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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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habe ihm verboten, mehr als
drei Stunden hintereinander zu fahren. Max würde sagen, ja, lange Fahrten
gingen aufs Herz. Der Fahrer würde ihnen dann zeigen, wo sie den Lieferwagen
abstellen könnten und sie in seinem eigenen Wagen zu dem Treffen mitnehmen.
»Wen haben Sie treffen wollen, Max? Hat Jim Ihnen das auch gesagt?«
    Nein, Jim
hatte weiter nichts gesagt.
    Bis Brunn,
sagte Max, ging alles ziemlich wie geplant. Als er von Mikulow wegfuhr, folgten
ihm eine Zeitlang zwei zivile Motorradfahrer, aber das schrieb er seinen
österreichischen Nummernschildern zu und ließ sich nicht stören. Er kam bequem
bis nachmittags nach Brunn, und der Ordnung halber nahm er ein Zimmer im Hotel
und trank im Restaurant ein paar Tassen Kaffee. Irgendein Hanswurst machte
sich an ihn heran, und Max erzählte ihm von den vielerlei Unbilden im
Glaswarenhandel und daß ihm sein Mädel in Linz mit einem Amerikaner
durchgegangen sei. Jim schaffte das erste Treffen nicht, kam aber zum Ausweich-Treff
eine Stunde danach. Max dachte zuerst, der Zug habe Verspätung gehabt, aber
Jim sagte »Langsam fahren«, und da wußte Max, daß etwas schiefgegangen war.
    Folgendermaßen
würde es ablaufen, sagte Jim. Der Plan sei geändert worden. Max sollte sich
raushalten. Er sollte Jim kurz vor dem Treffpunkt absetzen und dann bis Montag
früh in Brunn warten. Er dürfe mit keiner der Kontaktstellen des Circus Verbindung
aufnehmen: mit niemandem von Aggravate, mit niemandem von Plato, und am
allerwenigsten mit der Außenstelle in Prag. Sollte Jim am Montag bis acht Uhr
früh nicht im Hotel aufgetaucht sein, so müsse Max zusehen, wie er allein
herauskomme. Wenn Jim auftauchte, so bestehe Max' Aufgabe darin, Control eine
Botschaft von Jim zu überbringen: die Botschaft könne sehr einfach sein,
vielleicht nur ein einziges Wort. In London solle er nur zu Control persönlich
gehen, über den alten MacFadean eine Verabredung treffen, und Control die
Botschaft übermitteln, sei das klar? Für den Fall, daß Jim nicht zurückkommen
würde, sollte Max einfach sein früheres Leben wieder aufnehmen und alles
ableugnen, inner- und außerhalb des Circus. »Hat Jim gesagt, warum der Plan
geändert wurde?«
    »Jim hat
sich Sorgen gemacht.«
    »Es war
also etwas passiert, als er auf dem Weg zu dem Treffen mit Ihnen war?«
    »Vielleicht.
Ich sage Jim: > Hören Sie Jim, ich komme mit. Sie Sorgen, ich Babysitter,
ich fahre für Sie, schieße für Sie, was zum Teufel? < Jim wird verdammt
wütend. Okay?«
    »Okay«,
sagte Smiley.
    Sie fuhren
die Straße nach Racice und fanden den unbeleuchteten Wagen, einen Fiat, vor
einem Feldweg geparkt, neun neun auf den Nummernschildern, schwarz. Max hielt
den Lieferwagen an und ließ Jim aussteigen. Als Jim auf den Fiat zuging,
öffnete der Fahrer die Tür einen Spalt, um die Innenbeleuchtung anzuschalten.
Über dem Steuerrad lag eine aufgeschlagene Zeitung. »Konnten Sie sein Gesicht
sehen?«
    »War im
Schatten.«
    Max
wartete, vermutlich tauschten sie Losungsworte aus, Jim stieg ein, und das Auto
fuhr über den Feldweg davon, noch immer ohne Licht. Max kehrte nach Brunn
zurück. Er saß gerade bei einem Schnaps im Restaurant, als die ganze Stadt zu
dröhnen begann. Er dachte zuerst, es komme aus dem Fußballstadion, dann begriff
er, daß es Lastwagen waren, ein ganzer Konvoi, der die Straße hinunterraste. Er
fragte die Kellnerin, was los sei, und sie sagte, es habe eine Schießerei in
den Wäldern gegeben, Konterrevolutionäre hätten sie angezettelt. Max ging
hinaus zum Lieferwagen, stellte das Radio an und hörte die Sondermeldung aus
Prag. Damals hörte er zum erstenmal etwas von einem General. Er nahm an, daß
überall Absperrungen seien, und außerdem hatte er von Jim Anweisung, bis Montag
früh im Hotel zu bleiben.
    »Vielleicht
schickt Jim mir Botschaft. Vielleicht kommt irgendwer vom Widerstand zu mir.«
    »Mit
diesem einen Wort«, sagte Smiley ruhig.
    »Klar.«
    »Er hat
nicht gesagt, was für eine Art Wort es sein würde?«
    »Sie
verrückt«, sagte Max. Es konnte eine Feststellung oder eine Frage sein.
    »Ein
tschechisches Wort oder ein englisches Wort oder ein deutsches Wort?«
    Niemand
kam, sagte Max. Auf die verrückte Frage ging er nicht ein.
    Am Montag
verbrannte er den Paß, mit dem er eingereist war, wechselte die Nummernschilder
an seinem Lieferwagen und benutzte seine westdeutschen Fluchtpapiere. Anstatt
direkt nach Süden fuhr er nach Südwesten, ließ den Lieferwagen in einem
Straßengraben und überquerte

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