Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
hinzu: »Mach dir keine
Sorgen, Wildkatze. Ich lasse nicht zu, daß dich jemand verletzt.«
    Caroline
wich seinem Blick aus. Anscheinend war er noch nie auf die Idee gekommen, daß
er es sein könnte, der sie verletzte. Dazu brauchte er nichts anderes zu tun,
als Adabelle Rogers zu heiraten und sie nach Bolton zu bringen. Dann würde
Caroline ihr in den Geschäften begegnen und irgendwann sogar seine Kinder
unterrichten. Und jeder einzelne Moment würde furchtbare Qual für sie bedeuten,
weil Caroline bis über beide Ohren in Guthrie verliebt war.
    Nachdem er
sie in den Sattel gehoben hatte, bestieg er sein eigenes Pferd und ritt voran
in den Wald. Caroline folgte ihm und hoffte, daß ihre Zuneigung zu Mr. Hayes
irgendwann nachlassen würde wie eine Grippe, obwohl ihr andererseits klar war,
daß damit nicht zu rechnen war. Was sie für ihn empfand, ging viel tiefer als
die dumme Verliebtheit, die sie für Seaton Flynn verspürt hatte.
    Die Zukunft
sah ausgesprochen düster aus. Caroline konnte sich nur vorstellen, aus Bolton
fortzuziehen, sobald Guthrie seine Adabelle geheiratet hatte, sich einen
goldenen Ehering zu kaufen und allen zu erzählen, sie sei Witwe, falls sie
Guthries Kind zur Welt bringen sollte. Dann würde sie nach Chicago fahren und
alle Waisenhäuser aufsuchen, bis sie das eine gefunden hatte, von dem aus sie,
Emma und Lily nach Westen geschickt worden waren. Vielleicht erhielt sie dort
Informationen über den Aufenthaltsort ihrer Schwestern ...
    Den ganzen
Morgen ritten Caroline und Guthrie schweigend und in Gedanken versunken über
das flache Land. Guthrie war wachsam und
konzentriert. Als sie mittags hielten und das unvermeidliche Dörrfleisch aßen –
das inzwischen wie Schuhsohle schmeckte –, legte Guthrie seine Hand unter
Carolines Kinn und ließ seinen Daumen sanft über ihre Unterlippe gleiten.
    »Seit drei
Stunden hast du kein Wort gesagt«, bemerkte er. »Was hast du, Caroline?«
    Sie fragte
sich, was geschehen würde, wenn sie ihm gestand, daß sie sich in ihn verliebt
hatte, doch ihr fehlte der Mut, es herauszufinden. Abgewiesen zu werden und
vielleicht sogar bemitleidet, wäre mehr gewesen, als sie ertragen konnte. »Ich
habe über meine Schwestern nachgedacht«, sagte sie, was zumindest teilweise
stimmte. »Ich glaube, ich fahre nach Chicago, wenn wir Mr. Flynn gefunden
haben, und versuche, etwas über sie herauszufinden.«
    »Hat jemand
auf diesem Zug eine Liste geführt?« wollte Guthrie wissen, während er ihr
zärtlich das Haar zurückstrich.
    Caroline
schüttelte betrübt den Kopf. »Ich glaube nicht. Der einzige Mensch, der
überhaupt ein bißchen Interesse an uns zeigte, war dieser boshafte alte
Schaffner, und der wollte nur sichergehen, daß wir nicht die anderen Fahrgäste
störten.« Sie brach seufzend ab. »Ich hatte mir vorgenommen, mir zu merken, wo
Emma und Lily den Zug verließen, aber dann war ich die erste, die aussteigen
mußte.«
    Mitleid
flackerte in Guthries Augen auf. »Was glaubst du, wo sie jetzt sind?« fragte
er, und Caroline war dankbar für die Chance, mit ihm über ihre Schwestern reden
zu können. Irgendwie hatte sie das Gefühl, daß es sie ihm näherbrachte.
    »Lily – die
kleinste von uns – hatte große braune Augen und sehr helles blondes Haar. Als
kleines Mädchen war sie starrsinnig und eigenwillig, deshalb vermute ich, daß
sie auch heute noch eine Frau mit eigenen Ansichten ist.«
    Guthrie
grinste. »Starrsinnig und eigenwillig?« scherzte er. »Deine Schwester?
Unmöglich.«
    Caroline
warf die Butterblume nach ihm, die sie gepflückt hatte, und zupfte eine andere
aus. »Emma war meine zweitälteste Schwester. Sie hatte dunkelblaue Augen und
kupferrotes Haar, als
ich sie zum letzten Mal sah, und sie besaß die schönste Singstimme von uns
allen. Sie müßte heute sehr schön sein, mit einem beachtlichen Temperament und
der Tendenz zu impulsiven Handlungen.«
    »Klingt
ganz nach einer Blutsverwandten von dir«, stimmte Guthrie belustigt zu.
    »Natürlich
könnten sie beide längst tot sein«, fuhr Caroline leise fort. »Frauen haben es im
Westen nicht leicht.«
    »Männer
auch nicht«, gab Guthrie zu bedenken. »Aber ich verwette mein Pferd und zwei
Wochenerträge aus meiner Mine, daß Lily und Emma am Leben sind und es ihnen gut
geht. So, wie du sie mir beschrieben hast, Caroline, sind sie die geborenen
Überlebenskünstler. Wie du.«
    Caroline
seufzte. »Es gibt so viel, was ich sie gern fragen würde«, meinte

Weitere Kostenlose Bücher