Carolin - GesamtWerk
Einladend wies seine Hand auf sie und sein Blick richtete sich auf Judith: »Dort ist dein Nachtisch. Hol ihn dir!«
So also hatte er sich das vorgestellt? Entgeistert huschte Judiths Blick zu ihm hoch, doch wagte sie keinen Einwand, hatte vielleicht auch keinen. Mühsam kroch sie auf den strapazierten Knien und Ellbogen zu Carolin hin und ihre Wangen schmiegten sich zwischen die Schenkel, die sich gerne etwas weiter für sie öffneten; behutsam, zaghaft berührten warme Lippen den erwartungsvollen Schoß und innig leckte die anschmiegsame Zunge das Sperma aus ihr heraus, bereitete Lust, schenkte Wonne. Judith kam gleich mit in den Himmel der Sinnlichkeit, aalte sich erneut in glücklichen Sphären, wieder ohne Erlaubnis, doch blieb ihr »Vergehen« dieses Mal ungesühnt, als fände es Simon unangemessen, die entrückten, zärtlichen Gefühle mit seinem Tadel zu beschatten. Er blieb ausgeschlossen, ein stummer, faszinierter Zuschauer ohne Einfluss und Macht in diesem Moment. Erst als Judith den Kopf hob und den verzauberten Blick in Carolins Augen tauchte, meldete er sich wieder zu Wort: »Wie es scheint, kann dich auch eine Frau ganz schön scharfmachen.«
Sie hauchte ihre Antwort in Carolins Schoß. »Ja, mein Herr … Alles hier macht mich scharf.«
Liebevoll streichelte Carolin über das zerzauste, duftende, vom Essen verklebte Haar und ihr Blick bat Simon, sie nun endlich von den unbequemen Fesseln befreien zu dürfen. Gnädig reichte er ihr den kleinen Schlüssel und sie löste die Ketten. Die Klammern entfernte sich Judith aufatmend selbst, dann nahm sie behutsam das Rohr aus ihrem Schoß, nestelte das Papier heraus und reichte es Simon mit einem geschmeidigen Knicks. »Die Rechnung, mein Herr.«
Für einen Moment schien es so, als wolle er Judith in den Arm nehmen, doch ließ er es sein und nahm das Blatt mit einem wohlwollenden Lächeln entgegen. »Du wirst noch ein richtig artiges Kind. — Räume jetzt hier auf. Dann kannst du dich ausruhen. Du hast es dir verdient.«
Sie stellte das Geschirr zusammen, brachte es in die Küche, nahm zuletzt die beiden Näpfe vom Boden und trug sie mit stiller, erlöster Miene hinaus, als meine es das Leben gut mit ihr …
22Der Klang der Glöckchen
22Der Klang der Glöckchen
Aufgegangen in ihrer Hingabe lebte Judith abseits der Welt, drei oder vier Tage jetzt schon; sie wusste es nicht mehr genau. Die Uhrzeit und der Kalender hatten alle Bedeutung verloren, sie musste nichts planen, sich um nichts im Voraus sorgen, lebte in einem fast philosophischen Zustand der Entrücktheit, rettungslos in ihren Trieben und Gefühlen gefangen. Draußen senkte sich die Dämmerung über einen ekelhaften Tag, an dem es zuerst wieder geschneit hatte und nun regnete, begleitet von einem böigen Wind. Ein Glück, dass es hier drin trocken und warm war. Simon schaltete das Licht ein und winkte Judith zu sich. Untermalt vom Klirren der Ketten, die ihre Hand- und Fußgelenke wie fast schon gewohnt mit dem Hals verbanden, trat sie neben ihn und schenkte Kaffee in seine Tasse. Versonnen glitt sein Blick über ihren nackten Körper. »Geh duschen. Dein Gatte soll dich hübsch und frisch vorfinden.«
»Stefan? Er kommt?«
»Dein Herr, ja. Er holt dich heute ab.«
»Oh.« Beklommen gab sie einen Zuckerwürfel in Simons Tasse. Fast hätte man meinen können, es fiele ihr schwer, das Haus zu verlassen, das ihr und ihren Träumen ein Asyl geboten hatte wie ein verzauberter Ort. Oder fürchtete sie sich etwa vor dem Daheim, das anders sein würde als zuvor, hatte sie Sorge, dass es ihr nicht möglich sein würde, vor ihrem Gatten eine ebenso gehorsame Sklavin zu sein wie vor Simon — oder dass es ihr Mann nicht fertigbrachte, sie mit genügend strenger Hand zu behandeln, und ihre Wünsche enttäuscht werden könnten? Nach ihren Gefühlen wurde nicht geforscht. Simon gab ihr einen auffordernden Klaps auf den Po und sie ging ins Badezimmer.
Auch Carolin bekam den Auftrag, sich für Judiths Abschied hübsch zu machen. Sie musste das Bad im Untergeschoss benutzen, nahm dort eine Dusche, legte ein dezentes Make-up und ein bisschen Parfüm auf, bürstete das Haar. Simon kam herein und brachte ihr etwas zum Anziehen: ein schwarzes Korselett, das die Brüste unbedeckt ließ und am Hüftansatz endete. Stramm schnürte er sie damit ein und legte ihr dann einen breiten roten Lederstreifen um, den zwei Schnallen am Rücken verschlossen und in den drei metallene Bügel eingearbeitet waren,
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