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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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sich immer abgeschlossen war, hatte sie irgendwie manipuliert.
    Aus einiger Entfernung sah Nete, wie die Gestalt am Hühnerhaus vorbeihuschte und weiter über die Felder lief. Sie bewegte sich durch die Dunkelheit, als würde sie jeden Stein und jede Pfütze auf dem Weg kennen.
    Zweifelsohne war Rita auf dem Weg zur »Freiheit«, wie die Mädchen das kleine Haus ganz im Westen der Insel nannten. Dort durften die besonders braven Mädchen hin und wieder eine Woche verbringen, allerdings nur tagsüber. Das waren die sogenannten »Ferien«. Früher hatte man es »Pesthaus« genannt, weil es in alten Zeiten als Quarantänestation für erkrankte Seeleute gedient hatte. Dass es noch immer ein Pesthaus war, erfuhr Nete in dieser Nacht.
    Mehrere kleine Boote mit Netzen und Fischkästen waren dicht am Haus auf den Strand gezogen, und aus dem Fenster drang der Lichtschein von Petroleumlampen.
    Vorsichtig schlich Nete sich näher heran und spähte durchs Fenster. Völlig überrumpelt vom Anblick, der sich ihr bot, schnappte sie nach Luft. An einem Ende des kleinen Esstischs lagen Kartons mit Zigarettenpackungen, am anderen Ende stand Rita vornübergebeugt. Die Hände hatte sie auf die Tischplatte gestützt und das nackte Hinterteil so weit zurückgeschoben, dass der Mann hinter ihr ungehindert sein Glied in sie hineinstoßen konnte.
    Hinter ihm standen zwei weitere Männer und warteten, dass sie an die Reihe kamen. Mit rot glänzenden Gesichtern sahen sie konzentriert zu. Es waren drei Fischer, und den ganz rechts kannte Nete nur allzu gut.
    Das war Viggo.

    Sie erkannte Viggos Stimme in der Gegensprechanlage sofort wieder. Diesmal lauschte sie mit klopfendem Herzen, wie sich die Schritte im Treppenhaus näherten. Als sie die Tür öffnete, wusste sie sofort, dass es schwerer werden würde als bei den zwei anderen.
    Mit dunkler Stimme begrüßte er sie, und er trat auf den Flur, als käme er nicht zum ersten Mal. Er war noch immer ein gut aussehender Mann, der ohne Weiteres Gefühle auslösen konnte, genau so wie damals auf dem Jahrmarkt. Die früher so wettergegerbte Haut war zarter, die Haare etwas ergraut, sie wirkten weich.
    So weich, dass sie sich vornahm, ihm mit den Fingern durchs Haar zu fahren, wenn sie ihn erst einmal umgebracht hatte.

30
    November 2010
    C arl wachte auf und war verwirrt. Er wusste weder, welcher Tag war, noch, warum ihn das Schlafzimmer an den Basar im Gellerup-Park erinnerte. Lag das an den Gerüchen, die ihm in die Nase stiegen, dieser Mischung aus Assads Sirupgebräu, vergessenem Shawarma und Arztpraxis?
    Er griff nach der Armbanduhr. Fünfundzwanzig Minuten nach neun.
    »Scheiße!« Mit einem Satz war er aus dem Bett. »Warum hat mich keiner geweckt?« Jetzt kam Jesper zu spät, und er im Übrigen auch.
    Nur fünf Minuten brauchte er, dann hatte er den Schweiß vom Vortag weggezaubert und war in einigermaßen saubere Klamotten gestiegen. »Jesper, los, komm!«, rief er und trommelte zum zweiten Mal an dessen Zimmertür. »Du kommst zu spät, und daran bist du verdammt noch mal selbst schuld!«
    Nachdem er seine Schuhe angezogen hatte, donnerte er noch einmal gegen die Zimmertür seines Stiefsohns, dann flog er förmlich die Treppe hinunter.
    »Äh, Carl, was hast du vor? Bist du auf dem Weg zum Gottesdienst? Der ist erst um zehn!« Morten stand im Schlafanzug und mit seiner Lieblingsschürze am Herd und sah aus wie eine Parodie seiner selbst.
    »Guten Morgen, Carl«, tönte es aus dem Wohnzimmer. »Da hast du ja wohl ein ganz ordentliches Nickerchen gemacht.«
    Putzmunter und lächelnd sah ihm ein von Kopf bis Fuß in Weiß gekleideter Mika entgegen. Vor ihm lag Hardy nackt auf seinem Lager, und auf dem Rolltisch neben seinem Bett standen zwei Schüsseln mit dampfender Flüssigkeit. In die tauchte Mika einen Lappen, wrang ihn aus und klatschte ihn auf Hardys schlaffen Leib.
    »Wir machen Hardy gerade mal etwas frisch. Er fand selbst, dass er nicht gut roch. Jetzt bekommt er ein kombiniertes Kampfer- und Mentholbad. Damit werden wir den Geruch schon in die Flucht schlagen, was sagst du, Hardy?«
    »Ich sage guten Morgen«, antwortete es vom oberen Ende des bleichen, mageren Körpers.
    Carl runzelte die Stirn, und in dem Moment, als Jesper aus dem ersten Stock herunterbrüllte, Carl sei doch ein absoluter Vollpfosten, rutschte in Carls Hinterkopf der Kalender an den richtigen Platz.
    Scheiße, heute ist ja Sonntag!, dachte er und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
    »Was ist hier

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