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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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sauber.
    »Gut
gemacht, daß Sie in meiner Freizeit kommen«, sagte er und wies mit dem Kopf auf
die Schulhefte. »Wenn man von Freizeit sprechen kann bei diesem Haufen
Korrekturen.«
    »Ich finde
immer, Ihr Beruf wird sehr unterschätzt«, sagte Smiley und schüttelte milde den
Kopf. »Ich habe selbst Freunde im Lehrfach. Sie sitzen halbe Nächte über den
Korrekturen, wie sie mir versichern, und ich habe keinen Grund, an ihrem Wort
zu zweifeln.«
    »Dann
gehören sie zu den Gewissenhaften.«
    »Ich darf
Sie bestimmt auch zu dieser Kategorie zählen.«
    Peter
Worthington lächelte, er war sehr geschmeichelt. »Leider ja. Was überhaupt
lohnt, das lohnt auch die Mühe«, sagte er und half Smiley aus dem Regenmantel.
    »Offen
gestanden wünsche ich mir häufig, diese Ansicht wäre ein bißchen weiter
verbreitet.«
    »An Ihnen
ist auch ein Lehrer verlorengegangen«, sagte Peter Worthington, und sie lachten
beide.
    »Was
machen Sie mit Ihrem kleinen Jungen?« sagte Smiley und setzte sich.
    »Ian? Oh,
der geht zu den Großeltern. Meinen Eltern, nicht ihren«, fügte er hinzu,
während er Tee eingoß. Er reichte Smiley eine Tasse. »Sind Sie verheiratet?«
fragte er.
    »Ja, ja,
bin ich, und sehr glücklich noch dazu, wenn ich das sagen darf.«
    »Kinder?«
    Smiley
schüttelte den Kopf und gestattete sich eine kleine enttäuschte Grimasse.
»Leider«, sagte er.
    »Dort
tut's am wehesten«, sagte Peter Worthington sehr nüchtern.
    »Das
glaube ich Ihnen. Trotzdem, wir hätten gern gewußt, wie's ist. In unserem Alter
empfindet man es mehr.«
    »Sie
sagten am Telefon, es gebe Nachricht über Elizabeth«, sagte Peter Worthington.
»Ich wäre Ihnen schrecklich dankbar, wenn Sie mir's erzählten.«
    »Es ist
aber nichts Aufregendes«, sagte Smiley vorsichtig. »Aber es macht Hoffnung.
Ohne Hoffnung geht es nicht.« Smiley bückte sich zu der amtlichen schwarzen
Plastikmappe und öffnete den billigen Verschluß.
    »Zuerst
muß ich Sie um einen Gefallen bitten«, sagte er. »Nicht daß ich nicht offen
sein wollte, aber wir gehen immer gern ganz sicher. Ich bin selber sehr
gründlich, das gebe ich ohne weiteres zu. Bei Todesfällen von Ausländern machen
wir's genauso. Legen uns nie fest, ehe wir absolut sicher sind. Vornamen,
Familienname, genaue Adresse, Geburtsdatum wenn wir es feststellen können,
keine Mühe ist uns zuviel. Nur um uns abzusichern. Nicht rechtsgültig, natürlich, wir geben keine rechtsgültigen Bestätigungen ab, das ist Sache
der zuständigen Behörden.«
    »Schießen
Sie los«, sagte Peter Worthington munter. Smiley, der die Übertreibung in
seinem Tonfall bemerkte, blickte schnell auf, aber Peter Worthingtons ehrliches
Gesicht war zur Seite gewandt, er schien einen Stapel alter Notenhalter zu
betrachten, der in der Ecke lag.
    Smiley
leckte sich den Daumen, schlug umständlich eine Akte auf seinen Knien auf und
blätterte darin. Es war die Akte des Foreign Office mit der Aufschrift
»Vermißte Personen« und durch Lacon unter einem Vorwand von Enderby entliehen.
»Wäre es zu viel verlangt, wenn ich die Einzelheiten von Anfang an mit Ihnen
durchginge? Natürlich nur die hervorstechenden, und nur, was Sie mir gern
sagen, das muß ich nicht eigens betonen, wie? Der Haken für mich ist, müssen
Sie wissen, ich bin eigentlich mit dieser Arbeit normalerweise nicht befaßt.
Mein Kollege Wendover, den Sie kennen, ist krank, und - na ja, man will nicht
unbedingt immer alles zu Papier
bringen, nicht wahr. Er ist ein fabelhafter Bursche, aber in puncto
Berichteschreiben finde ich ihn ein bißchen bündig. Nicht nachlässig, weit entfernt, aber manchmal ein
bißchen dürftig, was den menschlichen Aspekt angeht.«
    »Ich bin
immer vollständig aufrichtig. Immer«, sagte Peter Worthington ziemlich
ungeduldig zu den Notenständern. »Ich glaube an Aufrichtigkeit.«
    »Und was uns betrifft, so kann ich Ihnen versichern, wir im Foreign
Office respektieren eine vertrauliche Mitteilung.« Irgend etwas fehlte
plötzlich. Smiley hatte bis zu diesem Augenblick nicht gewußt, daß
Kindergeschrei die Nerven beruhigen konnte; als es jedoch aufhörte und der
Spielplatz sich leerte, hatte er ein Gefühl der Verstörtheit, und es dauerte
ein paar Sekunden, ehe er es überwand. »Pausenschluß«, sagte Peter Worthington
lächelnd. »Wie bitte?«
    »Pause.
Milch und Brötchen. Wofür Sie Ihre Steuern bezahlen.«
    »Also,
erstens ist nicht davon die Rede, entsprechend der Notizen meines Kollegen
Wendover - dem ich um Gottes willen

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