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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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umsehen?«
    Sie machte eine Geste, die sich als »Bitte sehr« interpretieren ließ.
    »Ja, hier ist k... keiner mehr gew... wesen, s... seit der Dorfpo... polizist damals hier drin war«, sagte sie und zupfte an der Bettdecke.
    »Flotte Plakate«, sagte Assad und deutete auf die Doppelseiten-Mädchen.
    »Ja, das war noch vor Silikon, Ladyshaver und Tätowiernadeln und dem ganzen Kram«, knurrte Carl und nahm einen Stoß Papiere hoch, der auf einer Eierpalette voller Kugellagerkugeln thronte.
    Dass in diesem Chaos irgendetwas zu finden sein sollte, was ihnen einen Hinweis auf Tage Hermansens weiteres Schicksal geben könnte, war schwer vorstellbar.
    »Hat Tage jemals von einem Mann namens Curt Wad gesprochen?«, fragte Assad.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Aha. Und über wen hat er geredet, können Sie sich daran erinnern?«
    Erneutes Kopfschütteln. »Über n... niemanden. Er redete meistens über K... Kreidler-Florett und P... Pucher und SCO.«
    Assad hatte keinen Schimmer, was das für Namen waren, das war nicht zu übersehen.
    »Das sind Mopedmarken, Assad. Wrumm, wrumm, du weißt schon.« Carl drehte an imaginären Handgriffen.
    »Hat Tage Geld hinterlassen?«, fuhr er fort.
    »Keine Krone, n... nein.«
    »Hatte er Feinde?«
    Als sie anfing zu lachen, wurde daraus ein länger andauernder Hustenanfall. Nachdem sie sich die Augen gewischt hatte, sah sie Carl vieldeutig an.
    »Was glauben Sie denn?« Sie deutete auf die Hinterlassenschaften. »Diese B... Bescherung hier ist ja nicht gerade das, was ein braver B... Bürger in seiner Umgebung haben will, oder?«
    »Okay, man hätte es sicher gern gesehen, wenn er sich ein bisschen mehr um die Behausung hier gekümmert hätte. Aber seither hat sich ja auch nichts verändert, das kann also nicht das Motiv für sein Verschwinden gewesen sein. Fällt Ihnen ein anderes Motiv ein, Frau Schmall?«
    »N... Nicht das geringste.«
    Er sah, wie Assad an den doppelseitigen Postern herumfummelte. Wollte er sich etwa eines davon mit nach Hause nehmen?
    Im nächsten Moment hielt Assad ihm einen Umschlag vor die Nase.
    »Der hing da oben.«
    Assad deutete auf eine Stecknadel, die in der Celotexplatte direkt über einem der nackten Mädchen steckte.
    »Hier, du kannst das Loch noch sehen. Der Umschlag war mit zwei Nadeln befestigt, siehst du?«
    Carl kniff die Augen zusammen. Wenn Assad das sagte, stimmte es sicher.
    »Und dann ist die eine Nadel rausgefallen und der Umschlag halb hinters Plakat gerutscht, weil er noch an der anderen Nadel hing.«
    »Was ist denn mit dem Umschlag?«
    »Na ja, der ist leer, aber schau mal auf die Rückseite«, antwortete Assad.
    Carl las. »Nete Hermansen, Peblinge Dossering 32, 2200 København N.«
    »Und jetzt sieh dir mal den Poststempel an.«
    Der war zwar ziemlich verblasst, aber lesbar: 28/8/1987 stand da. Das war genau eine Woche, bevor Tage verschwunden war.
    Sicher sein, dass das etwas zu bedeuten hatte, konnten sie natürlich nicht. Obwohl - war es nicht immer so, dass man Sachen fand, die mit der Zeit unmittelbar vor dem Verschwinden ihres Besitzers verknüpft waren? Denn wer befreite schon - der guten Ordnung halber - seine Wohnung von allem Datierten, ehe er verschwand? Wenn jemand das tat, dann steckte ganz klar Absicht dahinter, dann wusste derjenige, dass er verschwinden würde.
    Carl sah Assad an. Dem flogen tausend Gedanken durch den Kopf, das war nicht zu übersehen.
    »Ich rufe Rose an«, murmelte er und gab schon ihre Nummer ein. »Die muss sofort von diesem Umschlag erfahren.«
    Konzentriert ließ Carl den Blick durch die Werkstatt schweifen. Wo ein Umschlag war, musste eigentlich auch ein Brief sein. Vielleicht versteckte er sich hinter einem Poster, vielleicht lag er unterm Bett oder im Papierkorb? Sie würden hier doch noch mal gründlicher durchgehen müssen.
    »Wissen Sie übrigens, Frau Schmall, wer diese Nete Hermansen ist?«, fragte er.
    »Nein. Aber mit dem N... Namen wird sie wohl zur F... Familie gehören.«

    Nach einer Stunde vergeblichen Suchens in Tages Hinterlassenschaft und einer Dreiviertelstunde Fahrt über Fünen gelangten sie wieder zu dieser gewaltigen Brücke, die Fünen und Seeland miteinander verbindet und deren Pylone heute den Himmel aufzuspießen schienen.
    »Na, da haben wir diesen Scheißflecken Erde ja wieder«, sagte Assad und deutete auf die Insel Sprogø, die sich im Dunst abzeichnete.
    Eine Weile schaute er schweigend in Richtung des Eilandes, dann wandte er sich an Carl.
    »Und wenn Herbert

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