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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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wer den Partner gegebenenfalls eine Woche ohne Essen vor dem Fernseher schmoren lassen konnte. Wieder ein schöner Beweis dafür, dass eheliches Zusammenleben die Form der menschlichen Interaktion ist, die die meisten Möglichkeiten für Sanktionen bietet, dachte Carl.
    Mie Nørvig zog die Schublade wieder heraus und bewies mit der verbliebenen Fingerfertigkeit die einstige Professionalität im Aktensichten.
    »Hier«, sagte sie und zog eine Aktenmappe heraus. »Näher an Rita Nielsen kommen wir nicht.« Sie zeigte ihm die Mappe. Sigrid Nielsen stand dort.
    »Gut. Und danke, dann wissen wir Bescheid.« Carl nickte Herbert zu, der ihn wütend anstarrte. »Frau Nørvig, wenn Sie bitte auch so nett wären und nachsehen würden, ob es eine Akte zu einer Frau namens Gitte Charles und eine zu einem Mann namens Viggo Mogensen gibt? Danach werde ich Sie auch in Ruhe lassen.«
    Zwei Minuten später stand er vor der Tür. In den Aktenschränken fand sich weder eine Gitte Charles noch ein Viggo Mogensen.

    »Dieser Sønderskov hat wohl keine sehr warmen Gefühle für dich entwickelt, Assad«, sagte Carl, als sie Richtung Kopenhagen fuhren.
    »Nein. Aber wenn einer wie der hysterisch wird, dann benimmt er sich wie ein hungriges Dromedar, das Disteln frisst. Er kaut und kaut auf dem Mist herum, traut sich aber nicht, zuzubeißen. Du hast doch gesehen, wie er sich gewunden hat, oder? Der war ja wohl mehr als suspekt.«
    Carl blickte zu seinem Kollegen hinüber. Der grinste bis über beide Ohren, das sah man noch im Profil.
    »Sag mal, Assad, warst du überhaupt auf der Toilette?«
    Er lachte. »Nein, ich hab mich im Wohnzimmer umgesehen und dann fand ich noch den hier. Schau mal, der ist voller Fotos.« Er hob die Bauchgegend Richtung Wagendecke, steckte die Hand unter den Gürtel und zog einen Umschlag hervor.
    »Hier! Den hab ich in Mie Nørvigs Schlafzimmerschrank entdeckt. Er lag in einem von diesen Pappkartons, in denen immer interessante Sachen aufbewahrt werden. Ich hab mir gleich den ganzen Umschlag geschnappt, weil das weniger verdächtig ist, als wenn ich einzelne Fotos herausgenommen hätte«, sagte er und öffnete den Umschlag.
    Seltsame Logik, aber immerhin.
    Carl fuhr an den Straßenrand.
    Das erste Foto zeigte die typische Aufstellung von Menschen, die einen glücklichen Anlass feiern. Die Sektgläser erhoben, lächelten sie den Fotografen an.
    Assad tippte mit dem Finger auf die Bildmitte. »Da steht Philip Nørvig mit einer anderen Frau. Wahrscheinlich seiner ersten Frau. Und schau mal da.« Sein Zeigefinger rutschte ein Stück seitwärts. »Hier stehen Herbert Sønderskov und Mie nebeneinander, noch nicht ganz so alt wie jetzt. Da sieht er doch aus, als wäre er schon damals ziemlich scharf auf sie gewesen, findest du nicht?«
    Carl nickte. Sønderskov hatte seinen Arm jedenfalls um Mies Schultern gelegt.
    »Schau auf die Rückseite, Carl.«
    Er drehte das Foto um. 4. Juli 1973. Nørvig & Sønderskov, 5 Jahre stand dort.
    »Und dann sieh dir das andere Foto an.«
    Matte Farben und unverkennbar nicht von einem professionellen Fotografen aufgenommen. Das war Mie und Philip Nørvigs Hochzeitsfoto vor dem Rathaus von Korsør. Sie mit deutlichem Bauch, er mit triumphierendem Lächeln, dazu ein paar Schritte weiter oben auf der Treppe Herbert Sønderskov mit verbissener Miene. Ein hübscher Kontrast.
    »Verstehst du nun, was ich meine, Carl?«
    Der nickte. »Philip Nørvig vögelte Herbert Sønderskovs kleine Freundin und machte ihr ein Kind. Die Sekretärin vögelte also alle beide, aber den Pokal gewonnen hat Nørvig.«
    »Ja. Wir müssen überprüfen, ob Sønderskov tatsächlich in der Zeit, als Nørvig verschwand, in Grönland war.«
    »Klar, aber ich glaube, das war er tatsächlich, Assad. Im Augenblick interessiert mich mehr, warum er diesen Curt Wad so verbissen verteidigt hat, den Mie offenbar hasst wie die Pest. Und ehrlich gesagt klingt Curt Wad auch wirklich nicht wie 'n Netter, oder? Jedenfalls sollten wir Mies weiblicher Intuition bezüglich des Verschwindens ihres Mannes nachgehen, meine ich. Darauf werden wir Rose ansetzen. Also, falls sie Lust hat, mitzumachen.«

    Auf der Höhe des McDonald's-Schildes, das in Karlstrup an der Autobahn lockte, rief Rose zurück.
    »Das meinst du nicht im Ernst, dass ich dir in Nullkommanichts das Tun und Lassen dieses Curt Wad darlege, oder? Hey, der Typ ist eine Million Jahre alt. Und dass der sich unterwegs nicht gerade gelangweilt hat, das kannst du mir

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