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Cantz schoen clever

Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Cantz
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weiterfliegen konnte. Mit 50 Stunden Verspätung und einer veritablen Espresso-Vergiftung wurde er schließlich von seiner Familie am Flughafen von Nairobi in Empfang genommen, und er hatte dann doch noch einen schönen Aufenthalt dort. Ein besonderes Highlight des Urlaubs war, dass die fünfjährige Tochter mitten in der Serengeti ihren ersten Milchzahn verlor. Junge Eltern wissen: Das ist ein Fall für die Zahnfee. Die legt nämlich in der Nacht als Entschädigung für den verlorenen Zahn ein kleines Geschenk aufs Fensterbrett. Da die Einkaufsmöglichkeiten in der Wildnis jedoch eher beschränkt sind, kam die Zahnfee erst, als die Familie wieder in der Zivilisation angekommen war. Kommentar derFünfjährigen: »Die ist sicher über Rom geflogen!« Bestimmt hatte sie recht. Und der Weihnachtsmann sitzt vermutlich seit 32 Jahren in New York am J.F.K. Airport fest – und mit ihm die Carrera-Bahn, die ich mir mit sieben Jahren gewünscht und nie bekommen habe.
    Im Großen und Ganzen laufen Flugreisen allerdings problemlos ab. Der einzige echte Nachteil ist der Platzmangel an Bord. Die Sitzreihen in Flugzeugen scheinen von Jahr zu Jahr enger zusammengerückt zu werden, die Bewegungsfreiheit beschränkt sich damit auf ein Minimum. Pech hat der Sitznachbar von jemandem mit abstehenden Ohren: Kopffreiheit ade. Ein Interkontinentalflug in der Economy Class – und man hat eine abgeschlossene Ausbildung als Schlangenmensch. Mit ein wenig Geschick kann man die Enge an Bord erträglicher gestalten, indem man sich mit seinem Sitznachbarn abstimmt und immer dann einatmet, wenn er gerade ausatmet.
    Aber abgesehen vom Platzangebot tun die Fluggesellschaften alles dafür, den Gästen die Reise so komfortabel wie nur eben möglich zu machen: Zum Beispiel erwartet den Reisenden auf längeren Flügen eine größere Filmauswahl als in einem durchschnittlichen Kleinstadtkino. Außerdem gibt es im Halbstundentakt Snacks, Säfte und warme Mahlzeiten, und mit ein bisschen Glück werden sie sogar von Stewardessen verteilt, die mindestens genauso lecker sind wie das von ihnen angereichte Hühnchen-Gericht.
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    GUT ZU WISSEN
    Einstellungsvoraussetzungen für Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen (am Beispiel einer Schweizer Fluggesellschaft) und ihre wahre Bedeutung:
    Service-Orientierung: Auch wenn der Fluggast Ihnen an den Hintern griff, hat er ein Anrecht auf einen heißen Kaffee – und zwar im Becher, und nicht auf der Hose.
    Teamfähigkeit: Sie sind bereit, mit dem Piloten zu schlafen.
    Gepflegtes Äußeres: Der Pilot ist bereit, mit Ihnen zu schlafen.
    Freundliches Auftreten in Krisensituationen: Kein Problem. Sackt die Maschine nach unten, bleiben die Mundwinkel automatisch oben.
    Mindestgröße 1,60 m: Man muss Sie nicht hochheben, damit Sie an die Gepäckfächer kommen.
    Angemessenes Körpergewicht: Man könnte Sie aber hochheben, damit Sie an die Gepäckfächer kommen.
    Mittlere Reife: Damit kennen sich die Schweizer aus, Stichwort »Emmentaler«.
    Sprachkenntnisse: Was heißt »Scheiße, Scheiße, Scheiße – wir stürzen ab!« noch mal auf Dänisch?
    Flugtauglichkeit: Sie sind ein Engel.
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    Ich liebe es zu fliegen. Besonders spannend finde ich die Rückreise vom Urlaubsort nach Hause. Beim Einchecken beobachte ich gerne die Mitreisenden – vor allem diejenigen, die versuchen, sperrige Andenken mit nach Hause zu nehmen: Sombreros, groß wie Radioteleskope, Strohesel in Lebensgröße, riesige Totempfähle aus extrem schwerem Tropenholz, exotische Saiteninstrumente mit meterlangen Hälsen, lebensgefährliche Massai-Speere made in China – Souvenirs, die bei aller Unterschiedlichkeit eins gemeinsam haben: Sie haben keine schöne Zukunft. Denn die meisten von ihnen wandern zu Hause sofort in den Keller und zwei Jahre später von dort aus zum Schrottwichteln oder direkt in den Sperrmüll. Ich kenne zumindest kaum jemanden, der seine Mitbringsel regelmäßig hervorholt und an Weihnachten, in seinen peruanischen Poncho gewandet, auf einer hawaiianischen Schildkrötenpanzer-Laute »Stille Nacht, heilige Nacht« zupft, während die Gattin in einer aus dem Rumänien-Urlaub mitgebrachten Bauerntracht gedankenverloren auf einem tibetanischen Gebetsgong den Takt angibt. Was auch daran liegen kann, dass die meisten dieser Andenken eh nicht durch den Zoll kommen. Selbst wenn sie nicht so exotisch sind wie das Mitbringsel eines zypriotischen Mönchs, der an einem griechischen Flughafen mit dem kompletten Skelett einer Nonne erwischt

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