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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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bin«, entgegnete sie. Sie fing an, Begriffe einzugeben. Klare Grenzen. Erfolglos. Geheimer Kampf, auch nichts.
    Blitzschnell ging sie im Geiste die Namen aus Akten, Protokollen und Zeitungsausschnitten durch, die sie in den vergangenen Tagen im Zusammenhang mit Curt Wad durchgeackert hatte. Sogar seinen Geburtstag und den Namen seiner Frau hatte sie im Kopf.
    Nachdenklich stand sie einen Moment ganz still da. Carls Aufmerksamkeit richtete sich derweil auf den Rauch aus dem Schlitz und die Lichtkegel der Autoscheinwerfer, die zwischendurch immer wieder über das Gebäude huschten.
    Da hob Rose plötzlich den Kopf und der Blick ihrer ernsten, schwarz geschminkten Augen sagte ihm, dass ihr eine Eingebung gekommen war.
    Angespannt verfolgte er jede einzelne Bewegung ihrer Finger auf dem Tastenblock.
    H-E-R-M-A-N-S-E-N, tippte sie ein.
    Ein Klicken war zu hören und die Wandpaneele glitten übereinander. Aus dem Hohlraum, der sich dahinter auftat, quoll Rauch und Sekunden später loderten auch Flammen auf, genährt durch den eindringenden Sauerstoff.
    »Verdammte Scheiße!«, schrie Carl, riss Rose die Taschenlampe aus der Hand und stürzte sich kopfüber in den abgetrennten Raum.
    Den Tiefkühler und die Regale mit den Papierstapeln nahm er nur am Rande wahr, denn sein Blick und alle seine Sinne wurden vollkommen von der leblosen Gestalt absorbiert, die ausgestreckt auf dem Boden lag.
    An Assads Hosenbeinen züngelten schon die Flammen, als Carl ihn herauszog. Er brüllte Rose an, sie solle ihren Mantel über Assad werfen und damit die Flammen ersticken.
    »Oh Gott, nein, oh Gott, er atmet ja fast nicht mehr!«, schrie sie. Carl, der seinen Kopf noch einmal prüfend in den kleinen Raum steckte, bemerkte verblüfft, dass es darin kaum eine Fläche gab, auf der nicht mit Blut ASSAD WAS HERE geschrieben stand, und dass sich auf dem kleinen Tiefkühler ein Feuerzeug befand, das aufs Haar dem glich, das noch vor wenigen Stunden auf seinem Schreibtisch gelegen hatte. Und das Feuer hatte sich bereits weit ausgebreitet. Vor allem von den Papieren war nichts mehr zu retten.
    Sie hakten Assad unter und schleiften ihn zwischen sich aus dem Gebäude heraus.

    Die Rettungssanitäter kamen noch vor dem Arzt. Vorsichtig hoben sie Assad auf die Trage und stülpten ihm eine Sauerstoffmaske über, die Leben in ihn pumpen sollte.
    Rose war stumm. Sie war kurz davor, zusammenzubrechen, das war nicht zu übersehen.
    »Sagen Sie, dass er es schafft«, flehte Carl die Sanitäter an, während ihn eine Flut von Gefühlen zu überwältigen drohte, von deren Existenz er keine Ahnung gehabt hatte.
    Er zog die Augenbrauen hoch, um die Tränen zurückzuhalten, aber sie kullerten doch. Verdammt, Assad, alter Freund, nun mach schon.
    »Er lebt«, sagte ein Rettungssanitäter, »aber so eine Rauchvergiftung kann fatal sein, vor allem, wenn die Asche die Lungenbläschen verstopft. Und der Hinterkopf sieht auch übel aus. War wohl ein heftiger Schlag. Das kann durchaus auf einen Schädelbruch hindeuten, und damit einhergehend zunehmende innere Blutungen. Kennen Sie den Mann?«
    Carl nickte nur. Für ihn war das hier hart, er musste schon sehr schwer schlucken, aber Rose schien kurz vorm Durchdrehen zu sein.
    »Dann können wir nur hoffen«, meinte der Sanitäter.
    Während sich die Feuerwehrleute Kommandos zuriefen und Schläuche ausrollten, legte Carl den Arm um Rose. Er spürte, dass sie am ganzen Körper zitterte.
    »Assad wird's schon schaffen, Rose«, sagte er, hörte aber selbst, wie hohl das klang.
    Als eine Minute später der Notarzt kam, riss er sofort Assads Hemd auf, um Herz und Lunge abzuhören. Offenbar war etwas im Weg, jedenfalls zerrte er Sekunden später lauter Papiere unter Assads Hemd hervor und warf sie auf den Boden.
    Carl hob sie auf.
    Das eine war ein Konvolut aus zusammengehefteten Bögen, beschriftet mit: Der Geheime Kampf. Mitgliederliste.
    Auf dem anderen stand: Krankenakte 64 .

40
    September 1987
    I nzwischen war es 17.20 Uhr und Nete hatte viele Reihen gestrickt.
    Das Fenster stand weit offen. Unten gingen Menschen vorbei, alte und junge, dann und wann blieb jemand vor dem Haus stehen. Aber von Curt Wad war weit und breit nichts zu sehen.
    Nete versuchte, sich an ihr letztes Gespräch zu erinnern. An den Augenblick, als sie einfach aufgelegt hatte. Hatte sie damals nicht das Gefühl gehabt, er habe angebissen? Aber da hatte sie sich wohl leider getäuscht.
    Und was, wenn er im Schutz der Bäume den Hauseingang beobachtete?

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