Carre, John le
seiner
Überzeugung. Nicht erfunden, empfunden. >Daisy<, sagte ich, >Daisy
Fong, du und Doris, ihr geht in den Hinterhof, ich glaube, wir kriegen bald
Besuch.< Im nächsten Moment, päng, flog ein Stein durchs Fenster. Wir hörten
natürlich Stimmen, Gebrüll, und sogar hier konnte ich unseren Nelson
herauskennen, nur an der Stimme. Er sprach natürlich Chiu Chow und schanghainesisch, aber bei diesem
Haufen redete er selbstverständlich schanghainesisch. >Tod den
Imperialistenknechten!<, brüllt er! »Nieder mit den Tempelhyänen!« Ach, die
Slogans, die sie sich ausgedacht haben! In Chinesisch klingen sie noch
einigermaßen, aber sagen Sie's auf englisch, und es ist schierer Blödsinn. Dann
geht die Tür auf, und sie kommen rein.«
»Sie haben das Kreuz zerschlagen«, sagte Doris, hörte auf zu stricken
und starrte auf ihr Muster.
Diesmal erstaunte Mr. Hibbert, nicht seine Tochter, die Zuhörer durch
handfeste Ausdrücke.
»Sie haben noch verflixt mehr zerschlagen, Doris!« erwiderte Mr.
Hibbert fidel. »Sie haben den ganzen Laden kaputtgeschlagen. Kirchenbänke, den
Altar, das Klavier, Stühle, Lampen, Gesangbücher, Bibeln. Oh, sie haben
richtig losgelegt, das kann ich Ihnen sagen. Richtige kleine Schweine waren
das. >Nur zu<, sag ich. »Bedient euch. Was der Mensch geschaffen hat, ist
vergänglich, aber das Wort Gottes werdet ihr nicht aus der Welt schaffen, und
wenn ihr sein Haus zu Kleinholz schlagt.« Nelson, der wollte mich gar nicht
ansehen, der arme Kerl. Ich hätte für ihn weinen können. Wie sie fort waren,
sah ich mich um, und da stand die alte Daisy Fong unter der Tür und Doris
hinter ihr. Sie hatte sich alles angesehen, unsere Daisy. Hatte es genossen.
Ich hab es aus ihren Augen gelesen. Sie war im Herzen auch eine von denen.
Glücklich. >Daisy<, sagte ich. >Raus mit dir. Pack deine Sachen und
ab. In diesem Leben kannst du mittun oder dich draushalten, ganz wie du willst.
Aber du darfst dich nicht verdingen. Sonst bist du schlimmer als ein Spion.<«
Während Connie ihn zustimmend anstrahlte, gab di Salis ein
durchdringendes empörtes Krächzen von sich, aber der alte Mann genoß seine
Erzählung.
»Also, wir beide setzten uns hin, ich und Doris, und wir weinten ein
bißchen zusammen, das gebe ich ohne weiteres zu, wie, Doris? Ich schäme mich
der Tränen nicht, hab' ich nie getan. Wir vermißten deine Mutter bitterlich.
Knieten nieder und beteten. Dann machten wir uns ans Aufräumen. Wußten
wahrhaftig kaum, wo wir anfangen sollten. Und dann kommt Drake herein!« Er
schüttelte verwundert den Kopf. »>Guten Abend, Mr. Hibbert<, sagt er mit
seiner tiefen Stimme und einem kleinen bißchen von meinem Nordengland-Akzent,
über den wir immer lachen mußten. Und hinter ihm steht der kleine Nelson mit
Besen und Schaufel. Er hatte noch immer den krummen Arm, hat ihn wahrscheinlich
noch, zerschossen, als er klein war, aber am Aufkehren hat er ihn nicht
gehindert, kann ich Ihnen sagen. Damals ist Drake über ihn hergefallen, hat
geflucht wie ein Seebär! Ich hab' ihn noch nie so gehört. Nun ja, er war ja
eine Art Seebär, wie?« Er lächelte seine Tochter gelassen an. »Ein Glück, daß
er Chiu Chow sprach, wie, Doris? Hab' selber nur die Hälfte davon verstanden,
nicht mal das, aber, na, ich danke! Fluchte wie ein Fuhrknecht, der Junge!«
Er hielt inne und schloß kurz die Augen, im Gebet oder vor Müdigkeit.
»Es war natürlich nicht Nelsons Schuld. Das wußten wir bereits. Er war
ein Anführer. Es ging um sein Gesicht. Sie waren einfach losmarschiert, ohne besonderes
Ziel, und dann sagt einer zu ihm: >Heh! Missionskind! Zeig uns, wohin du
jetzt gehörst!< Und er zeigt es ihnen. Muß er. Hat Drake aber nicht davon
abgehalten, auf ihn einzudreschen. Sie räumten auf, wir gingen ins Bett, und
die beiden schliefen in der Kapelle auf dem Boden, für den Fall, daß der Mob
zurückkäme. Ich komme am nächsten Morgen runter, und da sind die Gesangbücher
alle säuberlich aufgestapelt, soviel wie eben noch da waren, die Bibeln
desgleichen. Sie hatten ein Kreuz aufgestellt, selber fabriziert. Sogar das
Klavier zusammengeflickt, wenn auch nicht gestimmt natürlich.« di Salis
schlang sich in einen neuen Knoten und stellte eine Frage. Wie Connie hatte er
ein aufgeschlagenes Notizbuch vor sich, aber noch nichts hineingeschrieben.
»Was war damals Nelsons Disziplin?« fragte er in seiner näselnden unwilligen Art, und hielt den Stift
schreibbereit.
Mr. Hibbert runzelte ratlos die Stirn:
»Nun, die
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