Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
Gruß von meinem Chef, er hätte die Polizeipräsidentin nicht erreichen können, und meine Kollegen hätten uns auf ihren Monitoren über das Gelände spazieren sehen. Sie sollen von hier verschwinden, sagt er. Und zwar auf der Stelle, sage ich.«
    »Tut mir wirklich leid. Sagen Sie ihm, ich hätte Sie angeschwindelt. Aber danke, wir haben jetzt auch genug gesehen.«

    »Assad, bist du okay?«, fragte Carl, nachdem sie einen Großteil Fünens schweigend durchquert hatten.
    »Ja, ja, kümmere dich einfach nicht um mich.« Er richtete sich auf. »Du musst die Abfahrt 55 nehmen«, sagte er und deutete auf das Navi.
    Sollte der kleine Klugscheißer das nicht von sich aus ankündigen?
    Da kam der Hinweis auch schon: »In sechshundert Metern rechts abbiegen«, schnarrte die metallische Stimme aus dem Gerät.
    »Du brauchst mir den Weg nicht zu weisen, Assad. Das kann das Navi schon allein.«
    »Und dann nehmen wir die 329 nach Hindevad«, fuhr Assad unverdrossen fort. »Von dort sind es nur etwa zehn Kilometer bis Brenderup.«
    Carl seufzte. Das klang, als wären es zehn Kilometer zu viel.
    Nach weiteren Kommentaren im Zwanzig-Sekunden-Takt deutete Assad endlich auf ihr Ziel.
    »Da ist also das Haus, in dem Tage wohnte«, meldete er sich knapp zwei Sekunden vor dem Navi zu Wort.
    »Haus« war fast zu viel gesagt. Es war eher ein schwarz gebeizter Holzschuppen mit Jahresringen vom Fundament bis zum verwitterten Wellblechdach, in den allerlei seltsame Materialien, von Gasbetonsteinen bis Eternitplatten, eingebaut waren. Wahrlich kein Schmuckstück für Brenderup, dachte Carl, als er ausgestiegen war und sich die Hose zurechtzupfte.
    »Und du bist dir ganz sicher, dass sie uns erwartet?«, fragte er, nachdem er zum fünften Mal die Türklingel betätigt hatte.
    Assad nickte. »Am Telefon wirkte sie äußerst zuvorkommend«, bekräftigte er. »Sie hat nur ein bisschen gestottert, aber die Verabredung steht.«
    Carl nickte. Äußerst zuvorkommend. Wo er das wohl wieder aufgeschnappt hatte?
    Sie hörten den Hustenanfall noch vor den Schritten, das sprach eindeutig dafür, dass dort drinnen Leben existierte.
    Das Dauergehuste hatte seinen Ursprung in einer Mischung aus Raucherlunge und Katzenhaaren und trug sicher nicht unerheblich dazu bei, einen konzentrierten Alkoholgeruch in der Bude zu verbreiten. Aber trotz dieses unbestreitbaren Handicaps und obwohl das Haus als menschliche Behausung völlig ungeeignet war, vermochte sich dieses betagte Wesen namens Mette Schmall mit einer Eleganz durch das Etablissement zu bewegen, als wäre sie die Schlossherrin auf Havreholm.
    »Ja, also T... Tage und ich, w... wir waren nicht v... verheiratet, aber der A... Anwalt meinte, wenn ich für das Haus bieten würde, k... könnte ich es v... vielleicht auch bekommen.« Sie zündete sich eine Zigarette an. Bestimmt nicht die erste heute.
    »Z... Zehntausend Kronen, und das war v... verdammt viel Ge... Geld 1994, als das N... Nachlassv... verfahren endlich abgeschlossen war.«
    Carl sah sich um. Seiner Erinnerung nach kostete eine Videokamera damals so um die zehntausend, und das war sehr viel Geld für eine Videokamera - aber nicht für ein Haus, ganz sicher nicht. Andererseits, dann doch lieber eine gute Videokamera besitzen als diese Anhäufung ausrangierten Baumaterials.
    »T... Tage wohnte da drinnen«, sagte sie und schob gutmütig zwei Katzen zur Seite. »Ich komme n... nie hierher. Das w... wäre irgend w... wie v... verkehrt.«
    Sie öffnete eine Tür, die mit alten Werbeplakaten diverser Schmierölfirmen zugeklebt war. Der Gestank, in den sie nun eintraten, war noch schlimmer als der, aus dem sie kamen.
    Assad fand die Tür ins Freie, und Assad fand auch die Ursache des Gestanks: fünf Weinflaschen in der Ecke beim Bett, jede mit Urinresten gefüllt. Dem Aussehen der Flaschen nach zu urteilen, waren sie mal ganz voll gewesen, denn das Glas war im Laufe der Zeit blind geworden von den Ablagerungen, die sich bildeten, wenn Pisse verdunstete.
    »Na, die hätten r... rausgeschmissen werden m... müssen«, sagte die Frau und warf die Pullen zwischen das Unkraut vorm Haus.
    Sie standen nun in einer Kombination aus Fahrrad- und Mopedwerkstatt. Jede Menge Werkzeug und alter Plunder und mittendrin ein Bett. Das Bettzeug hatte dieselbe Farbe wie der ölfleckige Fußboden.
    »Tage hat Ihnen nicht erzählt, was er an dem Tag vorhatte, als er wegfuhr?«
    »Nein. Er t... tat auf einmal so g... geheimnisv... voll.«
    »Okay. Dürfen wir uns

Weitere Kostenlose Bücher