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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
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fassen«, sagte sie. Die Szene da draußen hatte etwas Irreales. Als wäre das Ganze nur ein Teil ihres Traumes gewesen.
    Zoe setzte sich neben sie. »Ich weiß. Sie ist sicher gestolpert und reingefallen, oder?«
    Cara nickte. »Ja, vermutlich. Sie war ziemlich betrunken.« Ihr schauderte bei der Erinnerung daran, wie Sydneys Kopf zur Seite gekippt war, als man sie aus dem Pool gezogen hatte.
    Cara schloss die Augen und spürte, wie ihr Zoes warme Hand wieder und wieder übers Haar strich. Endlich fühlte sie sich in der Lage, wieder unter die Bettdecke zu kriechen, und lange, lange Zeit später fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Kapitel 6
    D ie Durchsage dröhnte am Montagmorgen in der ersten Stunde aus den Lautsprechern. » Alle Schüler werden aufgefordert, sich umgehend zu einer Vollversammlung in die Turnhalle zu begeben «, verkündete Ms Sitwells metallische Stimme. Cara ließ ihren Blick durch das Klassenzimmer schweifen. Seit sie vor einer halben Stunde das Foyer betreten hatte, rechnete sie fest damit, die Neuigkeit von Sydneys Tod irgendwo aufzuschnappen. Doch niemand schien in irgendeiner Weise bekümmert. Alle Schüler erhoben sich quatschend und steckten ihre Hefte in die Taschen. Alexis’ Stuhl war auffallend leer.
    »Du musst mir nachher genau erzählen, was sie in der Schule gesagt haben«, waren Zoes Worte gewesen, als Cara sich morgens auf den Weg gemacht hatte.
    »Und du wirst es ganz bestimmt hier aushalten?«, hatte Cara zum hundertsten Mal gefragt.
    Zoe hatte im Schneidersitz auf dem Bett gesessen, die Bettdecke um ihre Taille gerafft. Ihr Gesicht hatte im frühmorgendlichen Licht verquollen gewirkt. »Hör auf, dich wie eine Glucke zu benehmen. Ich hab was zu knabbern, Zeitschriften und deinen Laptop, ich bin also bestens ausgestattet – und du siehst besser zu, dass du nicht zu spät kommst.« Damit hatte Zoe sie zur Tür hinausgewunken.
    Cara hievte sich ihren Rucksack auf die Schultern und folgte einer Flut von Schülern zur Turnhalle. Die rot gefärbte Szene in ihrer Erinnerung schien bei Tageslicht unwirklicher denn je, überlagert von banalen Dingen wie dem Heraussuchen frischer Unterwäsche und einem Glas Orangensaft, das sie zum Frühstück getrunken hatte. Aber Zoe war dabei gewesen – sie hatte alles miterlebt. Es war tatsächlich geschehen.
    Die riesigen Metalltribünen waren bereits überfüllt, als Cara in der Turnhalle eintraf. Sie quetschte sich am Ende einer Bank neben zwei Neuntklässler, die sich die Kopfhörer eines iPods teilten. Es herrschte ohrenbetäubender Lärm – Schüler unterhielten sich lautstark, kramten in ihren Taschen oder verschickten SMS , trotz des Handyverbots während der Schulzeit. Cara durchsuchte die Menge nach Alexis, konnte sie aber nirgends entdecken. Ihr Blick fiel auf die anderen Mädels von der Party, die dicht zusammengedrängt auf einer der obersten Bänke saßen und sich flüsternd unterhielten. Ansonsten schien niemand zu ahnen, dass irgendetwas nicht stimmte.
    »Ruhe, bitte!« Mr Barre, der Schulleiter, war vor die Menge getreten. Seine Glatze glänzte, als hätte er sie frisch poliert. Neben ihm standen zwei Frauen und ein Mann in Stoffhose und Strickpulli sowie die Vertrauenslehrerin, Mrs Laudeman. Mr Barre klopfte gegen das Mikro. »Hallo? Ist das hier an? Hallo?«
    Der Physiklehrer joggte nach vorn und legte unten am Mikro einen Schalter um. Er schenkte Mr Barre ein Lächeln, ehe er an seinen Platz zurückjoggte.
    »Danke, Rob.« Das Mikro jaulte, und einige der Schüler hielten sich die Ohren zu. Mr Barre räusperte sich. Nach und nach wurde es in der Halle still. »Liebe Schüler und Schülerinnen, ich muss Ihnen leider heute Morgen eine traurige Mitteilung machen. Eine unserer Oberstufenschülerinnen, Sydney Powers, ist am Freitagabend bei sich zu Hause ums Leben gekommen.«
    Die Menge schnappte kollektiv nach Luft. Eine der jungen Schülerinnen neben Cara schlug die Hände vor den Mund. Mr Barre wollte fortfahren, doch er wurde vom donnernden Zufallen einer der Hallentüren unterbrochen. Alle Köpfe schnellten herum.
    Cara setzte sich aufrecht hin, als sie Alexis erblickte, die von Ethan begleitet in die Halle wankte. Er hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt, um sie zu stützen, da sie offenbar kaum in der Lage war, sich auf den Beinen zu halten. Die anderen Schüler waren mucksmäuschenstill, so als würden sie auf den Beginn einer Vorstellung warten. »Ich kann’s einfach nicht fassen, dass sie nicht mehr da

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