Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)
Happs und widmet sich der SMS an Katie, deren Inhalt sie der neuen Situation blitzschnell anpasst:
Hilfe! Ich glaub, mein Vater hat eine Freundin!
Was jetzt??
Lg C.
Katies Antwort lässt nicht lange auf sich warten:
Bleib cool!
Auch Väter haben ein Recht auf Sex.
Oder hast du ein Problem damit??
Hdl, Küsschen, K.
Carlotta starrt auf das Display. Sex in Amsterdam! Mit einer Frau, die spricht, als hätte sie eine chronische Halsentzündung! Ach, du grüne Neune!
Die nächsten Tage flitzen im Eiltempo dahin. Carlotta weiß gar nicht, wo ihr der Kopf steht. In der Schule gibt es unglaublich viel zu tun. Eine Klausur jagt die nächste, der Tanzunterricht hält sie in Atem, in der Foto-AG hat sie gemeinsam mit Niko ein neues Projekt zum Thema Tilt-Shift-Fotografie mit Gummibärchen angefangen … Es bleibt kaum Zeit, sich um das Liebesleben ihres Vaters Gedanken zu machen. Oder eine Antwort auf die Frage zu finden, warum eine fremde Holländerin ihm ein neckisches Kosewort zugerufen hat.
Außerdem steht das Heimfahrtwochenende vor der Tür. Übermorgen geht’s schon los. Am liebsten würde Carlotta absagen und freiwillig im Internat bleiben, um mal wieder richtig auszuschlafen und ein bisschen zu chillen. Dass sie bei ihrer Mutter, dem Nilpferd und den Zwillingen dazu kaum Gelegenheit haben wird, steht fest. Wie denn auch, in einem Haushalt mit zwei kleinen Jungs und einem Mann, der so laut und polterig ist wie der Neue von ihrer Mutter?
Und dann noch der Einkaufsbummel! Carlotta wird jetzt schon ganz anders, wenn sie nur daran denkt. Von ihrer Mutter von einer Boutique in die nächste geschleppt zu werden gehört eindeutig nicht zu den Dingen, die sie einem erholsamen und entspannten Wochenende zuordnen würde, ganz im Gegenteil.
Wenigstens steht das Motto des Balls inzwischen fest, was den Einkaufsbummel deutlich überschaubarer machen wird. Die anderen Klassen haben dem Black-and-White-Thema zugestimmt. Damit sind der Auswahl der Kleidung gewisse Grenzen gesetzt. Rosa, Hellblau und ähnliche Barbie- und Bonbonfarben fallen zu Carlottas Erleichterung schon mal weg. Bleiben nur noch Schwarz und Weiß. Wie Carlotta ihre Mutter kennt, wird sie trotzdem jeden in Frage kommenden Laden ansteuern und sie hundert verschiedene Kleider anprobieren lassen. Schließlich muss man vergleichen. Und am Ende entscheidet sie dann wahrscheinlich ganz allein, welches Kleid gekauft wird.
Carlotta seufzt, während sie schmutzige Wäsche in ihre Reisetasche wirft.
„Du hast es gut“, sagt sie zu Sofie. „Du hast schon ein Kleid.“
Sofie nickt. Ihre Patentante hat das Ballkleid aus dem Magazin bestellt und es ihr geschickt. Obwohl der Preis reduziert war, war es unverschämt teuer. Sofie bekommt es als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk. Es hängt in einem edlen Kleidersack an ihrer Schranktür. Mindestens einmal am Tag holt sie es heraus, um es zu bewundern. Natürlich hat sie es auch schon anprobiert und ihren Freundinnen vorgeführt.
Manu findet, dass Sofie in ihrem Kleid wie eine kleine Fee kurz vor der Hochzeit aussieht. Sie selbst hat noch keinen Gedanken an ihr Outfit verschwendet. Als Carlotta sie fragt, ob sie am Wochenende nach Hause fährt, um sich dort ein Kleid zu kaufen, schüttelt sie den Kopf.
„Nö, wozu? Ich glaub, meine Eltern haben den Brief noch nicht gekriegt. Gesagt haben sie jedenfalls noch nichts. Ich hoffe, das bleibt so.“
„Aber dann wirst du kein Ballkleid haben“, wendet Sofie ein.
Manu grinst. „Ganz genau, du Superhirn! Unpassende oder nicht vorhandene Festkleidung ist garantiert ein Ausschlusskriterium. Kein Kleid – kein Ball. Perfekt!“
Carlotta zieht lachend den Reißverschluss ihrer Reisetasche zu. „Ich wette, Frau Berger schleppt dich in letzter Sekunde höchstpersönlich zu diesem Klamottenverleih, von dem sie gesprochen hat. Oder sie leiht dir ein schickes Kleid aus ihrer Privatgarderobe. Auf keinen Fall wird sie zulassen, dass du nicht am Prinzenball teilnimmst!“
„Es sei denn, ich besorge mir ein ärztliches Attest“, erwidert Manu.
„Und wie willst du das machen?“, fragt Carlotta.
„Weiß ich noch nicht“, gibt Manu zu. „Aber mir fällt schon was ein.“
Carlotta schiebt ihre Reisetasche unters Bett und zieht danach ihre zusammengeknäuelten Sportsachen aus einer Kommodenschublade. Dank des neuen Stundenplans haben sie zwei zusätzliche Nachmittagsstunden Sport aufgebrummt bekommen. Zusammen mit den Tanzstunden und der Foto-AG bedeutet das, dass sie
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