Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)

Turbo-Tanzmaus Fabienne. Ausgeschlossen! Egal wie lange sie dafür übt. Aus ihrer Kehle steigt ein heiseres Krächzen. Wie kommt man am schnellsten an ein Attest? Irgendetwas muss es da doch geben! Vielleicht sollte sie gleich beim ersten Takt stolpern und sich den Fuß verstauchen. Oder wäre das zu auffällig?
    Als die letzten Takte der Musik verklingen, stöhnt sie auf. Es geht los. Oh Hilfe!
    Frau Berger strahlt mit Fabienne und Robert um die Wette.
    „Wir üben die Schrittfolge zuerst einmal solo“, sagt der Tanzlehrer. „Verteilt euch über den Raum und achtet darauf, dass ihr ausreichend Abstand zu euren Nachbarn haltet. Darf ich bitten?“
    Zögernd verteilen sich die Mädchen und Jungen in der Halle. Einige von ihnen kichern. Die Barbies tuscheln miteinander.
    Zufällig fängt Carlotta Brendans Blick auf. Er zwinkert ihr zu und lächelt. Auch das noch!
    „Die Herren starten mit dem linken Fuß vorwärts, die Damen mit dem rechten rückwärts!“ Herr Räpple und Fabienne stellen sich nebeneinander und machen die Schrittfolge langsam vor. „Die Herren vorwärts, vorwärts, Seit-Schluss. Die Damen rückwärts, rückwärts, Seit-Schluss. Bitte sehr!“
    „Wie, ohne Musik?“, fragt Manu.
    „Die schalte ich später dazu“, erklärt der Tanzlehrer. „Wenn ihr den Grundtakt sauber beherrscht.“
    „Grundtakt, soso …“, murmelt Manu wenig überzeugt.
    Carlotta startet mit dem rechten Fuß und macht einen langen Schritt rückwärts. Danach kommt der linke Fuß und ein Seit-Schluss, bevor sie mit dem rechten Fuß einen kleinen Schritt nach rechts machen und dann den linken wieder neben den rechten Fuß stellen muss. Schon beim ersten Versuch kommt sie total durcheinander und flucht unterdrückt. Ein kurzer Blick zur Seite zeigt ihr allerdings, dass es den anderen ähnlich geht.
    Manu stapft vollkommen undynamisch auf der Stelle, während die Barbies über ihre eigenen Füße stolpern und dabei hysterisch quietschen. Nur Sofie scheint mit den Bewegungsabläufen kein Problem zu haben. Nach wenigen Minuten beherrscht sie den Grundschritt schon fast perfekt. Robert legt eine neue CD in den Player. Zum Glück kein Schlager, sondern Pop. Carlotta atmet erleichtert auf.
    Nicht nur Sofie, auch Julian scheint das Tanzen im Blut zu liegen, bemerkt sie, als die ersten Takte erklingen. In seiner dunklen Hose, dem taillierten weißen Hemd und den schicken schwarzen Lackschuhen könnte er als der kleine Bruder von Robert Räpple durchgehen. Oder als sein Sohn. Auf jeden Fall scheinen beide auf einer Wellenlänge zu liegen. Während Julian mit viel Hüftschwung und lässiger Eleganz ein ums andere Mal den Foxtrott-Grundschritt zeigt, steht Robert daneben und lobt ihn für sein Rhythmusgefühl.
    Zu Carlottas Verwunderung besitzt Nikolas anscheinend auch eine Menge von diesem seltsamen Rhythmusgefühl. Als sie zu ihm herüberschaut, bewegt er sich wie selbstverständlich im Takt und es sieht kein bisschen blöd aus. Wahrscheinlich passen seine schulterlangen Dreads nicht gerade zum offiziellen Welttanzprogramm und auch sein Kapuzenpulli und die ausgebeulte Cargohose können mit Julians schickem Outfit nicht ganz mithalten, aber tänzerisch scheinen die beiden Jungs Naturtalente zu sein.
    Und sie sehen sogar aus, als hätten sie Spaß daran, sich so zur Musik zu bewegen. Unglaublich!
    Am Ende der Doppelstunde ist Carlotta in Schweiß gebadet. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass Tanzen so anstrengend und kompliziert ist! Bei anderen sieht es immer total leicht und schwerelos aus. Wie kann das sein? Dabei haben sie heute noch nicht mal richtig getanzt, sondern nur die Grundschritte geübt. Immer wieder. Mal mit Musik, mal ohne; mal langsam, mal schnell. Trotzdem ist Carlotta sich ziemlich sicher morgen an den unmöglichsten Stellen ihres Körpers Muskelkater zu haben. Und eine Dusche braucht sie auch, und zwar dringend! Sie wischt sich ihre Ponyfransen aus der Stirn und leckt sich über die Lippen. Jetzt was Kaltes zu trinken, das wär’s. Am besten etwas mit klirrenden Eiswürfeln darin. Oh ja!
    „Willst du einen Schluck?“
    Wie aus dem Nichts ist Brendan plötzlich vor ihr aufgetaucht und reckt ihr eine Flasche mit einer undefinierbaren Flüssigkeit entgegen. Er grinst, als er ihren skeptischen Blick bemerkt. „Keine Angst, ich will dich nicht vergiften. Das ist Iso mit Grapefruit. Du siehst aus, als könntest du einen Durstlöscher vertragen.“
    „Stimmt. Danke.“ Lachend nimmt Carlotta das