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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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ließ das Teleobjektiv rein- und rauszoomen und machte sogar einige Aufnahmen von ihr.
    »Hattest du viel Arbeit mit dem Manuskript?«, fragte ich ganz nebenbei.
    »Nein, kaum. Ich habe es für den Satz vorbereitet, ein paar Tippfehler korrigiert, Kleinigkeiten.«
    »Habt ihr den Klappentext verfasst?«
    »Nein, sie hat es mit mir zusammen getan.«
    »Macht es Spaß, mit ihr zu arbeiten?«
    Ich spürte, wie sie zögerte. »Ja, schon«, sagte sie dann ohne rechte Überzeugung.
    »Autoren können ja so nervtötend sein«, sagte ich, als wüsste ich, wovon ich rede. »Stellen sich an wegen eines einzigen Fotos. Wann ist sie denn mit dem Manuskript angekommen?«
    »Ach, ganz plötzlich. Sie behauptet ja schon seit Jahren, an einem Buch zu schreiben. Ich habe ihr nie geglaubt, aber da kann man mal sehen. In unserem Beruf erlebt man die seltsamsten Überraschungen.«
    Ich verbarg mein Erstaunen hinter der Kamera. »Einen kleinen Schritt zurück, bitte«, sagte ich. »Dort ist das Licht weicher. Du hast sie also schon vorher gekannt?«
    »Ja, natürlich …« Katrien wurde unsicher und fragte: »Hein Drisman weiß doch Bescheid?«
    »Sonst würden wir hier nicht stehen«, antwortete ich. »Da habe ich einen schönen warmen Ton erwischt, dein Haar kommt sehr gut zur Geltung. Leck dir mal kurz über die Lippen, damit sie etwas glänzen. Jetzt kurz stillhalten, ein klein wenig lächeln, ja, gut so.« Meine Kamera klickte. »Wie hast du sie kennen gelernt?«
    Sie ging nicht darauf ein. »Jetzt muss ich aber wirklich zu Mittag essen, wir haben nur bis halb zwei Pause.«
    »In Ordnung.«
    Ich ließ den Fotoapparat sinken, blieb ihr gegenüber stehen und sagte: »Ich werde den Eindruck nicht los, dass du euren neuen literarischen Zweig nicht sehr viel versprechend findest.«
    Sie schüttelte ihre roten Locken. »Darum geht es nicht. Ich liebe Literatur, aber Mirabel sollte lieber bei seinen eigenen Leisten bleiben, bei den Ratgebern und Hobby-Handbüchern, damit sind wir immer gut gefahren. Noch nicht mal die Krimiautoren passen so recht zu uns. Ich habe von Anfang an gesagt, dass es schließlich mehr als genug literarische Verlage gibt, aber na gut … Wie man sieht, habe ich im Nachhinein betrachtet Unrecht gehabt. Wir werden mit Literatur Geld verdienen. Wir haben Hedwige Larue.«
    Sie sprach den Vornamen ziemlich übertrieben aus, mit dem dazu passenden Gesichtsausdruck. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ließ mich stehen.

 

     
9
     
    Wir fuhren den Meentweg in Eemnes entlang und kamen an hübsch restaurierten Gehöften und Architektenvillen vorbei. Im Hintergrund erstreckte sich ein Polder mit leuchtend grünen Wiesen und von Hecken umgebenen Bauernhöfen bis an die von Wellen gekräuselten Überbleibsel der Zuiderzee.
    Nel hielt nach Hausnummern Ausschau und zeigte auf eine massive weiße Backsteinvilla mit viel Glas und einem Reetdach.
    Ich hielt vor einem hohen grünen schmiedeeisernen Gittertor an. Nel schlüpfte aus dem Auto und lief schnell hinüber, wie ein Kurier, der etwas in den Briefkasten werfen will. Ich erblickte eine weiße Kiesauffahrt, eine große Garage und einen sorgfältig gepflegten Garten. Die Bäume ließen das erste Herbstlaub auf den frisch gemähten Rasen fallen. Nel kam zurück und warf die Beifahrertür zu. »Fahr weiter«, sagte sie. »Wir fallen hier auf wie Mistkäfer in der Suppe.«
    »Na dann los.«
    Ich bog in eine Seitenstraße ein und verirrte mich prompt in einem dieser modernen Viertel, in dem die üblichen Straßen, Wege und Alleen Wohnanlagen mit Namen wie Rietgors, Scholekster, Roerdomp oder Zomertaling gewichen sind.
    Es reichte nicht, dass das ganze Viertel quasi eine verkehrsberuhigte Zone war. Zusätzlich bildeten die kompliziert angelegten Siedlungseinheiten einen Irrgarten, der einen in den Wahnsinn trieb. Wir kurvten durch den Patrijzenbof, diverse andere -hoven und das Jonneveen. Schließlich parkten wir vor einem Friedhof am beruhigend normalen Laarderweg.
    »Sie ist nicht zu Hause«, sagte ich. »Hast du ein Namensschild gesehen?«
    »H. Larue.«
    Ich blätterte den Mirabel-Katalog durch. »Was haben wir sonst noch?«
    »Ich würde gerne mit der Dozentin reden, dieser Deborah, nur zu meiner eigenen Beruhigung.«
    Ich schaute sie von der Seite an. »Dir kommen doch nicht etwa Zweifel?«
    Ich sah, wie sie mit sich kämpfte, als kämen Zweifel einem Verrat an Caroline gleich, die auf den seltsamen Umwegen, die Gefühle manchmal gehen können, zu einer Art

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