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Cantz schoen clever

Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Cantz
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Hermes, der berühmte Götterbote und Namensgeber eines bekannten Paketzustellers: Denn der war nicht nur der Götterbote mit geflügelten Schuhen, sondern auch gemeiner Viehdieb und Reptilienschänder. Noch am Tag seiner Geburt fand er eine Schildkröte und bastelte sich aus ihrem Panzer ein Musikinstrument. Zugegeben, damals standen Schildkröten noch nicht unter Naturschutz, trotzdem gibt es für einen Säugling sicherlich altersgerechtere Tätigkeiten, als ein Meeresreptil zu filetieren. Doch damit nicht genug. Am selben Tag stahl er auch noch die Rinderherde seines Bruders Apollon, aß sie auf und legte sich danach heimlich wieder in seine Babywiege, als wenn nichts gewesen wäre. Vielleicht ist das einer der Gründe dafür, dass der Dienstleister Hermes nur sehr selten beauftragt wird, wenn es um Viehtransporte geht.
    Bei den alten Griechen ging es also so richtig zur Sache. Und die römischen Gottheiten haben es ähnlich wild getrieben wie ihre antiken griechischen Kollegen – vor allem, wenn man Silvio Berlusconi zu den römischen Göttern zählt, aber wer tut das schon … außer ihm selbst?
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    GUT ZU WISSEN
    10 wichtige römische Götter der Antike:
    Apollo – Gott der Poesie, Weissagung und des Lichts
    Bacchus – Gott des Weins und des Genusses
    Concordia – Göttin der Eintracht und des Zusammenhalts
    Diana – Göttin des Mondes und der Jagd
    Fortuna – Göttin des Glücks und des Schicksals
    Janus – Gott der Türen und der Tore
    Juno – Gemahlin Jupiters, Göttin der Ehe und Geburt
    Jupiter – Göttervater, Gott des Lichts und des Himmels
    Mars – Gott des Krieges, Schutzgott des römischen Staates
    Venus – Göttin der Liebe, der Anmut und des Liebreizes
    … und 5 wichtige römische Götter der Gegenwart:
    Parkplatznotus – Gott der dämlichen Rom-Besucher, die sich mit dem Auto in die Innenstadt wagen
    Abzoccia – Göttin der Touristen-Gastronomie
    Smoggus – Gott der Feinstaubbelastung
    Camerafutschia – Göttin der Taschendiebe
    Bestecchus – Gott der Behörden
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    Vieles aus der römischen Mythologie ist uns vertraut, und dennoch finden sich auch hier interessante Aspekte, die nicht jeder kennt. Die Gottheit Venus hatte beispielsweise ein Vorleben, das so gar nicht zu ihrem heutigen Spezialgebiet Liebe, Leidenschaft und Erotik passen mag. Bevor sie mit ihrer griechischen Kollegin Aphrodite gleichgesetzt wurde, war sie als »Venus Mefitis« tagtäglich von Schwefeldämpfen umgeben und besaß unter dem Namen »Cloacina« ein Heiligtum am stinkenden Hauptabzugskanal des alten Rom.
    Janus, jener doppelgesichtige römische Gott, hat nicht nur dem »Januskopf« und dem Monat Januar seinen Namen gegeben, sondern auch einem der kuriosesten deutschen Fahrzeuge der Nachkriegszeit: Im Kleinwagen Zündapp Janus saßen die Insassen Rücken an Rücken.
    Und Mars, der berühmte Kriegsgott und heute noch allgegenwärtige Namenspatron eines Planeten und eines Schokoriegels, überrascht mit einem der heiligen Tiere, die ihm zugeordnet sind: Der Stier passt zu seinem starken, kriegerischen Wesen; auch der Wolf ist für mich nachvollziehbar, schließlich gilt Mars als Vater des Romulus, der bekanntlich von einer Wölfin aufgezogen wurde; aber ein Specht? Es ist jedoch tatsächlich wahr: Der Specht zählt zu den heiligen Tieren von Mars. Aber was in aller Welt hat ein Kriegsgott mit einem Specht zu tun? Man klopft doch nicht an, bevor man den Feind überfällt!
    Wer also Freude an Sex and Crime und anderen kuriosen Storys hat, dem lege ich das weitere Studium der antiken Mythologie nahe. Es lohnt sich: Man erfährt mehr Abgründiges als an einem ganzen Vormittag bei RTL II.
    Ich habe dieses Kapitel mit Hansi Müller begonnen, dem Fußballgott meiner Kindheit, und ich will es mit drei ganz und gar diesseitigen Göttergeschichten beschließen, mit drei Geschichten über als »göttlich« bezeichnete Ikonen der Neuzeit.
    Im Zentrum der ersten Göttergeschichte steht Greta Garbo (1905–1990). Die schwedische Schauspielerin war einer der ganz großen Filmstars der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts und trug den Beinamen »Die Göttliche«. Doch der erste gesprochene Filmsatz ihrer Karriere war so gar nicht »göttlich«. Nachdem die Schwedin in etlichen Stummfilmen mitgespielt hatte, sprach sie 1930 im Tonfilm Anna Christie den allerersten Dialogsatz ihrer Karriere: »Gimme a whiskey, ginger ale on the side and don‘t be stingy, baby« (in der deutschen Version: »Whiskey – aber nicht zu

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