Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
verzichtete er darauf, Caroline zu lieben und
hielt sie nur zärtlich im Arm. Sie schlief sehr unruhig und wachte mehrmals aus
schrecklichen Träumen auf, an die sie sich später nicht erinnern konnte.
    Am Morgen
brachte Guthrie einen Arzt mit. Caroline wurde untersucht und hatte das Gefühl,
daß der Blick des Doktors nichts Gutes verhieß.
    »Was ist
los mit mir?« fragte sie, als Guthrie mit einem Stapel Romane aus dem Laden
zurückkam.
    Er legte
ihr die dünnen Ausgaben auf den Schoß. »Nichts«, antwortete er. »Du bist nur zu
Tode erschöpft.«
    Panik
erfaßte Caroline. Sie hatte soviel Blut gesehen, soviel Tod und Drama, seit sie
Guthrie gebeten hatte, sie bei Flynns Befreiung zu unterstützen. Unwillkürlich
preßte sie beide Hände schützend auf ihren Bauch. »Ich werde mein Baby nicht
verlieren«, sagte sie beschwörend. »Auf keinen Fall!«
    Guthrie zog
sich einen Stuhl heran und nahm ihre Hand. »Ich weiß, Wildkatze. Aber der Arzt
hält es für besser, daß du eine Woche oder zehn Tage im Bett verbringst, nach
allem, was du durchgemacht hast, und ich muß ihm rechtgeben.«
    Eine
Fehlgeburt wollte Caroline nicht riskieren, aber andererseits hatte sie es
eilig, nach Bolton zurückzukehren. »Es wäre doch sicher nicht zu anstrengend,
wenn ich die Postkutsche nähme ...«
    Guthrie
schüttelte den Kopf. »Du bist nicht kräftig genug, dich zwei, drei Tage
durchrütteln zu lassen«, sagte er entschieden, und Caroline wußte, daß die
Diskussion damit beendet war.
    In den
folgenden Tagen, während die Junisonne durch die Fenster schien, spielte
Caroline mit Guthrie Schach, las, schlief und aß. Wenn Guthrie nicht im Zimmer
war und sie unterhielt oder zum Essen animierte, war er draußen und ging seinen
Geschäften nach.
    Ende des
Monats erklärte der Arzt Caroline endlich für reisefähig, und schon am selben
Nachmittag brachen sie nach Bolton auf. Caroline reiste mit der Postkutsche,
mit Tob als Gesellschaft, während Guthrie mit seinem Wallach nebenherritt. Ein
einziges Mal erblickte sie Indianer in der Nähe, aber sie hielten Distanz und
griffen die Postkutsche nicht an.
    Drei Tage
lang reiste Caroline in verschiedenen Kutschen. Die Nächte verbrachte sie mit Guthrie
in den Stationen, aber obwohl sie ein Bett miteinander teilten und sie sich
sehr nach Guthries Zärtlichkeiten sehnte, rührte er sie nicht an, außer, um ihr
einen Gutenachtkuß zu geben.
    Als sie
Bolton erreichten, war Caroline überzeugt, daß Guthrie die Heirat mit ihr
bereute. Immerhin hatte sie ihm eine Menge Probleme bereitet, und durch ihre
Schuld war eine unschuldige alte Frau gestorben, und eine andere war dem Tode
nahe. Und durch die Belohnungen, die sie erhalten hatten – eine beträchtliche Summe,
selbst geteilt durch zwei – besaß Guthrie nun die Möglichkeit, zu gehen, wohin
er wollte und zu tun, was ihm gefiel.
    Als die
Kutsche vor dem Warenhaus in Bolton hielt, stand Guthrie schon bereit, um
Caroline hinauszuhelfen. Das Blut schoß ihr in die Wangen, als sie die
neugierigen Blicke der Umstehenden sah, von denen einige sogar mit dem Finger
auf sie zeigten.
    Sie konnte
sich lebhaft vorstellen, was seit ihrem Verschwinden in den Köpfen dieser
Menschen vorgegangen war.
    Aber sie
hielt stolz den Kopf erhoben, und als Guthrie ihr seinen Arm reichte, ergriff
sie ihn dankbar. Ohne nach links und rechts zu schauen, führte Caroline ihn
über die ihr vertrauten Straßen zu dem Haus, das ihr immer ein Heim gewesen
war, seit sie mit acht Jahren nach Wyoming gekommen war.
    Ein
schwarzes Satinband war an der Haustür befestigt, und die Läden waren alle
dicht geschlossen. Der Vorgarten und der Blumengarten, Miss Ethels größter
Stolz, waren mit Unkraut überwuchert und schon sehr lange nicht mehr gegossen
worden.
    Guthrie
öffnete das Gartentor, und Caroline trat ein. Als sie wieder seinen Arm nahm,
umklammerte sie ihn fast schmerzhaft. Sie blieb nicht lange an der Haustür
stehen, sondern ging sofort hinein. Drinnen war alles sauber – was wohl der
Hilfe der Nachbarinnen zu verdanken war – aber das Haus war dunkel und hätte
dringend gelüftet werden müssen.
    »Soll ich
mit dir nach oben gehen?« fragte Guthrie leise, während er seinen Hut abnahm
und ihn an einen Haken hängte.
    Caroline
schüttelte den Kopf. Sie war der Anlaß all der Trauer und des Verfalls in
diesem Haus und mußte sich dieser Verantwortung stellen – allein.
    Gerade als
sie die Treppe hinaufgehen wollte, erblickte sie Mrs. Penn, die Frau

Weitere Kostenlose Bücher