Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
Vom Netzwerk:
unseren Popos angeboten, wenn Toby gespurt hätte, aber er wollte nicht.
Nicht daß Alexei Alexandrowitsch auf so etwas hereingefallen
wäre, wohlgemerkt. Alex war viel zu
gerissen«, sagte sie stolz. »Hinreißende Stimme. Melodisch wie die Ihre. Ich
habe die Bänder oft zweimal abgespielt, nur um ihm zuzuhören. Ist er wirklich
noch im Lande, George? Am liebsten würde ich nicht danach fragen. Aus Furcht,
sie könnten alle wechseln und ich würde sie nicht mehr kennen.« Er sei noch
immer hier, versicherte ihr Smiley. Gleiche Tarnung, gleicher Rang.
    »Und wohnt
er noch immer in diesem gräßlichen kleinen Vorstadthaus in Highgate, das Tobys
Beschatter so haßten? Meadow Close Nummer vierzig, oberster Stock. Eine
schauderhafte Bude. Ich mag Männer, die ihre Tarnung wirklich leben, und Alex
gehörte zu ihnen. Er war der emsigste Kulturmanager, den die Botschaft je
gehabt hat. Wenn irgend etwas sofort benötigt wurde: Vortrag, Konzert oder was
auch immer, Alex hat dem Amtsschimmel Beine gemacht.«
    »Wie hat
er das angestellt, Connie?«
    »Nicht so,
wie Sie denken, George Smiley«, sang sie,
und das Blut stieg ihr ins Gesicht. »O nein. Alexei Alexandrowitsch war nur
das, als was er sich ausgab, fragen Sie Percy Alleline oder Toby Esterhase.
Rein wie frisch gefallener Schnee war er. Nicht einen Spritzer auf der Weste,
das kann Toby Ihnen bestätigen!«
    »He«,
murmelte Smiley und füllte ihr Glas. »He, ruhig, Connie. Regen Sie sich ab.«
    »Blödsinn«, schrie sie, keineswegs besänftigt. »Schierer ausgewachsener Blödsinn. Alexei
Alexandrowitsch Poljakow war ein ehemaliger Klassenprimus bei Karla, wenn ich
Augen im Kopf habe, aber sie wollten nicht auf mich hören! >Sie sehen schon
Spione unterm Betts sagt Toby. >Die Aufklärer sind voll ausgelastet sagt
Percy« — ihr schottischer Tonfall - »>Für Marotten haben wir hier keinen
Platz. < Von wegen Marotten!« Jetzt weinte sie wieder. »Armer George«, sagte
sie immer wieder. »Armer George, Sie wollten helfen, aber was konnten Sie tun?
Sie waren selber auf der Abschußliste. O George, jagen Sie nicht mit den
Lacons. Bitte tun Sie's nicht.« Behutsam geleitete er sie wieder zurück zu
Alex, und warum sie so überzeugt war, daß er Karlas Spion war und aus Karlas
Schule kam.
    »Es war am
Heldengedenktag«, schluchzte sie. »Wir haben seine Orden fotografiert, klarer
Fall.«
     
    Zurück zum
Jahr eins, zum ersten Jahr ihrer Liebschaft mit Alex Poljakow. Das Seltsame
war, sagte sie, daß sie vom ersten Augenblick seines Eintreffens ein Auge auf
ihn geworfen hatte:
    »Hallo,
dachte ich. Mit dir werde ich bestimmt einigen Spaß haben.«
    Warum
eigentlich, wußte ich nicht. Vielleicht war es sein sicheres Auftreten,
vielleicht sein strammer Gang, direkt vom Exerzierplatz: »Hart wie eine Nuß.
Der Militär durch und durch.« Oder vielleicht seine Wohnung. »Er hat sich das
einzige Haus in ganz London ausgesucht, an das die Aufklärer nicht auf fünfzig
Schritt herankamen.« Oder vielleicht seine Arbeit: »Es gab bereits drei
stellvertretende Kulturattaches, zwei von ihnen waren Gorillas, und der dritte
tat nichts anderes, als die Blumen für den armen Karl Marx zum
Highgate-Friedhof karren.«
    Sie war
ein bißchen benebelt, und er führte sie wieder im Zimmer herum und fing ihr
ganzes Gewicht auf, wenn sie strauchelte. Also, sagte sie, zuerst war Toby
Esterhase einverstanden, daß Alex auf die A-Liste kam, und die Aufklärer
beschatteten ihn in unregelmäßigen Abständen, an zwölf von dreißig Tagen, und
sooft sie ihm nachspürten, war er so rein wie frisch gefallener Schnee.
    »Mein
Lieber, man konnte meinen, ich hätte ihn angeklingelt und zu ihm gesagt:
>Alex Alexandrowitsch, seien Sie auf der Hut, denn ich lasse Klein Tobys
Hunde auf Sie los. Leben Sie also ausschließlich Ihre Tarnung und keine faulen
Tricks! <« Er ging zu Begräbnissen, Vorträgen, spazierte im Park, spielte
ein bißchen Tennis und hätte nicht respektabler sein können, fehlte nur noch,
daß er Süßigkeiten an die Kinder verteilte. Connie kämpfte um weitere
Beschattung, aber es war von Anfang an eine verlorene Schlacht. Die Maschinerie
ging ihren schwerfälligen Gang, und Poljakow kam auf die B-Liste: nachzuprüfen
alle sechs Monate oder je nach Arbeitsanfall. Die halbjährlichen Nachprüfungen
ergaben nicht das geringste, und nach drei Jahren hatte er bei uns seinen
Persilschein: Erschöpfend überprüft, Resultat: ohne Interesse für den
Geheimdienst. Connie konnte nichts unternehmen,

Weitere Kostenlose Bücher