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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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und dicht waren.
    »Wissen Sie
was« fing er an, »ich brauche nicht zu heiraten. Ich habe unheimlich viel Geld
an der Börse gemacht.«
    »Sie wollen
mich also nicht heiraten?« fragte Carina schwach. »Nun, um es geradeheraus zu
sagen – nein.«
    »Oh.«
    »Sehen Sie,
wir passen nicht zusammen. Ich fürchte, ich habe Ihren Vater in die Irre
geführt. Ich habe mich insgeheim lustig über ihn gemacht. Ich habe ihm gesagt,
daß ich intelligente Frauen nicht ausstehen kann, aber ich habe gelogen. Ich
verehre intelligente Frauen geradezu.«
    »Wollen Sie
damit etwa sagen«, fragte Carina langsam und vorsichtig, »daß Sie mich nicht
für intelligent halten?«
    »Sie sind
schön und charmant«, sagte er und sah sie um Verzeihung bittend an, »aber eine
intelligente Frau weiß, was sie will, und Sie ... nun ... ›Tu nihil
invita dices faciesve Minerva.‹«
    »Ich
fürchte, ich ...«
    »Nein,
natürlich nicht, ich habe ganz vergessen, daß Sie vermutlich nicht Latein
können.«
    »Im
Gegenteil«, log Carina, »ich kann Latein ...«
    »Ich habe
Horaz zitiert ...«
    »Es ist
nicht nötig, das Zitat zu übersetzen ...«
    »Und ich
habe gesagt: ›Sie werden weder etwas tun noch etwas sagen, was Minerva nicht
gutheißt.‹«
    »Ich weiß
sehr wohl, was Sie gesagt haben«, gab Carina, die ganz rot geworden war,
zurück. »Wie können Sie es wagen, mich als unintelligent zu bezeichnen. Woher
wollen Sie das denn wissen? Sie sprechen die ganze Zeit über belangloses Zeug.
Ich dagegen sehne mich nach jemandem, der mit mir über Politik spricht, zumBeispiel.«
    »Aber gewiß
doch«, sagte er. »Ich würde so gerne Ihre Meinung zur Parlamentsreform hören.
Ich bin der Ansicht, daß Lord Liverpool und Lord Sidmouth die radikale
Fraktion ermutigen, so daß eine aufgeschreckte Mittelklasse alle möglichen
repressiven Maßnahmen unterstützen wird. Die Folge wird sein, daß die Vormachtstellung
der Konservativen bestehenbleibt. Was meinen Sie?«
    »Ich glaube
nicht, daß Sie meine Ansichten dazu verstehen würden«, sagte Carina und
versuchte, Zeit zu gewinnen. Denn sie hatte nicht die geringste Ahnung, wovon
er sprach.
    »Aber
jemand, der intelligent und gut informiert ist, wird doch wohl fähig sein,
seine Ideen mitzuteilen. Bitte, reden Sie.«
    »Was soll
das Ganze!« rief Carina aus und sprang auf. »Sie wollen mich sowieso nicht
heiraten.« Und überwältigt von der plötzlichen Erkenntnis ihrer selbstmörderischen
Torheit, mit einem Mann, der sie wahrscheinlich mißbrauchen würde, zu
entfliehen, brach Carina in Tränen aus und ließ sich wieder neben Lord Harry
nieder.
    Guy hatte
sich in dieser schrecklichen Nacht genüßlich im Sessel zurückgelehnt und es zugelassen,
daß seine Freunde sie belästigten. Gott allein wußte, was er ihr antun würde,
wenn sie erst einmal verheiratet waren. Niemals zuvor hatte sich Carina so
klein und so dumm gefühlt.
    Ein
tröstender Arm stahl sich um ihre Schultern, und ein großes Taschentuch tauchte
vor ihrer Nase auf.
    Carina nahm
es dankbar, putzte sich die Nase und trocknete ihre Augen.
    »Ich
dachte, ich mache Ihnen eine Freude«, hörte sie Lord Harrys Stimme an ihrem
Ohr, »wenn ich Ihnen sage, daß ich nicht zu heiraten brauche. Wissen Sie, es
blieb mir nichts anderes übrig als festzustellen, daß Sie nicht gerne mit mir
zusammen sind. Ich habe auch einen Besuch Ihres Vaters über mich ergehen
lassen, bevor er zurück aufs Land ging. Der arme Mann! Er war hin- und
hergerissen zwischen der Reue, daß er Sie zu dieser Verlobung gezwungen hat,
und den Freuden der Jagd. John Summer hatte ihm geschrieben, daß das Wetter
herrlich sei und daß sich ein neugieriger Fuchs nur ein paar Meilen vom
Pfarrhaus entfernt herumtreibe. Ich habe ihn aus seiner Verlegenheit befreit
und ihm gesagt, daß ich Sie nicht heiraten werde. Dann folgte ihm Lord
Sylvester direkt auf den Fersen. Er sagte, Sie haben solche Angst vor mir und
er und seine Frau hätten ihr Bestes getan, um Sie von mir fernzuhalten, da sie
wußten, daß Sie sich dagegen wehren würden, wenn Sie sich auch nur das
geringste aus mir machen würden. Aber Sie haben sich nicht dagegen gewehrt.
Also mögen Sie mich nicht. Also habe ich auch ihm gesagt, daß ich Sie nicht
heiraten werde.«
    »Oh«,
hauchte Carina jämmerlich und fragte sich, warum sie jetzt nicht glücklich war.
    »Ich habe
mir um Mr. Armitage Sorgen gemacht. Er erzählte mir, Sie würden ihn hassen und
verabscheuen, und er sei selbst schuld daran. Er war ganz außer sich,

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