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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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nicht, daß
der Tag beginnt.
    Gehorsam kletterte Alexandra aus
dem Bett.
    »Brav«, sagte Mutter
Felicitas und gab ihr einen flüchtigen Kuß» bevor sie den Flur hinuntereilte,
wobei sie ständig »Wieder zu spät! Wieder zu spät!« rief und in die Hände
klatschte, >husch, husch<, als wolle sie eine Herde dummer Hühner
scheuchen.
     

23
     
     
     
     
    Die Bahnfahrt nach Thun dauerte
eine halbe Stunde, und vom Bahnhof aus unternahm Smiley einen
Schaufensterbummel, wobei er kleine Umwege machte. Manche Burschen
kriegen's mit der Heldenhaftigkeit und wollen plötzlich dringend für ihr Vaterland
sterben , dachte er ... Bei Erpressung schalten manche Leute auf stur. Er
fragte sich, worauf er schalten würde.
    Es war ein Tag, an dem alles in
düstere Leere getaucht war. Die wenigen Fußgänger glitten wie langsame Schatten
durch den Nebel, und die Seedampfer lagen in ihren Fahrrinnen eingefroren.
Gelegentlich teilte sich die Leere zu einem Durchblick auf eine Burg, einen
Baum, ein Stück Stadtmauer. Und schloß sich dann schnell wieder. Schnee lag auf
dem Kopfsteinpflaster und im Geäst der Kugelbäume. Die wenigen Autos fuhren mit
angeschalteten   Scheinwerfern,   ihre   Reifen   knirschten   auf  dem
Matsch. Die einzigen Farben waren in den Auslagen: goldene Uhren, Skianzüge wie
Nationalflaggen. »Kommen Sie frühestens um elf,« hatte Toby gesagt. »Selbst
elf ist noch zu früh, George, sie kommen nicht vor zwölf.« Es war erst zehn
Uhr dreißig, aber er brauchte die Zeit, er wollte kreisen, bevor er sich
niederließ, Zeit, wie Enderby sagen würde, um die Strecke auszulegen. Er ging
in eine enge Gasse hinein und sah das Schloß direkt über sich aufragen. Die
Arkade wurde zu einem Gehsteig, dann zu einer Treppe, dann zu einem steilen
Abhang, den er hinaufstieg. Er ging an einem English Tea-Room, einer
American-Bar, einem Oasis Night-Club vorbei, alle bebindestricht, alle
neonbeleuchtet, alle eine keimfreie Kopie eines verlorenen Originals. Er kam
auf einen Platz und sah die Bank, diejenige welche, und direkt gegenüber auf
der anderen Straßenseite das kleine Hotel, genau wie Toby es beschrieben hatte,
mit seinem Cafe-Restaurant im Erdgeschoß und den Gästezimmern darüber. Er sah
das gelbe Postauto, das kühn unter einem Parkverbotsschild abgestellt war, und
er wußte, daß es sich um Tobys statischen Posten handelte. Toby hatte sein
Leben lang an Postautos geglaubt, er stahl sie, wo immer er sich befand,
behauptete, daß niemand sie wahrnehme oder sich an sie erinnern könne. Er hatte
neue Nummernschilder angebracht, aber sie sahen älter aus, als der Wagen.
Smiley ging über den Platz. Ein Anschlag an der Bank besagte: Geöffnet Montag
bis Donnerstag von 7 Uhr 45 bis 17 Uhr, Freitag von 7 Uhr 45 bis 18 Uhr 15.
    »Grigoriew bevorzugt die
Mittagszeit, weil in Thun niemand seine Essenspause für einen Gang auf die Bank
verschwenden würde,« hatte Toby erklärt. »Er verwechselt ganz einfach Ruhe mit
Sicherheit, George. Leere Räume, volle Aufmerksamkeit, Grigoriew verhält sich
so auffällig, daß es schon peinlich ist, George.« Er ging über eine
Fußgängerbrücke. Es war zehn vor elf. Er überquerte die Straße und hielt auf
das kleine Hotel zu, das freie Sicht auf Grigoriews Bank gewährte. Spannung in
einem Vakum, dachte er, und lauschte auf das Stapfen seiner Füße und auf das
Gurgeln des Wassers aus den Regentraufen; die Saison war zu Ende, und die Stadt
lebte außerhalb der Zeit. Verbrennen, George, ist immer Glückssache, Wie
würde Karla es machen? fragte er sich. Was würde der Absolutist anders machen
als wir? Smiley fiel nichts ein, er kam zu keiner eindeutigen Schlußfolgerung.
Karla würde die operativen Informationen sammeln, dachte er, und dann auf gut
Glück vorgehen. Er öffnete die Tür des Cafes, und die warme Luft schlug ihm
entgegen. Er ging auf einen Fenstertisch zu, den ein Schild als
>Reserviert< auswies. »Ich warte auf Herrn Jakobi«, sagte er zu der
Kellnerin. Sie nickte mißbilligend und schaute an ihm vorbei. Ihr Gesicht war
blaß und völlig ausdruckslos. Er bestellte einen café crême im Glas,
aber sie sagte, wenn er im Glas serviert werde, müsse er einen Schnaps
dazunehmen.
    »Dann in der Tasse«, kapitulierte
er.
    Warum hatte er ihn zuerst im Glas
verlangt?
    Spannung in einem Vakuum, dachte er
wieder und sah sich um. Das Cafe war in neuantikem Stil eingerichtet. Gekreuzte
Plastiklanzen hingen an Stuckpfeilern. Verborgene Lautsprecher spielten
nichtssagende

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