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Cantz schoen clever

Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Cantz
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Jerusalem«:
    Dänemark, Holland, Portugal: Stuhltanz, Stuhlpolonaise
    England, Frankreich, USA , Thailand: die tanzenden Stühle
    Russland, Schweden: Stürmische See
    Rumänien: Vöglein, such dein Nest
    Österreich: Reise nach Rom
    Israel: musikalische Stühle
    Philippinen, Deutschland: Reise nach Jerusalem
    Eigentlich würde sich für ein Spiel, bei dem es weniger Sitzplätze als Teilnehmer gibt, folgender Titel besser eignen: »Reise mit der deutschen Bahn«.
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    Regel Nummer 3 war besonders für mich interessant, denn ich war der Einzige, der sie immer wieder ignorierte. Für alle Nicht-Messdiener muss ich etwas ausholen: Zum liturgischen Equipment, für das wir Ministranten die Verantwortung trugen, gehörten zwei Kännchen. In einem war Wasser, im anderen Wein. Bei der Wandlung schüttete der Priester die beiden Flüssigkeiten zusammen und trank sie. Unmittelbar davor wurden ihm vom Messdiener die Finger gewaschen. Mit dem Wasser. Außer, wenn der Messdiener Guido Cantz hieß. Dann geschah das mit dem Wein. Riesling Spätlese. Lieblich. Klebrig. Kännchen vertauscht. Pech gehabt. Typisch Guido.
    Irgendwann nahm mich der Pastor nach der Messe zur Seite und sagte: »Guido, das ist doch nicht so schwer. Die Kännchen sind eindeutig gekennzeichnet.« Auf dem Wasserkännchen stand ein »A« für »Aqua«, das bedeutet Wasser. Und auf dem anderen steht ein »V« für »Vinum«, der Wein. Ich versprach, es nicht zu vergessen, dachte mir eine Eselsbrücke aus und wiederholte sie die ganze Woche, bis ich sie in- und auswendig konnte. Warum es dann immer noch nicht klappte, lag wohl an der Eselsbrücke: »A« stand bei mir für »Alkohol« und »V« für »Vittel«.
    Das war nicht das einzige Missverständnis, das auf meinen schlechten Lateinkenntnissen beruhte. »Habemus papam« zum Beispiel bedeutet, wie jeder Leser weiß, »Wir haben einen Papst«, und nicht, wie ich früher dachte: »Ich habe endlich die ›Pappe‹ – also den Führerschein.«
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    WIE GEIL IST DAS DENN?
    Jeder weiß: Wenn im Vatikan weißer Rauch aufsteigt, bedeutet das: »Wir haben einen neuen Papst« (bitte nicht verwechseln mit Sebastian Vettel. Da bedeutet weißer Rauch: »Wir haben einen defekten Kühler«). Solange der neue Kirchenvater jedoch noch nicht gewählt ist, steigt schwarzer Rauch auf. So weit, so bekannt.
    Aber wo kommen der schwarze und der weiße Rauch her? Die wahlberechtigten Kardinäle verbrennen nach jedem Wahlgang ihre Stimmzettel. Solange keine Mehrheit zustande kommt, wird den Zetteln Pech beigemischt, und es steigt schwarzer Rauch auf. Sind sich die abstimmenden Kardinäle endlich einig, kommen die Zettel ohne Zusatz in den Ofen, der Rauch färbt sich weiß, und alle freuen sich, trotz Feinstaub!
    Apropos Feinstaub: Findige Umweltfreunde haben festgestellt, dass Weihrauch unter die Feinstaubverordnung fällt (ein Weihrauch-Fass erzeugt 220 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft, der Grenzwert liegt bei 50 Mikrogramm) und daher eigentlich verboten werden müsste. Wir Messdiener wissen: zu Recht. Jeder, der schon mal bei der Weihnachtsmesse das Fass schwenken musste, hätte stattdessen lieber eine Stunde lang in einer geschlossenen Garage neben einem alten Mercedes 200 D mit laufendem Motor gestanden. Das wäre vermutlich sogar gesünder gewesen.
    In anderen Belangen muss sich die Kirche allerdings den modernen EU -Regeln beugen: Seit 1999 ist es gesetzlich vorgeschrieben, Hostienverpackungen mit einem Verfallsdatum zu versehen. So ein Quatsch. Was soll denn da stehen? »Mindestens haltbar bis: in alle Ewigkeit. Amen«?
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    Unter anderem wegen meiner (trotz meines großen Latinums) unzureichenden Lateinkenntnisse blieb mir eine große Kirchen-Karriere verwehrt. Da ich den rheinischen Dialekt besser beherrsche, setzte ich meine berufliche Laufbahn sicherheitshalber im Kölner Karneval fort.
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    GUT ZU WISSEN
    Erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) werden Messen nicht mehr zwingend auf Latein, sondern in der jeweiligen Landessprache gehalten. Gut, dass ich erst 1971 geboren wurde. Bei einer lateinischen Messe könnte ich nicht mal beurteilen, ob der Priester gerade das »Ave Maria« betet oder ob er durchsagt: »Der Fahrer des weißen Renault 4 mit dem Kennzeichen K - RY -104 wird gebeten, sein Auto wegzufahren. Es steht vor der Feuerwehrausfahrt.«
    Eine zweite Lockerung, die auf dem Konzil beschlossen wurde: Der Priester steht nicht mehr, wie früher, mit dem Rücken zur Gemeinde. Diese

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