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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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und darunter war ein Pressefoto. Es zeigte Philip Nørvig im Tweedjackett, der Mann neben ihm trug einen eleganten dunklen Anzug und Krawatte.
    »Philip Nørvig und Curt Wad leiteten das Treffen mit großer Autorität«, so die Bildunterschrift.
    »Das ist ja verrückt!«, rief Carl und sah die Gastgeber entschuldigend an. »Das ist doch der, von dem man derzeit so viel hört. Ja, jetzt entsinne ich mich auch des Namens Klare Grenzen!«
    Das hier war die jüngere Ausgabe von Curt Wad. Ein hochgewachsener, schicker Mann im besten Alter mit schwarzen Koteletten. Und neben ihm ein dünner Mann mit messerscharfen Bügelfalten und einem Lächeln, das wie aufgesetzt und selten benutzt wirkte.
    »Ja, das ist er. Curt Wad.« Sie nickte.
    »Versucht er nicht im Moment, die Partei Klare Grenzen ins Parlament zu bringen?«
    Wieder nickte sie. »Ja. Das versucht er nicht zum ersten Mal. Aber es sieht ganz so aus, als könnte es dieses Mal gelingen, und das wäre schrecklich, denn er ist skrupellos und einflussreich, und seine Ideen sind absolut krank. Die gehören im Keim erstickt und nicht noch weiter verbreitet.«
    »Darüber weißt du doch nichts, Mie«, unterbrach Herbert sie.
    Na, der ist aber beharrlich, dachte Carl.
    »Natürlich weiß ich etwas darüber«, ereiferte sich Mie Nørvig. »Und du auch! Du hast das genauso wie ich in der Presse verfolgt. Denk nur daran, was dieser Louis Petterson geschrieben hat, wir haben darüber diskutiert. Curt Wad und andere Frauenärzte aus seinem Netzwerk hätten über Jahre Sterilisierungen und Abtreibungen vorgenommen, die als notwendige Ausschabungen dargestellt worden wären. Eingriffe, von denen nicht einmal die betroffenen Frauen gewusst hätten.«
    Nun protestierte Herbert noch heftiger. »Meine Frau ... also Mie ... hat die Zwangsvorstellung, dass Wad an Philips Verschwinden schuld ist. Der Kummer, wissen Sie, kann zu ...«
    Stirnrunzelnd beobachtete Carl Sønderskovs Mimik, als Mie Nørvig in keiner Weise auf ihn einging. Als hätten sich seine Argumente seit Langem abgenutzt.
    »Zwei Jahre, nachdem dieses Pressefoto aufgenommen wurde und Philip Tausende von Stunden für Klare Grenzen aufgewendet hatte, schmissen sie ihn raus. Der da ...«, sie deutete auf Curt Wad, »... kam höchstpersönlich hierher und warf Philip ohne Vorankündigung raus. Sie behaupteten, er habe Geld unterschlagen, aber das stimmt nicht. Und es stimmt auch nicht, dass Philip in seiner Kanzlei Mandanten betrogen hat. Nicht im Traum hätte er das getan. Er hatte nur einfach keine Beziehung zu Zahlen.«
    »Ich finde, dass du nicht so ohne Weiteres eine Verbindung zwischen Philips Verschwinden, Curt Wad und dieser Sache ziehen darfst«, sagte Herbert, inzwischen wieder sehr beherrscht. »Bedenke, dass der Mann noch lebt.«
    »Ich habe keine Angst mehr vor Curt Wad, darüber haben wir oft genug gesprochen!« Ihr gepudertes Gesicht war vor Aufregung gerötet. Carl beobachtete interessiert die heftige Reaktion. »Halt du dich da bitte raus, Herbert. Lass mich ausreden, ja?«
    Daraufhin zog sich Herbert Sønderskov in eine Ecke des Raumes zurück, aber es war leicht zu erkennen, dass anschließend hinter verschlossenen Türen weiter über die Geschichte diskutiert werden würde.
    »Sind Sie vielleicht ebenfalls Mitglied von Klare Grenzen, Herbert?«, fragte Assad aus seiner Ecke.
    In der Kieferpartie des Mannes gab es einen Ruck, aber er hielt sich zurück und schwieg. Carl warf Assad einen fragenden Blick zu, woraufhin der mit dem Kopf zu einer Urkunde deutete, die eingerahmt an der Wand hing. Carl trat einen Schritt näher. »Ehrenurkunde«, war dort zu lesen. »Zugeeignet Philip Nørvig und Herbert Sønderskov, Anwaltskanzlei Nørvig & Sønderskov, den Förderern der Studienstiftung Korsør 1972.«
    Assad kniff die Augen zusammen und sah diskret hinüber zu Mie Nørvigs Lebenspartner.
    Carl nickte ebenso diskret zurück. Das hatte Assad gut beobachtet.
    »Sie sind ebenfalls Anwalt?«, stellte Carl fest.
    »Oh nein, nicht mehr«, antwortete Herbert Sønderskov. »Aber ich war es. 2001 habe ich mich zur Ruhe gesetzt. Bis dahin war ich am Landgericht tätig.«
    »Und Sie waren seinerzeit der Kompagnon von Philip Nørvig, nicht wahr?«
    »Oh ja, wir haben glänzend zusammengearbeitet, bis wir 1983 beschlossen, getrennte Wege zu gehen.« Herbert Sønderskov sprach plötzlich mit tieferer Stimme.
    »Das war nach der Anklage, die gegen Philip Nørvig erhoben worden war, und nach seinem Bruch mit Curt Wad, ist das

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