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Cantz schoen clever

Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Cantz
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Mitbürger schreckten noch nicht einmal davor zurück, die 3000 Kilometer von Köln nach Ankara im Auto zurückzulegen. Da die meisten von ihnen kein pfeilschnelles PS -Monster, sondern eher einen alten Ford Transit zur Verfügung hatten, dauerte die Fahrt halt etwas länger. Aber man hatte in den großen Ferien ja sechs Wochen Zeit – das reichte immerhin schon mal für die Hinfahrt.
    Mittlerweile ist Fliegen die selbstverständlichste Sache der Welt. Oft ist das Flugzeug sogar die günstigere Alternative, erst recht, wenn man sich bei den sogenannten Billigfliegern umschaut. Allerdings sollte man sich die Angebote schon genau angucken: Eine Offerte wie »Frankfurt–London für 19,99 €« klingt zwar im ersten Moment hochattraktiv, bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass man tatsächlich für 19,99 von Frankfurt nach London fliegen kann. Schon der Ort der Abreise entspricht nicht den Tatsachen. Denn man startet nicht direkt von Frankfurt aus, sondern vielmehr vom ehemaligen Militärflughafen Hahn, dessen Bezeichnung »Frankfurt-Hahn« etwas irreführendist, da Hahn immerhin 100 Kilometer westlich der Bankenmetropole liegt. Würden alle so großzügig mit kommunalen Zuordnungen verfahren, wäre der Status meiner Heimatstadt Köln als Millionenstadt über Jahre hinaus gesichert: Denn dann würden unter anderem Aachen, Bochum, Bonn, Essen, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg und Wuppertal mit zum Kölner Stadtgebiet zählen.
    Und auch der Zielflughafen mit der Bezeichnung »London« muss nicht unbedingt fußläufig zum Big Ben liegen. Mit ein bisschen Pech liegt er noch nicht einmal in Großbritannien. Andererseits: Wer ein so günstiges Ticket kriegt, der kann sich für die 400 Kilometer in die Londoner Innenstadt ja auch mal ein Taxi leisten.
    Außerdem sollte man bei Billigangeboten mögliche Extrakosten berücksichtigen: Bei vielen sogenannten »Low-cost Carriern« muss man Zusatzgebühren für Gepäck, Essen oder Sitzplatzreservierung bezahlen. Eine Fluggesellschaft wollte allen Ernstes sogar mal Geld für die Toilettennutzung nehmen. Das geht in meinen Augen ein bisschen zu weit. Wo soll diese Art von Geldmacherei denn noch hinführen? Sauerstoffmaske nur nach Münzeinwurf? Ich stelle mir das schrecklich vor: Während die Maschine rasant an Höhe verliert, fragt man den Sitznachbarn: »Entschuldigung, hätten Sie vielleicht zwei Euro klein?« Und als Antwort kommt nur ein heiser geröcheltes: »Hhhhhhhhhhh …«
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    DAS GEHT JA GAR NICHT!
    Billigflug von Berlin-Schönefeld nach London-Stansted – Angebot und tatsächlicher Preis:

    Dazu kommen die Friseurkosten – denn ein solches »Angebot« ist selbstverständlich zum Haareraufen.
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    Ich möchte nicht, dass hier der Eindruck entsteht, es wäre unmöglich, günstig zu fliegen. Es geht schon. Allerdings nur satt, mit von zu Hause mitgebrachter Schwimmweste und ohne Gepäck auf einem Stehplatz von Grevenbroich-Kapellen nach Oberursel. Von Zwergen-Flughafen zu Zwergen-Flughafen geht immer was. Ich hatte übrigens einmal das zweifelhafte Vergnügen, auf dem Flughafen von Friedrichshafen, der unwesentlich größer ist als eine Doppelgarage, zwei Stunden lang auf einen verspäteten Flieger warten zu müssen. Um nicht vor Langeweile zu sterben, tat ich etwas, das ich sonst nie tue: Ich warf zwei Euro in einen Geldspielautomaten. Natürlich kam es, wie es kommen musste, und ich legte eine Sonderspielserievom Feinsten hin. Beinahe hätte ich den Flieger verpasst. Als ich dann einsteigen wollte, gab es auch noch Probleme: Denn durch die eimerweise gewonnenen Münzen hatte mein Handgepäck das zulässige Gewicht von fünf Kilo überschritten.
    Aber auch auf großen Flughäfen kann man in die Situation kommen, verhältnismäßig viel Zeit totschlagen zu müssen: Ein Freund von mir wollte vor Kurzem von Frankfurt über Rom nach Nairobi fliegen, wo seine Familie bereits Urlaub machte. Als er in Rom seine Anschlussmaschine suchte, war die nicht da. Sie war nicht defekt, verspätet oder entführt worden – sie war einfach nicht vorhanden. Niemand konnte sich erklären, wo sie abgeblieben war. Bari? Bermudadreieck? Bielefeld? Eine Mitarbeiterin der Fluggesellschaft behauptete sogar, der Flug habe nie existiert. Ein Mysterium, ein Fall für Akte X . Es hätte wenig gefehlt, und die Dame wäre heiliggesprochen worden, denn es handelte sich offensichtlich um ein Wunder. Und immerhin spielte das Ganze in Rom. Mein armer Freund musste geschlagene zwei Tage warten, bis er

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