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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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weist jede
Andeutung zurück, daß Jim etwa >rot angehaucht war. Die Gegenüberstellung
in Sarratt beginnt mit langatmigen Entschuldigungen, vor allem auf Grund von
Jims großartigen Leistungen während des Kriegs. Jims Antworten bringen nach den
Manieriertheiten von Haydons Brief frischen Wind in die Lektüre. Ein Vertreter
der Konkurrenz ist anwesend, ergreift aber kaum das Wort. Nein, Jim hatte
Chlebnikow nie wiedergesehen, auch niemanden, der
sich als dessen Abgesandter ausgab; nein, mit Ausnahme dieses einen Mals hat er
nie mit ihm gesprochen. Nein, er hatte damals keine weiteren Kontakte mit
Kommunisten oder Russen gehabt, er konnte sich an keinen Namen eines Mitglieds
der Volksfreunde erinnern. Frage: (Alleline)
>Was Ihnen wohl keine schlaflosen Nächte bereitet, wie?< Antwort: >Ehrlich
gesagt, nein.< (Lachen)
     
    Ja, er war
Mitglied bei den Volksfreunden gewesen, genau wie er Mitglied des Theaterclubs
am College gewesen war, der philatelistischen Gesellschaft, der Gesellschaft
für moderne Sprachen, der Union und der Historischen Gesellschaft, der
Ethischen Gesellschaft und der Rudolf Steiner-Arbeitsgruppe . . . Auf diese
Weise konnte man interessante Vorträge hören und Leute kennenlernen; besonders
dieses. Nein, er hatte nie linke Literatur verteilt, allerdings kurze Zeit Soviet
Weekly gelesen . . . Nein, er hatte niemals Beiträge an
irgendeine politische Partei entrichtet, weder in Oxford noch später, er hatte
sogar nie von seinem Wahlrecht Gebrauch gemacht. . . Daß er sich in Oxford so
vielen Clubs anschloß, hatte vor allem einen Grund: Nach einer wechselvollen
Schulzeit im Ausland hatte er keine gleichaltrigen englischen Kameraden von
früher . . .
    Hier sind
die Inquisitoren bereits ausnahmslos auf Jims Seite; alle machen gemeinsam
Front gegen die Konkurrenz und ihre bürokratische Einmischung.
    Frage: (Alleline)
»Nur interessehalber, hätten Sie etwas dagegen, mir zu sagen, wo Sie bei Ihren
vielen Auslandsaufenthalten Kricketspielen gelernt haben?« (Lachen) Antwort: »Wissen
Sie, ich hatte einen Onkel mit einem Kricketplatz in der Nähe von Paris.
Ausgesprochener Kricketfan. Mit Netz und allen Schikanen. Wenn ich in den
Ferien dort war, mußte ich nonstop mit ihm spielen.« (Anmerkung der
Inquisitoren: Comte Henri de Sainte-Yvonne, Dez. 1942, Personalakte. AF64 - 7.)
Ende des Interviews. Vertreter der Konkurrenz möchte Haydon als Zeugen
vorführen lassen, aber Haydon ist im Ausland und verhindert. Termin auf unbestimmte
Zeit verschoben . . .
    Smiley war
schon fast eingeschlafen, als er die letzte Eintragung las, die achtlos
eingefügt worden war, längst nachdem Jims Sicherheitsüberprüfung durch die
Konkurrenz formell abgeschlossen war. Es war ein Zeitungsausschnitt vom Juni
1938, eine Besprechung von Haydons damaliger Ein-Mann-Ausstellung, und der
Titel lautete »Realismus oder Surrealismus? Oxforder Perspektiven.« Nachdem
der Kritiker Bill Haydons Gemäldeausstellung in Grund und Boden verrissen
hatte, endete er mit folgender launiger Bemerkung:
    »Wie uns
zu Ohren kam, hat der treffliche Mr. James Prideaux sich sogar zeitweise von
seinem Kricket losgerissen, um beim Hängen der Leinwände behilflich zu sein.
Wir meinen zwar, daß er besser daran getan hätte, in der Banbury Road zu
bleiben. Da indessen seine Rolle als Förderer der schönen Künste das einzig
Echte an der ganzen Veranstaltung war, sollten wir vielleicht nicht allzusehr
lästern . . .«
    Smiley
döste, in seinem Hirn drängten sich, wohlgeordnet, Zweifel, Argwohn und
Gewißheiten. Er dachte an Ann und empfand große Zärtlichkeit für sie, sehnte
sich danach, ihre Schwachheit mit seiner eigenen zu beschützen. Wie ein junger
Mann flüsterte er ihren Namen und stellte sich vor, daß ihr schönes Gesicht
sich im Halbdunkel über ihn beuge, während Mrs. Pope Graham durchs
Schlüsselloch ihren Bannfluch zeterte. Er dachte an Tarr und Irina und grübelte
nutzlos über Liebe und Treue; er dachte an Jim Prideaux und was wohl der Morgen
bereithalten würde. Er fühlte in aller Bescheidenheit, daß ein Sieg bevorstand.
Er hatte einen weiten Weg zurückgelegt, lange auf den Meeren gekreuzt; morgen,
wenn er Glück hatte, würde er vielleicht Land erblicken: eine friedliche kleine
verlassene Insel zum Beispiel. Eine, von der Karla nie gehört hatte. Gerade
groß genug für ihn und Ann. Er schlief ein.
     
    Dritter
Teil
     
    Jim
Prideaux rüstet sich für einen Besuch und bekommt selber einen Gast
     
    In Jim
Prideaux' Welt war der

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