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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Nete fürchtete sich vor Gitte Charles' Launen.
    »Wie kommen wir rüber?«, fragte Nete.
    »Das überlass mir.«
    »Und wofür brauchst du mich?«
    »Du musst uns Geld beschaffen.«
    »Geld? Wie soll das gehen?«
    »Du musst Gitte das Geld stehlen, das sie an ihren früheren Arbeitsplätzen gespart hat. Sie hat damit immer geprahlt, als ich bei ihr noch einen Stein im Brett hatte. Ich weiß, wo sie es versteckt.«
    »Wo?«
    »In ihrem Zimmer, du Dummkopf.«
    »Und warum gehst du nicht selbst?«
    Rita lächelte und deutete auf ihre Ausstaffierung. »Haben Mädchen mit Overalls dort drinnen im Haus vielleicht etwas zu suchen?« Dann wurde sie wieder ernst. »Es muss am Tag passieren, wenn Gitte uns hier draußen herumscheucht. Du weißt, wo sie ihren Schlüssel versteckt, das hast du mir selbst erzählt.«
    »Ich soll das tagsüber machen? Das kann ich nicht!«
    Sofort ballte Rita die Faust, dann packte sie Nete und schüttelte sie. Ihr Gesicht war weiß vor Wut und ihre Kiefermuskeln zuckten.
    »Und ob du das kannst! Und du machst es auch, wenn du dich selbst nicht völlig verachtest, hast du verstanden? Es muss sofort passieren. Damit wir heute Abend abhauen können.«

    Gittes Zimmer lag im ersten Stock über der Nähstube. Nete saß fast den ganzen Vormittag mit Schweißperlen auf der Oberlippe da und wartete auf den Augenblick, in dem sie für ein oder zwei Minuten verschwinden konnte. Aber der Augenblick kam nicht, denn die Arbeit war nicht anstrengend, die Aufseherin saß still am Fenster und stickte. Überhaupt war es erstaunlich ruhig. Ein Tag ohne Streitereien und ohne Extraaufgaben.
    Nete sah sich um. Irgendwo musste Unruhe ausbrechen. Die Frage war nur, wann und wie.
    Da hatte sie eine Idee.
    Direkt vor ihr saßen zwei Mädchen, die als Prostituierte in Kopenhagen in der Gosse gelebt hatten. Sie wurden von allen Bette und Betty genannt, weil sie pausenlos über Bette Davis und Betty Grable redeten, zwei Hollywoodstars, die sie bewunderten und nachzuahmen versuchten. Nete, die nie im Kino gewesen war, kannte die blöden Schauspielerinnen nicht und das Gerede hing ihr zum Hals raus.
    Hinter Nete saß Pia, eine etwas ältere Prostituierte aus Århus, und webte. Sie war weniger redselig als die meisten anderen, vielleicht weil sie etwas schwerfällig im Kopf war. Dafür hatte sie offenbar alles ausprobiert, was sich mit einem Mann ausprobieren ließ. Sie, Bette und Betty wussten viele Geschichten aus dem Milieu zu erzählen, allerdings nur in den kurzen Augenblicken, wenn die Aufseherin nicht da war. Sie erzählten von der Krätze, von den Preisen der verschiedenen Beischlaf-Arten oder von stinkenden Männern, und sie malten aus, was ein fester Tritt in den Schritt mit einem Typen machen konnte, der nicht bezahlen wollte.
    Nete drehte sich um. Die Dirne aus Århus blickte auf und lächelte sie an. Sie hatte drei Schwangerschaften hinter sich. Alle drei Kinder hatte man ihr gleich nach der Geburt weggenommen und zur Adoption freigegeben. Alles deutete darauf hin, dass sie zu denen gehörte, an denen bald im Krankenhaus von Korsør rumgeschnippelt würde. Nete wusste genau, worauf das hinauslief, das war ständig Thema unter den Frauen. Auf Ersuchen der Oberärzte in den Nervenheilanstalten erteilte das Sozialministerium die Genehmigung zur Sterilisierung, ohne dass die betroffenen Frauen davon erfuhren. So lag eine tickende Zeitbombe unter ihnen, alle wussten das, auch Pia. Sie verhielt sich ruhig, blieb für sich und träumte sich weg. Alle auf der Insel hatten ihre Träume, und die weitaus meisten handelten von Familie und Kindern.
    So auch Pias. Und Netes.
    Nete beugte sich noch etwas näher zu Pia und hielt sich beim Flüstern die Hand vor den Mund. »Ich sag's nicht gern, Pia, aber Bette und Betty haben getratscht. Die haben der Aufseherin erzählt, du hättest gesagt, dass du zighundert Kronen an einem Vormittag verdienen könntest, wenn du Männer lecken würdest. Und dass du es wieder tun willst, sobald du hier wegkommst. Ich will dich nur warnen, weil, na ja, Gitte Charles hat es bestimmt auch schon erfahren. Tut mir leid.«
    Das Geräusch des Webstuhls hinter Nete verstummte und Pia legte die Hände in den Schoß. Sie musste einen Augenblick nachsinnen, um Netes Worte richtig zu verstehen, um den Ernst der Angelegenheit und die Konsequenzen zu erfassen.
    »Die haben auch gesagt, du würdest die Charles demnächst mit der Zuschneideschere niederstechen«, flüsterte Nete. »Stimmt das?«
    An der Stelle

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