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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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eigentlich los, Morten? Willst du ein Café für Trucker eröffnen?« Er deutete auf die Pfannen und Töpfe.
    Dann schloss er die Augen und versuchte, sich das bescheuerte Gespräch mit Mona vom Vorabend in Erinnerung zu rufen.
    Nein, er könne leider nicht zu ihr kommen, sie wolle Mathilde besuchen, hatte sie gesagt.
    Mathilde?, hatte er gefragt. Wer ist das?
    Noch in derselben Sekunde hätte er sich für die idiotische Frage am liebsten geohrfeigt.
    Meine älteste Tochter, Carl.
    Mona hatte so kühl reagiert, dass er sich bis ins Morgengrauen im Bett gewälzt hatte. Verdammte Kacke. Hatte sie überhaupt jeden Namen dieser Tochter erwähnt? Hatte er andererseits je danach gefragt? Wohl eher nicht. Nun war es passiert.
    Er hörte Morten im Hintergrund etwas murmeln, verstand es aber nicht. »Sag's noch mal«, bat er.
    »Frühstück ist fertig, Carl. Gute Hausmannskost für alle hungrigen Seelen, unter ihnen zwei sehr verliebte.« Mortens Wimpern gerieten bei dem Wort »verliebt« völlig außer Rand und Band.
    Mannomann, der hat das Tor zu seinem Innersten aber verdammt weit aufgestoßen, dachte Carl. Wurde auch Zeit.
    Morten verteilte die Kreationen. »Bitte sehr. Ein Hauch Knoblauch auf Scheiben von geräucherter Lammbratwurst und Schafskäse. Gemüsesaft und Hagebuttentee mit Honig.«
    Allmächtiger, dachte Carl, soll ich mich vielleicht doch lieber wieder ins Bett verkriechen?
    »Heute beginnen wir mit Hardys Training«, ließ sich Mika drüben von Hardys Lager vernehmen. »Und wir wollen erreichen, dass es wehtut, nicht wahr, Hardy?«
    »Das wäre wunderbar«, antwortete der.
    »Aber wir erwarten nicht zu viel, Hardy, ja?«
    »Ich erwarte gar nichts. Ich hoffe nur.«
    Carl drehte sich zu ihm um und hob den Daumen, reichlich beschämt. Wie konnte er nur hier sitzen und sich selbst leidtun, während Hardy so pragmatisch und tapfer war?
    »Übrigens, du sollst Vigga anrufen«, sagte Morten.
    Okay. Schon war das Selbstmitleid wieder da.

    Carl saß grübelnd am Frühstückstisch und ignorierte Jespers miesepetrige Miene. Das mit Vigga, das war einfach Mist, und eigentlich hatte er längst aufgehört, noch darüber nachzudenken. Doch urplötzlich, quasi zwischen zwei Bissen, fiel ihm die Lösung ein, und die war so logisch, so einfach und stimulierend, dass er sich höflich bei Morten für die Mühe bedankte, obwohl er selten eine so peinliche Kombination gekostet hatte.
    »Gut, dass du anrufst«, sagte Vigga. Sie klang ein bisschen panisch. Ausgerechnet sie, die normalerweise davon ausging, dass sich die Welt nach ihr richtete. Aber war es etwa seine Schuld, wenn sie ihre Hochzeit anberaumte, ehe sie vom Vorgänger geschieden war?
    »Na, Carl, bist du auf der Bank gewesen?«
    »Auch dir einen schönen guten Morgen, Vigga. Nein, war ich nicht. Dafür gab's gewissermaßen keinen Grund.«
    »Aha. Aber du willst mir doch nicht erzählen, dass du sechshundertfünfzigtausend ohne Kredit zusammenbekommst? Greift dir Hardy unter die Arme?«
    Carl lachte. Der spitze Ton würde ihr bald vergehen.
    »Ich akzeptiere die sechshundertfünfzigtausend, die du verlangst, Vigga. Das ist schon in Ordnung. Die Hälfte des Restwertes gehört dir.«
    »Oh Carl!« Nun war sie wohl baff.
    Carl wieherte innerlich. Sie war bestimmt nicht zum letzten Mal baff, nur wusste sie das noch nicht.
    »Na ja, aber da muss man natürlich noch einiges gegenrechnen, und das habe ich heute mal gemacht.«
    »Gegenrechnen?«
    »Aber klar, liebe Vigga. Gut möglich, dass du dich noch in Hippiezeiten wähnst, aber hierzulande leben wir nicht mehr von Blütenduft und Liebe. Wir sind im Jahrzehnt des Egoismus angekommen, denk dran. Und da sieht jeder zu, wo er bleibt.«
    Herrlich, dieses Schweigen am anderen Ende. Dass sie derart still sein konnte!
    »Tja, so ist das. Da sind die sechs Jahre, in denen Jesper allein bei mir gelebt hat. Drei Jahre Oberstufe waren teuer, das kannst du dir leicht ausrechnen, und dabei spielt es keine Rolle, ob er die Schule nun abgeschlossen hat oder nicht. Und der Abitur-Vorbereitungskurs, den er jetzt absolviert, der kostet auch. Aber lass uns einfach sagen, dass wir die Ausgaben von achtzigtausend im Jahr teilen. Den Betrag wird kein Gericht als zu hoch angesetzt bewerten.«
    »Ho, ho«, unterbrach sie ihn. Das Scharmützel war also schon in vollem Gang. »Ich hab schließlich für Jesper bezahlt. Monatlich zweitausend Kronen.«
    Jetzt verschlug es Carl die Sprache.
    »Wie bitte? Da will ich nur hoffen, dass du das belegen

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