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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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Liebe, hat es Ihnen denn ein anderer Italiener
besonders angetan?« Ihre offene Neugierde ist fast rührend.
    »Hm.« Ich stapele die leeren Tassen ins Spülbecken.
    »Ah, verstehe. Che bello, wie schön, eine
junge, kleine Liebe«, freut sie sich. Sie greift nach der Proseccoflasche auf
dem Tisch und macht sich auf, sie zu entkorken und zurück zu ihren Freundinnen
in den Flur zu verschwinden.
    »Denkt euch nur«, höre ich sie zu meiner Fassungslosigkeit
verkündigen, »unsere signorina hier hat schon einen
jungen Verehrer gefunden.« Ich höre Ohs und Ahs, von denen ich mindestens die
Hälfte als Erleichterung im Hinblick auf Giorgios Verfügbarkeit deute.
    »Also bitte , die Damen«, rufe ich aus der
Küche und marschiere mit frischen Sektgläsern bewaffnet in den Flur, um sie mit
energischer Geste klirrend auf der Anrichte abzustellen.
    »Wer ist denn der Glückliche?«, will eine der Damen wissen.
    »Sag ich nicht.« Ich weiß nicht, ob ich amüsiert oder empört sein
soll.
    »Und wann sehen Sie sich wieder?«, fragt mich unbeeindruckt eine
andere.
    Ich zögere. »Weiß ich nicht«, gebe ich dann zurück.
    »Wie, Sie wissen es nicht?«
    »Wir sind nicht verabredet …« Langsam werde ich ungeduldig.
    »Sie sind verliebt, aber nicht verabredet. Was ist das denn?«, ruft
die Dame von vorhin aus der Küche pikiert. Offenbar traut sie meiner Geschichte
nun nicht mehr und sieht Giorgio erneut in Gefahr.
    »Es ist so«, ich gebe auf, »ich warte gerade auf seinen Anruf.«
    »Ahhh, capito. « Kollektives
verständnisvolles Nicken.
    »Aber wenn er anruft«, eine Dame mit grauen Löckchen im hellblauen
Satinmorgenmantel beugt sich vor, »machen Sie am besten Nägel mit Köpfen.
Italiener muss man fordern, sonst tanzen sie einem auf der Nase herum. Entweder
ersetzen Sie ihm die Mutter oder Sie werden immer nur una
stellina , ein Sternchen, für ihn bleiben, verstehen Sie?«, redet sie
eindringlich auf mich ein.
    »Ich will ganz bestimmt nicht seine Mutter sein«, gebe ich
erschrocken zurück. Das fehlte noch. Ich sehe mich schon in einer
Kittelschürze, mit beachtlicher Wampe und kissenartigen Hängebrüsten in einer
schäbigen Küche vor einem Herd stehen und Tomatensoße kochen.
    »Eh, cara, so ist das nun mal in Italien.
Wenn Sie einen Mann erobern wollen, müssen Sie besser sein als seine Mutter.
Sonst werden Sie immer nur eine kurze Geschichte bleiben.«
    Das fängt ja gut an.
    In dieser Nacht schlafe ich nicht gut. Ich träume von
Schwiegermüttern in bunten Kittelschürzen, von läutenden Telefonen ohne einen
Anrufer in der Leitung und von besorgten Gesichtern um mich herum, die mir
einreden, bloß nicht nur ein »Sternchen für ihn« zu bleiben. Mit entsprechend
starkem Herzklopfen werde ich wach, als es draußen noch dämmerig ist.
    Ich hüpfe unter die Dusche, ziehe meinen
Ich-bleibe-heute-zu-Hause-Trainingsanzug an und gehe in die Küche. Trotz der
frühen Stunde steht Giorgio bereits am Herd.
    »Komm ja nicht näher!«, begrüßt er mich mit einer abweisenden
Handbewegung. »Den Kaffee in diesem Hause koche von nun an nur noch ich.«
    »Gestern Abend war ich dir aber nicht zu schlecht dafür«, brumme
ich.
    »Da hatte ich keine Wahl. Das war ein professioneller Notfall.«
    »Ein recht großer Fanclub, deine professionellen Notfälle«, ziehe
ich ihn auf.
    »Ich bin noch jung und brauche das Geld.« Giorgio zwinkert mir zu
und streicht sich durch die grauen Haare. »Süß und blond wie du?«
    »Was?«
    »Deinen Kaffee.«
    »Ach so, ja immer, weißt du doch.« Diesen Witz habe ich ihm
schließlich beigebracht.
    Er stellt eine Tasse Kaffee mit reichlich Milch und Zucker vor mir
ab und setzt sich zu mir an den Tisch. » Allora bella, was hat denn meine schöne Deutsche in den nächsten Tagen vor?«
    »Nichts Besonderes, außer ins Büro zu gehen. Ich warte immer noch
auf Paolos Anruf«, entgegne ich zögernd.
    » Cosa? Was? Von diesem Neapolitaner? Hat
der sich etwa noch nicht gemeldet?« Mein Vermieter schaut mich mitleidig an,
als hätte ich ihm soeben erklärt, ich wolle mich lebendig begraben lassen.
    »Wir haben uns doch gerade erst gesehen«, entgegne ich schwach.
Verteidige ich eigentlich gerade mich oder Paolo?
    » Tesoro, Schätzchen, wir haben heute
Dienstag. Wann habt ihr euch getroffen? Vorgestern! Kannst du mir erklären, wieso
ein Mann, der halbwegs klar im Kopf ist, mehrere Tage braucht, um eine schöne
Frau anzurufen, die ihm zu Füßen liegt?« Er stemmt entrüstet die Hände auf der
Tischplatte

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