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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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Haben Sie gehört? Eisen an den Schuhen. Passen Sie auf.« Die
Schritte hielten inne, man hörte ein leises Scharren. »Sie gibt ihm den
Schlüssel. Er glaubt, er kann leiser damit aufschließen als sie. Kann er
nicht.« Das Schloß drehte sich mit lautem Schnappen. »Ach, ihr Männer«, hauchte
Connie mit hoffnungslosem Lächeln. »Ach, George. Warum müssen Sie Alex
ausgraben?« Und eine Zeitlang weinte sie um Alex Poljakow.
    Ihre
Brüder waren Akademiker, erinnerte Smiley sich; ihr Vater war
Universitätsprofessor. Control hatte sie beim Bridge kennengelernt und einen
Job für sie erfunden.
    Sie begann
ihre Geschichte wie ein Märchen: »Es war einmal, vor vielen, vielen Jahren,
anno dreiundsechzig, ein Überläufer namens Stanley«, und sie ging dabei mit der
gleichen Pseudo-Logik zu Werke, teils Intuition, teils intellektueller
Opportunismus, wie sie ein großartiger Verstand hervorbringt, der nie erwachsen
wurde. Auf ihrem formlosen weißen Gesicht erschien der großmütterliche Glanz
beglückten Erinnerns. Ihr Gedächtnis war so umfangreich wie ihr Körper, und sie
liebte es sicherlich mehr, denn um ihm zu lauschen, hatte sie alles andere
beiseite geschoben: den Drink, die Zigarette, eine Weile sogar Smileys geduldige
Hand. Sie saß nicht mehr zusammengekauert, sondern kerzengerade, den großen
Kopf zur Seite geneigt, und zupfte an dem weißen Wollhaar. Er hatte angenommen,
sie würde sofort mit Poljakow beginnen, aber sie begann mit Stanley; er hatte
ihre Leidenschaft für Stammbäume vergessen. Stanley also; der Deckname für
einen fünftklassigen Überläufer aus der Moskauer Zentrale. März dreiundsechzig.
Die Skalpjäger hatten ihn aus zweiter Hand von den Holländern gekauft und nach
Sarratt verfrachtet, und wenn nicht Sauregurkenzeit gewesen wäre und die
Inquisitoren zufällig wenig Arbeit gehabt hätten, wer weiß, ob irgend etwas von
der ganzen Geschichte ans Licht gekommen wäre. In Brüderchen Stanley steckte
ein Goldkörnchen, ein einziges winziges Körnchen, und sie fanden es. Den
Holländern war es entgangen, aber die Inquisitoren fanden es, und eine Kopie
ihres Berichts fand den Weg zu Connie: »Was ein weiteres Wunder
war«, bellte Connie erzürnt, »wenn man bedenkt, daß alle, und besonders Sarratt,
dem Grundsatz huldigten, die Recherchen-Abteilung nicht auf ihrer
Verteilerliste zu führen . . .« Smiley wartete geduldig auf das Goldkörnchen,
denn Connie war in einem Alter, wo ein Mann ihr nur noch seine Zeit schenken
konnte.
    Stanley
sei während eines bewaffneten Einsatzes in Den Haag übergelaufen, erklärte sie.
Er war ein berufsmäßiger Killer und nach Holland geschickt worden, um einen
russischen Emigranten zu ermorden, der der Zentrale auf die Nerven ging. Statt
dessen beschloß er, sich der Gegenseite zu stellen. »Irgendein Mädchen hat ihm
den Kopf verdreht«, sagte Connie voll Verachtung. »Die Holländer hatten diesen
Lockvogel auf ihn angesetzt, und er ist ihm mit weit geschlossenen Augen ins
Garn gegangen.«
    Um ihn auf
diese Mission vorzubereiten, hatte die Zentrale ihn in ein Trainingslager in
der Nähe von Moskau gebracht, zwecks Auffrischung in den schwarzen Künsten:
Sabotage und lautloses Töten. Die Holländer, die ihn zunächst hatten, waren
darüber schockiert gewesen und hatten ihre Verhöre auf diesen Punkt
konzentriert. Sie brachten ein Foto in die Zeitungen und ließen ihn Zeichnungen
von Zyanidkugeln und all den anderen schmutzigen Waffen anfertigen, die der
Zentrale so teuer sind. Aber die Inquisitoren in der Nursery kannten
das alles in- und auswendig, sie interessierten sich für das Trainingslager,
das neu eingerichtet und wenig bekannt war. »Eine Art Nobel-Sarratt«, erklärte
sie. Sie erstellten eine Skizze der Anlage, die Hunderte von Morgen Wald- und
Seenland umfaßt, und zeichneten alle Gebäude ein, an die Stanley sich erinnern
konnte: Wäschereien, Kantinen, Vortrags-Baracken, den ganzen Plunder. Stanley
war mehrmals dort gewesen und erinnerte sich an eine Menge. Sie glaubten schon,
ziemlich alles zu haben, als Stanley sehr still wurde. Er nahm einen Bleistift
und malte in die Nordwestecke fünf weitere Baracken und rundum einen Doppelzaun
für die Wachhunde, der Gute. Diese Baracken seien neu, sagte Stanley, erst in
den letzten Monaten errichtet. Man erreichte sie über eine Privatstraße;
Stanley hatte sie von einem Hügel aus gesehen, als er mit seinem Instrukteur
Milos einen Spaziergang machte. Laut Milos, der Stanleys Freund war, sei dort
eine

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