Carre, John le
machte
eine Handbewegung, als wolle er eine Visitenkarte zücken; als könne ein solcher
Ausweis ihm förderlicher sein, als seine unbedeutende Erscheinung. «Ich zahle
im voraus«, versprach er. »Ich könnte einen entsprechenden Vertrag
unterschreiben, oder was immer. Ich möchte, daß alles völlig korrekt ist. Ich
kann Referenzen angeben, eine Garantie hinterlegen, alles was zumutbar ist. Es
muß nur korrekt sein. Es ist ein Rover. Ein neuer. Ich möchte nichts hinter dem
Rücken der Verwaltung tun, es kommt nichts dabei heraus, sage ich immer. Aber
alles Zumutbare soll mir recht sein. Ich hätte ihn heruntergefahren, aber ich
wollte nicht vorgreifen. Und außerdem, ich weiß, es klingt albern, aber die
Rampe war mir unsympathisch. Sie ist noch so neu.« Während dieser ausgedehnten
Darlegung seiner Absichten, die in wirrer Bemühtheit vorgebracht wurden, war
Smiley im Strahl einer hellen Lampe stehengeblieben, die über ihm von einem Balken
hing: eine flehende, ziemlich unerfreuliche Erscheinung, wie man wohl denken
mochte, und über den freien Raum hinweg deutlich sichtbar. Die Pose tat ihre
Wirkung. Der Mann im weißen Overall schritt auf ein Glashäuschen zu, das
zwischen zwei Eisenpfeilern stand, und machte Smiley mit dem schmalen Kopf ein
Zeichen, ihm zu folgen. Im Gehen zog er die Handschuhe ab. Lederhandschuhe,
handgenäht und sehr elegant. »Nächstes Mal Sie aufpassen, wie Tür aufmachen«,
warnte er mit derselben lauten Stimme. »Sie Lift benutzen, ja, oder sonst
zahlen ein paar Pfund vielleicht. Mit Lift kein Problem.«
»Max, ich
muß mit Ihnen sprechen«, sagte Smiley, sobald sie in dem Häuschen waren.
»Allein. Nicht hier.« Max war breit und kräftig, er hatte ein blasses
Knabengesicht, aber die Haut war faltig wie bei einem alten Mann. Er war
hübsch, und die braunen Augen waren sehr ruhig. Seine ganze Person strahlte tödliche
Ruhe aus.
»Jetzt?
Sie wollen jetzt sprechen?«
»Im Wagen.
Ich hab ihn draußen. Wenn Sie die Rampe rauf gehen, können Sie direkt
einsteigen.«
Max legte
die Hände um den Mund und brüllte durch die Garage. Er war einen halben Kopf
größer als Smiley und hatte die Stimme eines Feldwebels. Smiley verstand nicht,
was er schrie. Wahrscheinlich etwas auf tschechisch. Es kam keine Antwort,
aber Max knöpfte bereits seinen Overall auf. »Wegen Jim Prideaux«, sagte
Smiley. »Klar.«
Sie fuhren
nach Hampstead, wo sie in dem funkelnden Rover sitzen blieben und den Kindern
zusahen, die das Eis auf dem Teich zerbrachen. Der Regen hatte endlich
aufgehört, vielleicht weil es zu kalt war.
Über der
Erde trug Max einen blauen Anzug und ein blaues Hemd. Auch die Krawatte war
blau, aber sorgfältig von den beiden anderen Tönen abgesetzt: er hatte lang
gesucht, bis er diese Nuance gefunden hatte. Er trug mehrere Ringe und
Pilotenstiefel mit Reißverschluß an der Seite.
»Ich
gehöre nicht mehr dazu. Hat man's Ihnen gesagt?« fragte Smiley. Max zuckte die
Achseln. »Ich dachte, man würde es Ihnen sagen«, sagte Smiley.
Max saß
kerzengerade; er lehnte sich nicht an, dazu war er zu stolz. Er blickte Smiley
nicht an. Seine braunen Augen waren starr auf den Teich und auf die Kinder
gerichtet, die im Schilf tollten und schlitterten.
»Mir
erzählt man nichts«, sagte er.
»Ich bin
geschaßt worden«, sagte Smiley. »Wahrscheinlich zur gleichen Zeit wie Sie.«
Max schien
sich ein wenig zu recken, dann entspannte er sich wieder. »Tut mir leid,
George. Was machen Sie jetzt: Geld stehlen?«
»Ich
möchte nicht, daß sie's erfahren, Max.«
»Sie
privat, ich privat«, sagte Max und bot Smiley aus einem goldenen Etui eine
Zigarette an, die Smiley ablehnte. »Ich möchte hören, was passiert ist«, fuhr
Smiley fort. »Ich wollte es in Erfahrung bringen, bevor sie mich geschaßt
haben, aber ich hatte keine Zeit mehr.«
»Sind Sie
deshalb geschaßt worden?«
»Vielleicht.«
»Sie
wissen nicht viel, was?« sagte Max, und sein Blick war lässig auf die Kinder
gerichtet.
Smiley
sprach sehr einfach und beobachtete Max dabei die ganze Zeit, falls er nicht
verstehen sollte. Sie hätten deutsch sprechen können, aber Max tat das nicht
gern, wie Smiley wußte. Also sprach er englisch und beobachtete Max' Gesicht.
»Ich weiß überhaupt nichts, Max. Ich hatte überhaupt nichts damit zu tun. Ich
war in Berlin, als es passierte, ich wußte nichts von der Planung oder den
Zusammenhängen. Sie haben mir telegrafiert, aber als ich nach London
zurückkam, war es zu
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