Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung
Versager, von denen er umgeben war. Die Polizeiübung auf der anderen Straßenseite schien zu Ende zu gehen, es wurde ruhiger. Nun komm schon, du dreckiger Araber, dachte er. Lass es uns hinter uns bringen.
Curt hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da hörte er hinter sich ein Geräusch an der Mauer und sah aus den Augenwinkeln zwei Hände am Mauerrand.
Noch ehe er sich richtig umgedreht hatte, war der Mann über die Mauer geklettert und landete, federnd wie eine Katze, auf allen vieren direkt vor ihm. Seinen Augen sah man an, dass sie ihr Ziel erreicht hatten.
»Wir müssen reden, Wad«, rief der Araber, aber da holte Curt bereits mit dem Schlagholz aus.
In einer fließenden Bewegung wich der kompakte Kerl seitlich aus und richtete sich dabei gleichzeitig auf. Während das Schlagholz gegen die Mauer prallte, schnellte der Mann vor und packte Curts Oberkörper.
»Wir gehen nach drinnen, klar?«, flüsterte er. »Hier draußen laufen zu viele von deinen Hyänen rum.«
Er drückte fester zu, sodass es Curt den Atem und jede Möglichkeit nahm, um Hilfe zu schreien.
Jetzt zog ihn der Araber in Richtung des Rasens vor der Hintertür.
Es waren nur noch wenige Meter bis dorthin, als Laufschritte und Mikaels plötzlich auftauchende Gestalt seinen Angreifer so fest zudrücken ließen, dass Curt beinahe das Bewusstsein verloren hätte. Und dann, völlig unvermittelt, ließ der andere los.
Curt sackte zu Boden, sein Kopf schlug unsanft auf dem Rasen auf. Hinter sich hörte er, wie Hiebe und Flüche in zwei Sprachen ausgetauscht wurden.
Mühsam richtete er sich auf und schleppte sich zurück zur Mauer beim Garagentor, wo er das Schlagholz wiederfand.
Als er es aufhob, stand der Araber vor ihm.
Instinktiv sah Curt über den Rasen. Dort lag Mikael bewusstlos. Wer in drei Teufels Namen war dieser dunkelhäutige Kerl?
»Lass das fallen!«, sagte der jetzt in schneidendem Ton.
Mit einem dumpfen Aufprall landete das schwere Holz auf den Platten.
»Was willst du von mir?«, fragte Curt.
»Ich kenne Menschen wie dich besser, als du glaubst, und eins kann ich dir sagen: Du wirst nicht davonkommen, Mörder!«, sagte der Araber. »Du berichtest mir jetzt bis ins letzte Detail von deinen Aktivitäten und dann schaue ich mich bei dir im Haus um, denn ich bin sicher, dass ich dort finde, wonach wir suchen.«
Mit einem harten Griff ums Handgelenk zog er Curt hinter sich her.
Sie hatten gerade die Hintertür erreicht, als ein Zischen ertönte, der Kopf des Arabers mit einem hässlichen Ton zur Seite fiel und sein Körper in sich zusammensackte.
»Na bitte«, sagte eine Stimme hinter ihm. Mikaels Helfer. »Weiter kommt der nicht.«
Curt hatte seinen Nachfolger in der Praxis angerufen, und es dauerte nicht lange, da hörte er den Schlüssel im Schloss.
»Vielen Dank, Karl-Johan, dass du so schnell gekommen bist«, sagte er und führte ihn ins Schlafzimmer.
Karl-Johan Henriksen tat, worum er gebeten worden war, legte dann das Stethoskop ab und sah Curt ernst an. »Es tut mir aufrichtig leid, Curt. Aber nun hat sie Frieden.«
Als er den Totenschein ausschrieb, zitterten ihm die Hände. Er schien einen Moment lang stärker berührt als Curt selbst.
»Was machst du jetzt, Curt?«
»Ich habe eine Absprache mit einem ausgezeichneten Beerdigungsunternehmer in Karlslunde, der uns unterstützt. Ich habe gerade mit ihm gesprochen und fahre heute Abend zu ihm. Morgen gehe ich zum Pfarrer. Beate soll auf dem alten Teil des Friedhofs liegen, hier bei der Kirche von Brøndbyøster.«
Curt nahm den Totenschein, Karl-Johan Henriksen bekundete sein Beileid und reichte ihm die Hand.
Und damit war dieses lang andauernde Kapitel überstanden.
Ein wirklich bewegter Tag.
Er blickte seine Frau an. Wie flüchtig das Leben doch war.
Eilig räumte er das Schlafzimmer auf, machte den Leichnam zurecht und konstatierte, dass der Körper bereits kälter geworden war. Dann nahm er seine Autoschlüssel. Er ging zum Wirtschaftsgebäude, ließ die Trennwand zum Hohlraum zur Seite gleiten und stellte fest, dass in dem dunklen Leib auf dem Betonboden noch immer Leben war.
»Mach's erst mal gut, du Dreckstück. Wenn ich vom Bestatter zurückkomme und du immer noch lebst, werde ich wohl ein bisschen nachhelfen müssen.«
38
September 1987
J e näher sie Kopenhagen kam, desto mehr konkretisierte sich der Plan in Gittes Kopf.
Zehn Millionen Kronen waren viel Geld. Aber Nete hatte noch bedeutend mehr, und wenn man wie Gitte erst
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