Carolin - GesamtWerk
sich vernehmen: »Die volle Ladung … Das wollte ich schon immer mal bei einem Weibsstück tun.« In zähen Bahnen krochen dicke Tropfen über ihr Gesicht. Der Pfahl, der nur noch ein biegsamer Stab war, verließ ihren Schoß. Sie war wieder alleine, wie aus einem Traum erwacht, hörte ihr Stöhnen verebben, leckte die salzigen Lippen sauber und öffnete vorsichtig die Augen.
Erschöpft ließen sich die Herren in Sessel sinken und griffen nach den Weingläsern, tranken ein Schlückchen. Mit spitzen Fingern drückte die Dame eine Serviette in Carolins Hand und schüttelte missbilligend den Kopf. »Dass sich diese Mannsbilder doch gleich wie Schweine aufführen müssen, wenn sich mal eine Gelegenheit bietet.«
Carolin wischte ihr Gesicht ab und hatte die klebrigen Mannesspuren im Nu auch an den Händen. Behutsam erhob sie sich vom Tisch, ließ die Serviette auf das festliche Tuch fallen und kam seufzend auf die Beine. Aufdringlich rief sich die Kerze in Erinnerung und noch immer glühte Lust in ihr.
Die Dame bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick. »Sie brauchen eine Dusche. So können Sie nicht heimfahren.« Heimfahren? War der Abend schon zu Ende, die Herren genug beschenkt? Carolin sollte es recht sein. Sie verließ das Zimmer mit einem letzten flüchtigen Blick zu den Herren zurück, die ihr betreten nachschauten, als habe man ihnen aus völlig unerfindlichen Gründen das Lieblingsspielzeug weggenommen. In einem luxuriösen Badezimmer wusch sie unter der Dusche den Abend von sich ab, soweit möglich, und war bald darauf fertig zum Gehen, ohne Kerze und Bänder, aber wieder mit dem Strapsgürtel und den heil und unbefleckt gebliebenen Strümpfen an, um es auf dem Heimweg nicht gar zu kühl zu haben. Einen Moment zögerte sie, die Hände zu heben, aber es war kein Problem, der Saum ihres Kleides folgte ihnen nicht.
Sie fand die Dame draußen in der Diele, schlüpfte in den Mantel und bekam einen Umschlag gereicht. »Das ist für Sie. Sie sollen es Ihrem Manager geben … Ich denke, Sie haben es sich verdient … Ich habe auch ein Taxi für Sie gerufen.« Carolin nahm das Kuvert mit dem Versuch eines dankbaren Lächelns entgegen und stopfte es achtlos in die Manteltasche. Dass es vergleichsweise leicht verdientes Geld war, musste sie dieser Frau ja nicht unbedingt auf die Nase binden. Sie verabschiedeten sich mit der Gewissheit, sich kein zweites Mal bei einem solchen Abenteuer begegnen zu werden, und rasch eilte Carolin im kühlen Wind zum wartenden Taxi.
14Vom Wert der Gerechtigkeit
14Vom Wert der Gerechtigkeit
Rosa war erwünscht an diesem Samstagabend, an dem Simon mit Carolin ausgehen wollte zu einem Treffen mit Patricia und Emanuel, guten Bekannten von ihm. Also suchte sie ihr einziges rosafarbenes Kleid aus dem Schrank. Es war knöchellang und mit Pailletten besetzt, hatte einen nicht allzu offenherzigen V-Ausschnitt und einen asymmetrischen Saum. Weiße Strümpfe und weiße elegante Schuhe passten gut dazu; festlich sah sie aus, als wolle sie zu einer Hochzeit gehen. Nur ihre Gefühle … Die gab es bei einer Hochzeit wohl nicht so oft. Doch war das Spekulation, da sie sich mit Hochzeiten nicht wirklich gut auskannte. — Kurz nach halb acht stand Simon vor ihrer Tür. »Rosa steht dir gut«, sagte er und nahm sie in den Arm. »Hast du auch sonst alles getan, was ich dir sagte?«
Ja, das hatte sie … Aufgewühlt umspielte ihr Schoß die Liebeskugeln, mit denen sie ihn hatte erwarten müssen, und ein Seufzen perlte von ihren Lippen.
»Bist ein gutes Mädchen«, sagte er lächelnd, griff in die Jackentasche — und brachte ein schwarzes Hundehalsband hervor.
Sie wich einen Schritt zurück. Was hatte er vor, wollte er vor seinen Bekannten etwa mit seiner Sklavin prahlen? »Aber Simon … Damit kann ich mich doch nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen. Was ist, wenn ich eine Freundin treffe?«
»Du hast keine Freundin.«
»Na ja … Aber Bekannte und Kollegen.«
Ungerührt zuckte er mit den Achseln. »Sei nicht spießig. Halt still!«
Spießig? Sie? Seine Maßstäbe waren reichlich merkwürdig. Aber wozu sich sträuben? Es hatte ja doch keinen Zweck. Ohne weiteren Widerstand ließ sie sich das Halsband anlegen und sich in den langen warmen Mantel helfen. Immerhin führte er sie nicht an der Leine aus dem Haus und einem Nachbarn begegneten sie auch nicht; es lief alles bestens.
Ihr Ziel war ein Chinese. Helles Licht. Das Restaurant war voll besetzt. Ob die Leute ihr Halsband
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