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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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Sie sich los, ziehen sie ein paar Etagen weiter
runter. Zum Fußvolk.«
    Ann war
noch nicht zurück, und so schlenderten sie nebeneinander die King's Road
entlang und hielten nach einem Taxi Ausschau, während Bill seine jüngsten
politischen Ideen zum besten gab und Smiley »ja, Bill« und »nein, Bill« sagte
und überlegte, wie er es Control beibringen sollte. Vor einem Jahr war Bill
überzeugter Falke gewesen. Er hatte die konventionellen Streitkräfte in Europa
reduzieren und sie kurzerhand durch nukleare Waffen ersetzen wollen. Er war
ungefähr der einzige Mensch in Whitehall gewesen, der noch an Englands
unabhängige Abschreckungsmacht glaubte. In diesem Jahr war Bill, wenn Smiley
sich recht erinnerte, Pazifist und wollte das Schwedenmodell ohne Schweden.
    Kein Taxi
kam, es war eine schöne Nacht, und wie alte Freunde wanderten sie Seite an
Seite dahin.
    »Übrigens,
wenn Sie jemals diesen Mieris verkaufen wollten, lassen Sie mich's wissen, ja?
Ich würde Ihnen einen anständigen Preis zahlen.«
    Da er
glaubte, Bill mache wieder einmal einen schlechten Witz, fuhr Smiley zu ihm
herum und wollte ärgerlich erwidern. Haydon entging es völlig. Er spähte
straßab und winkte einem nahenden Taxi.
    »Herrgott,
seh'n Sie sich das an«, rief er ungehalten. »Voller verdammter Juden, die zu
Quag's zum Fressen fahren.«
    »Bill muß
schon lauter Schwielen am Hintern haben«, brummte Control am nächsten Tag und
blickte kaum von seiner Lektüre auf. »Seit Jahren sitzt er bloß herum und
wartet seinen Tag ab. Einen Augenblick starrte er Smiley verloren an, als ob er
durch ihn hindurch auf ein anderes, weniger fleischliches Ziel sähe ; dann
senkte er die Augen und schien sich wieder ans Lesen zu machen. »Ich bin froh,
daß er nicht mein Vetter ist«, sagte er. Am
folgenden Morgen hatten die Mütter überraschende Nachrichten für Smiley.
Control sei nach Belfast zu Besprechungen mit der Army geflogen.
Als Smiley später die Reisevorschüsse nachprüfte, entdeckte er die Lüge.
Niemand aus dem Circus war in diesem Monat nach Belfast geflogen, aber es fand
sich eine Belastung für ein Retourbillett erster Klasse nach Wien und als Antragsteller
war Smiley angegeben. Haydon, der auch zu Control wollte, war wütend:
    »Was, zum
Teufel, ist denn in letzter Zeit los mit ihm? Er will wohl Irland kapern, die
Organisation aufspalten. Herrjeh, der Mann ist eine Nervensäge.«
    Das Licht
im Kombiwagen erlosch, aber Smiley konnte den Blick noch immer nicht von dem
buntscheckigen Dach abwenden. Wie leben sie? fragte er sich. Woher kriegen sie
Wasser, Geld? Er versuchte, sich in die Logistik eines Klausnerdaseins in
Sussex Gardens einzufühlen: Wasser, Dränage, Licht. Ann würde das ohne weiteres
lösen, ebenso Bill. Tatsachen. Was waren die Tatsachen?
    Tatsache
war, daß ich eines linden Sommerabends vor der Witchcraft-Zeit unerwartet aus Berlin zurückkehrte, um Bill Haydon auf dem Teppich im
Salon ausgestreckt zu finden, während Ann ihm auf dem Grammophon Liszt
vorspielte. Ann saß am anderen Ende des Zimmers, im Neglige ohne Make-up. Es
gab keine Szene, jeder benahm sich gequält natürlich. Bill war, laut eigener
Aussage, soeben aus Washington gelandet und auf dem Weg vom Flugplatz kurz
vorbeigekommen. Ann war schon im Bett gewesen, hatte es sich jedoch nicht
nehmen lassen, aufzustehen und ihn willkommen zu heißen. Wir waren uns darüber
einig, wie schade es sei, daß wir nicht gemeinsam ein Taxi von Heathrow
genommen hatten. Bill ging wieder, ich fragte:
    »Was
wollte er?« und Ann sagte: »Sich an einer Schulter ausweinen.« Bill hatte
Liebeskummer und wollte sein Herz ausschütten, meinte sie.
    »In
Washington sitzt Felicity und möchte ein Baby, und in London Jan, die eins
kriegt.«
    »Von
Bill?«
    »Das weiß
der Himmel. Bill weiß es bestimmt nicht.« Am nächsten Vormittag stellte Smiley
wider eigene Absicht fest, daß Bill seit zwei Tagen zurück war, nicht erst seit
einem. In der Folge benahm Bill sich Smiley gegenüber ungewohnt manierlich, und
Smiley vergalt es ihm mit einer Zuvorkommenheit, die normalerweise jüngeren
Freundschaften vorbehalten ist. Nach angemessener Zeit wurde Smiley deutlich,
daß die Katze aus dem Sack war, und noch heute war er perplex, mit welcher Geschwindigkeit
es sich herumgesprochen hatte. Vermutlich hatte Bill vor irgend jemandem damit
geprahlt, vielleicht vor Bland. Wenn das Gerücht stimmte, dann hatte Ann drei
ihrer eigenen Regeln verletzt. Bill war vom Circus und er war vom Set, wie

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