf Weiteres Hugo Egon Balder.
----
Wenn es eine Milliarde Katholiken und insgesamt ungefähr 2,3 Milliarden Christen auf der Welt gibt, dann bedeutet das im Umkehrschluss: 4,7 Milliarden Menschen glauben an etwas anderes. Auch diese sind natürlich potenzielle Leser meines Buches. Und um die nicht zu vergraulen, habe ich einmal über den Tellerrand geschaut, um zu gucken, wie es andere Glaubensrichtungen halten. Undich habe festgestellt: Gott (beziehungsweise Allah, Jahwe, Manitu etc.), ist das kompliziert! Darum richte ich nun ein Wort an alle meine nicht-christlichen Leser: Liebe Buddhisten, Muslime, Juden, Hindus, Zeugen Jehovas, Spiritisten, Sikhs, Konfuzianer und so weiter sowie alle Anhänger chinesischer Religionen, afrikanischer und indischer Stammesreligionen, liebe Atheisten und alle, die ich vergessen habe: Eure Religionen sind toll. Echt. Aber ich steige da einfach nicht durch. Allein der Hinduismus. Er ist die drittgrößte Religion der Welt mit 900 Millionen Anhängern. Das bedeutet: 900 Millionen Menschen haben den Hinduismus offensichtlich kapiert. Ich gehöre nicht dazu. Ich wüsste nämlich gar nicht, an wen ich meine Gebete richten sollte, wenn ich zu euch gehörte. Es gibt Menschen, die sagen, es gebe im Hinduismus über 300 Millionen verschiedene Götter. Eine unvorstellbare Zahl. Das sind mehr als ADAC -Mitglieder! Manche Hindus sprechen von einem Gott, andere von vielen, wieder andere von gar keinem. Manche Götter haben zwei Arme, andere vier, wahrscheinlich gibt es auch welche mit sieben. (Oder waren das die Kerzenhalter bei den Juden? Ich komme völlig durcheinander.) Wer soll sich das alles merken? Da muss man ja ein paar Mal wiedergeboren werden, weil man sich in einem Leben unmöglich einen Überblick verschaffen kann! Vishnu, Bhrama, Shiva, Ganesha … da ist es leichter, sich die Namen der koreanischen Frauen-Nationalmannschaft zu merken!
----
GUT ZU WISSEN
Ganesha ist eine der populärsten Formen des Göttlichen, nicht nur bei den Hindus: Auch bei Andersgläubigen ziert der mit Menschenkörper und Elefantenkopf versehene Ganesha viele Wohnzimmer, Fensterbänke und Bücherborde. Es könnte der Eindruck entstehen, er sei der Schutzheilige der Deko-Freunde, aber dem ist nicht so: Ganesha soll vielmehr Glück bringen und steht für Neuanfang, Intelligenz und Weisheit.
Nicht verwechseln sollte man Ganesha übrigens mit Ganeshida. Dabei handelt es sich nämlich um eine Rippenquallen-Gattung, die erstmals im Jahre 1908 von der Schweizer Zoologin Fanny Moser beschrieben wurde.
Übrigens: Da dieses Buch keine Doktorarbeit ist, kommt diese Quallenangabe ohne Quellenangabe aus.
----
Ich verzichte hier also ganz bewusst darauf, die großen Weltreligionen im Detail zu erklären. Stattdessen will ich einen Blick auf die Götterwelt der griechischen und römischen Antike werfen. Ein Thema, das in meiner Schulzeit nicht umfassend behandelt wurde. Zumindest nicht in den Schulstunden, in denen ich anwesend war. Ich dachte immer: Mythologie? Das brauche ich nie. Aber ein immer wiederkehrender Alptraum zwang mich, diese Wissenslücke zu schließen.
Mein Alptraum geht so: Ich sitze bei Wer wird Millionär , ich bin nervös, es läuft nicht gut: Publikumsjoker weg. 50:50-Joker weg. Telefonjoker weg. Günther Jauch sagt: »So, Guido, dann kommen wir jetzt zur 200-Euro-Frage. Es geht um das Thema Mythologie: Wer ist Euros?«
Das Nächste, was ich sehe, ist der Sanitäter, der sich über mich beugt, mir Luft zufächelt und fragt: »Herr Cantz, können Sie mich hören?« Hätte ich gewusst, wer Euros ist, dann hätte ich Euros bekommen, und zwar jede Menge. Denn ab der 500-Euro-Frage dreht sich (in meinem Traum) alles nur noch um den VfB Stuttgart. Die Eine-Million-Euro-Frage wäre gewesen: »Wie hieß die italienische Single, die Hansi Müller 1982 gemeinsam mit dem Orchestra Spettacolo Raoul Casadei aufgenommen hat?« Ich hätte nie wieder arbeiten müssen!
Darum habe ich mich hingesetzt, mir die alten Griechen und Römer zu Gemüte geführt und dabei unter anderem erfahren: In der griechischen Mythologie ist Euros der Ostwind, der warmen Regen bringt. Warmer Regen? Euros? Das
Weitere Kostenlose Bücher