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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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Franco-Rumäne,
ein fotografisches Unternehmen aufgezogen. Errichtete eine Zweigstelle in
Bonn, betreut angeblich eine von Karlas westdeutschen Quellen von jenseits der
Grenze.«
    »Und der
dritte? Viktorow?«
    »Spurlos
untergetaucht.«
    »So was«,
sagte Smiley, und seine Langeweile schien sich zu vertiefen.
    »Ausgebildet
und vom Erdboden verschwunden. Kann natürlich gestorben sein. Man neigt dazu,
die natürlichen Ursachen zu vergessen.«
    »Stimmt«,
pflichtete Smiley bei. »Ja, das stimmt.« In einem langen Leben im Geheimdienst
hatte er die Fertigkeit entwickelt, mit sorgsam geteilter Aufmerksamkeit
zuzuhören; die vordergründigen Ereignisse direkt vor sich abrollen zu lassen,
während eine zweite, völlig unabhängige Begabung die historische Verknüpfung
herzustellen suchte. Der rote Faden lief über Tarr zu Irina, über Irina zu
ihrem armen Geliebten, der so stolz darauf war, Lapin zu heißen und bei einem
gewissen Oberst Gregor Viktorow zu dienen, »dessen Arbeitsname an der Botschaft
Poljakow lautete«: In seiner Erinnerung waren diese Dinge gleichsam Teil einer
Kindheit. Er würde sie nie vergessen. »Waren Fotos vorhanden, Connie? Haben Sie
überhaupt Personenbeschreibungen an Land gezogen?«
    »Von
Bardin bei den Vereinten Nationen, selbstverständlich. Von Stokowsky
möglicherweise. Wir hatten ein altes Zeitungsfoto aus seiner aktiven
Soldatenzeit, aber wir konnten die Übereinstimmung nie völlig nachweisen.«
    »Und vom
spurlos untergetauchten Viktorow?« Es hätte jeder beliebige Name sein können.
»Auch von ihm kein hübsches Bildchen?« fragte Smiley und durchquerte das
Zimmer, um die Gläser frisch zu füllen.
    »Viktorow,
Oberst Gregor«, wiederholte Connie mit liebevollem zerstreutem Lächeln. »Hat
wie ein Löwe bei Stalingrad gekämpft. Nein, ein Foto hatten wir nie. Schade.
Es hieß, er sei mit Abstand der Beste gewesen.« Sie reckte sich: »Obwohl wir's
natürlich bei den anderen nicht sicher wissen.
Fünf Baracken und ein zweijähriger Kursus: mein Lieber, nach so vielen Jahren
muß einiges mehr herausgekommen sein als drei Absolventen!« Mit einem kleinen
Seufzer der Enttäuschung, der besagen sollte, daß an dem ganzen Bericht weiter
nichts daran gewesen sei, ganz zu schweigen von der Person Oberst Gregor
Viktorows, was ihn in seiner mühevollen Suche voranbringen könnte, schlug
Smiley vor, daß sie sich dem damit in keinerlei Zusammenhang stehenden Phänomen
Poljakow, Alexei Alexandrowitsch, von der Sowjetischen Botschaft in London,
Connie besser bekannt als der liebe Alex Poljakow, zuwenden und herauszufinden
suchen sollten, wie und wo er in Karlas Schema paßte und wieso man Connie
verboten hatte, ihre Nachforschungen nach ihm fortzusetzen.
     
    George
Smiley stellt zerstreuten Blicks gezielte Fragen
     
    Sie war
jetzt viel munterer. Poljakow war kein Märchenheld, er war ihr lieber Alex,
obwohl sie nie mit ihm gesprochen, ihn vermutlich nie in Person gesehen hatte.
Sie hatte in einen Sessel neben der Leselampe übergewechselt, einen
Schaukelstuhl, der gewisse Beschwerden linderte: sie konnte nirgends lang
sitzen bleiben. Sie hatte den Kopf zurückgelegt, so daß Smiley das weiße Gewoge
ihres Halses sehen konnte, eine der steifen Hände ließ sie kokett baumeln,
während sie Indiskretionen bekannte, die sie nicht bedauerte. Dabei erschienen
Smileys akkuratem Verstand ihre Spekulationen, gemessen an der klassischen
Arithmetik des Nachrichtendienstes, sogar noch wilder als zuvor. »Ach, er war
ja so gut«, sagte sie. »Sieben lange
Jahre war Alex schon hier gewesen, ehe wir auch nur die kleinste Spur hatten.
Sieben Jahre, mein Lieber.«
    Sie
zitierte seinen ersten Visa-Antrag vor jenen sieben Jahren: Poljakow, Alexei
Alexandrowitsch, promoviert an der Staatsuniversität von Leningrad,
stellvertretender Kulturattache im Rang eines Legationsrats zweiter Klasse,
verheiratet, aber nicht von Ehefrau begleitet, geboren am dritten März
neunzehnhundertzweiundzwanzig in der Ukraine als Sohn eines Transportarbeiters,
Partei-Ausbildungsgang nicht angegeben. Ein Lächeln war in ihrer Stimme, als
sie geläufig die erste Routinebeschreibung der Aufklärer hersagte: »Größe 1
Meter 79, robust, Augenfarbe grün, Haarfarbe schwarz, keine weiteren besonderen
Kennzeichen. Fideler Riese von einem Kerl«, erklärte sie lachend. »Kolossaler
Spaßvogel. Schwarze Tolle, hier über dem rechten Auge. Ganz bestimmt ein
Popo-Kneifer, obwohl wir ihn nie dabei erwischt haben. Ich hätte ihm ein paar
von

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