Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
Vom Netzwerk:
spät.«
    »Planung«,
wiederholte Max. »Das war vielleicht Planung.« Kiefer und Wangen wurden
plötzlich ein Meer von Runzeln, und seine Augen verengten sich - eine Grimasse
oder ein Lächeln. »Und jetzt haben Sie eine Menge Zeit, wie, George? Herrje,
das nenn' ich Planung.«
    »Jim hatte
eine Sonderaufgabe durchzuführen. Er hat Sie angefordert.«
    »Klar. Jim
wollte Max als Babysitter.«
    »Wie hat
er Sie gekriegt? Ist er in Acton aufgetaucht und hat zu Toby Esterhase gesagt
>Toby, ich möchte Max haben<. Wie hat er Sie gekriegt?«
    Max' Hände
lagen auf seinen Knien. Sie waren gepflegt und schlank, bis auf die breiten
Knöchel. Jetzt, als der Name Esterhase fiel, drehte er die Handflächen leicht
nach innen und machte einen Käfig daraus, als hätte er einen Schmetterling
gefangen. »Was zum Teufel?« fragte Max. »Also, was ist passiert?«
    »War
privat«, sagte Max. »Jim privat, ich privat. Genau wie jetzt.«
    »Na«,
sagte Smiley. »Bitte.«
    Max
sprach, als hätte es sich um irgendeinen Verdruß gehandelt: Familie oder Geschäft
oder Liebe. Es war ein Montagabend Mitte Oktober, ja, der sechzehnte. Eine tote
Zeit, er war seit Wochen nicht im Ausland gewesen und hatte genug. Den ganzen
Tag hindurch hatte er ein Haus in Bloomsbury ausgekundschaftet, wo angeblich
ein paar chinesische Studenten wohnten; die Aufklärer erwogen, einen Einbruch
in ihre Zimmer zu inszenieren.
    Er wollte
schon zur Laundry nach Acton zurückkehren, um seinen
Bericht zu schreiben, als Jim ihn nach der Methode »Zufallstreffen« unterwegs
auflas und bis zum Crystal Palace fuhr, wo sie im Auto sitzenblieben und
redeten, genau wie jetzt, nur daß sie tschechisch sprachen.
    Jim sagte,
es laufe eine Sondersache, so groß, so geheim, daß kein Mensch im Circus, auch
nicht Toby Esterhase, wissen dürfe, daß sie stattfinde. Komme von der obersten
Spitze und sei haarig. Ob Max interessiert sei?
    »Ich sage:
>Klar, Jim. Max interessiert.< Dann fragen er mich, Urlaub nehmen. Geh zu
Toby und sag Toby, meine Mutter krank, ich brauch ein paar Tage Urlaub. Ich hab
keine Mutter nicht. >Klar<, sag ich, >ich nehm Urlaub. Für wie lange,
bitte, Jim?<« Die ganze Sache sollte nicht länger als das Wochenende dauern,
sagte Jim. Am Sonnabend sollten sie drinnen sein und am Sonntag wieder draußen.
Dann fragte er Max, ob er zur Zeit irgendwelche gültigen Papiere habe: am
besten als Österreicher, kleiner Geschäftsmann, mit passendem Führerschein.
Falls Max in Acton nichts bereitliegen habe, würde Jim in Brixton etwas
zusammenstellen lassen.
    »>Klar<,
sage ich. >Ich habe Hartmann, Rudi, aus Linz, Sudeten-Auswanderer.<«
    Also
erzählte Max Toby eine Geschichte von Schwierigkeiten mit einem Mädchen in
Bradford, und Toby hielt Max zehn Minuten lang einen Vortrag über die
Sexualmoral der Engländer; und am Donnerstag trafen Jim und Max sich in einem
»sicheren Haus«, das die Skalpjäger damals hatten, einer alten Bruchbude in Lambeth.
Jim hatte die Schlüssel mitgebracht. Ein Drei-Tage-Werk, wiederholte Jim, eine
Geheimkonferenz in der Nähe von Brunn. Jim hatte eine große Landkarte, die sie
studierten. Jim wollte mit einem tschechischen Paß reisen, Max würde als
Österreicher gehen. Bis Brunn würden sie getrennt reisen. Jim würde von Paris
nach Prag fliegen, dann Eisenbahn bis Brunn. Er sagte nicht, welche Papiere er
selber bei sich haben würde, aber Max nahm an, tschechische, denn er hatte sie
ihn schon öfter benutzen sehen. Max war Hartmann, Rudi, Handelsreisender in
Glas und Keramik. Er sollte mit dem Lieferwagen bei Mikulow über die österreichische
Grenze, dann nordwärts nach Brunn und sich die Zeit So einteilen, daß er um
sechs Uhr dreißig am Samstagabend zum Treffpunkt in einer Seitenstraße in der
Nähe des Fußballplatzes sei. Um sieben Uhr würde dort ein großes Match beginnen.
Sie vereinbarten die Zeiten, Ausweich-Treffs und besprachen alle
Eventualitäten; und außerdem, sagte Max, kannte jeder die Handschrift des
anderen. Sobald sie Brunn verlassen hätten, würden sie auf der Straße nach
Bilovice bis Krtiny fahren, dann ostwärts nach Racice abzweigen. Irgendwo auf
der Straße nach Racice würden sie an einem auf der linken Seite geparkten
schwarzen Wagen vorbeikommen, vermutlich einem Fiat. Die ersten beiden Zahlen
des Nummernschildes würden neun neun sein. Der Fahrer würde eine Zeitung lesen.
Sie würden neben dem Wagen halten, Max würde hinübergehen und fragen, ob ihm
etwas fehle. Der Mann würde antworten, sein Arzt

Weitere Kostenlose Bücher