Caroline und der Bandit
ein
bißchen schlafen, sonst werden Sie Ihrem Mann morgen nicht von großem Nutzen
sein.«
Seine
Freundlichkeit rührte sie. »Es tut mir leid, daß wir Ihnen Ihr Bett genommen
haben und Ihnen eine solche Last sind.«
William
schien verlegen. »Gott weiß, was Penny zugestoßen wäre, wenn Sie beide nicht
hiergewesen wären. Ich bin es, der Ihnen etwas schuldig ist, Madam.«
Caroline
lächelte. »Danke. Und gute Nacht.«
William
löschte das Licht und legte sich neben Penny, während Caroline zu Guthrie
unter die Decke kroch. Sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er ganz
langsam die Hand hob und sie auf ihre Brust legte.
»Ich liebe
dich, Mr. Hayes«, flüsterte sie ihm ins Ohr, »und wenn du wieder gesund bist,
werde ich dir beweisen, wie sehr.«
Er gab
einen leisen Ton von sich, der wie ein Stöhnen klang, streichelte ihre Brust,
und Caroline schmiegte sich an seine Schulter.
Sie
erwachte bei strahlendem Sonnenschein und einer Serie von Flüchen, die auch den
rauhbeinigsten Seemann noch beschämt hätten.
»Was zum
Teufel ist mit meiner Schulter los?« knurrte Guthrie.
Caroline richtete
sich auf, und nach einem kurzen Moment der Verwirrung wurde ihr bewußt, daß der
Mann, den sie liebte, bei Bewußtsein war. »Du bist angeschossen worden!«
erwiderte sie strahlend.
»Na
wunderbar«, brummte Guthrie, den ihre Begeisterung zu verärgern schien. »Wenn
ich auch noch ausgepeitscht worden wäre, hättest du erst recht Grund, dich zu
freuen!«
Caroline
bemühte sich, ernst zu bleiben, aber es gelang ihr nicht. Sie beugte sich über
ihn und küßte ihn auf den Mund. »Hör auf, dich wie ein kleines Kind zu
benehmen, Guthrie. Ich freue mich doch nur, daß du bei Bewußtsein bist. Wir
dachten, wir würden dich verlieren.«
Guthrie
wollte sich aufrichten, aber Caroline drückte ihn auf die Matratze zurück. »Wo
willst du hin?«
»Rate mal«,
knurrte er und stand auf, obwohl sie sich die größte Mühe gab, ihn
zurückzuhalten.
»Hier lebt
eine Frau, sei vorsichtig«, warnte Caroline.
Guthrie
verließ die Hütte, und als er zurückkam, sagte er stirnrunzelnd: »Jetzt
erinnere ich mich wieder. Diese beiden Schufte hatten eine Frau auf dem Tisch
...«
»Dank dir
geht es ihr gut«, sagte Caroline, während sie ihn zum Bett zurückbegleitete.
»Es war ihr Mann, der den Arzt geholt hat.«
Er saß
barfuß auf dem Bett, an die Kissen gelehnt, und trank den starken Kaffee, den
Caroline für ihn zubereitet hatte. Sein Haar war zerzaust, sein Bart schon
ziemlich lang, aber für Caroline hatte Guthrie nie attraktiver ausgesehen.
Um ihre
Gefühle zu verbergen, wandte sie ihm den Rücken zu und schickte ein stummes
Dankgebet zum Himmel.
»Flynn muß
jetzt schon Hunderte von Meilen weiter sein«, bemerkte Guthrie ärgerlich.
Caroline
drehte sich langsam zu ihm um. »Das glaube ich nicht«, erwiderte sie. »Er war
gestern nacht hier, und wenn Penny nicht gewesen wäre, hätte er mich
mitgenommen.«
Fluchend
versuchte Guthrie, von neuem aufzustehen, aber seine Kraft war verbraucht, und
mit einem Seufzen sank er aufs Bett zurück.
»Wir finden
Flynn schon«, meinte Caroline tröstend und glaubte auch daran. Guthrie lebte
noch, was nur bewies, daß Wunder möglich waren. Jetzt hatte sie sogar wieder
Hoffnung, ihre Schwestern eines Tages wiederzufinden.
»Verdammt!«
sagte Guthrie wütend.
»Hör auf zu
fluchen. Das hilft auch nichts.«
»Verdammt,
Frau, meine Schulter brennt wie Feuer, ich fühle mich schwach wie eine alte
Dame, und irgendwo dort draußen schleicht dieser Kerl herum, lacht sich ins
Fäustchen und plant seinen nächsten Hinterhalt! Und da soll ich nicht fluchen!«
Caroline
stellte ihre Kaffeetasse krachend auf den Tisch. »Ich glaube nicht, daß er viel
zu lachen hat«, sagte sie schroff. »Penny hat ihn ins Bein geschossen, das
müßte ihn eigentlich stark behindern.«
In diesem
Augenblick kamen William und Doc Elkins herein. Der alte Mann ging sofort auf
Guthrie zu. »Lassen Sie mich die Wunde sehen, junger Freund. Legen Sie sich hin.«
Guthrie
gehorchte grollend. »Wann kann ich weiterreiten?«
Caroline
warf ihm einen strengen Blick zu. »Du solltest dich zuerst einmal bei Doc
Elkins bedanken. Er hat dir das Leben gerettet.«
Guthrie
hielt Carolines ärgerlichem Blick stand und wandte sich dann lächelnd an den
Arzt. »Ich gebe es nicht gern zu, Doc«, flüsterte er, »aber sie hat recht.
Vielen Dank.«
Der Arzt
lachte, legte die schmutzigen Verbände fort und holte seine Tasche.
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