Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
Vom Netzwerk:
ist der
Punkt, der unseren Freund George betrifft. Ricardo, der ist ein harter Brocken.
Er flog eine Menge Einsätze für die Firma in Laos, und als der Krieg zu Ende
war, zahlte unsere Firma ihn aus, machte Winke-Winke und zog die Leiter hoch.
Niemand will solche Burschen auf dem Hals haben, wenn es keinen Krieg mehr für
sie gibt. So wurde, äh, vielleicht zu diesem Zeitpunkt aus dem, äh, Wildhüter
Ricardo der, äh, Wilderer Ricardo, wenn Sie mich verstehen.«
    »Nicht vollständig«, gestand Smiley zahm. Sol hatte
keine derartigen Skrupel in bezug auf bittere Wahrheiten. »Solang der Krieg
dauerte, hat Ricardo die Drogenflüge für die Firma gemacht, damit oben in den
Bergdörfern der Ofen nicht ausging. Nach dem Krieg flog er auf eigene Rechnung.
Er hatte die Verbindungen, und er wußte, wo die Leichen im Keller lagen. Er
machte sich selbständig, da? ist alles.«
    »Vielen
Dank«, sagte Smiley, und Sol fing wieder an, seinen Bürstenkopf zu kratzen.
    Zum
zweitenmal ging Martello zu der Geschichte von Ricardos verdrießlicher
Auferstehung über.
    Sie müssen
es untereinander abgesprochen haben, dachte  Guillam. Martello führt das Wort.
»Smiley ist unser Kontaktmann«, hatte Martello vermutlich gesagt. »Wir drillen
ihn nach unserer Fasson.«
    Am zweiten
September dreiundsiebzig, sagte Martello, habe ein namentlich nicht genannter Agent der Rauschgiftabteilung im
südostasiatischen Raum, wie Martello den Mann beharrlich
bezeichnete, »ein junger Mensch, ganz neu in der Branche, George«, in seiner
Wohnung einen nächtlichen Telefonanruf von einem, wie der Anrufer sich nannte,
Captain Tiny Ricardo erhalten, einem Mann, der bis dato für tot galt, früherem
Laos-Söldner unter Captain Rocky. Ricardo bot eine ansehnliche Menge Rohopium
zum ortsüblichen Ankaufspreis. Neben dem Opium jedoch hatte er heiße
Informationen anzubieten, wofür er einen, wie er sagte, Schleuderpreis
forderte. Im Klartext: fünfzigtausend US-Dollar in kleinen Scheinen und einen
westdeutschen Paß mit einmaligem Ausreisevisum, Der namentlich nicht genannte
Agent traf sich noch in der gleichen Nacht mit Ricardo auf einem Parkplatz, und
sie wurden wegen des Opiumverkaufs rasch handelseins.
    »Wollen
Sie sagen, Ihr Agent hat dieses Opium gekauft?« fragte Smiley höchst erstaunt.
    »Sol sagt mir, es gebe einen, äh, festen Tarif für solche Geschäfte -
stimmt's Sol? -, der allen Beteiligten bekannt ist und soundsoviel Prozent des,
äh, Schwarzmarktwerts der Ware beträgt, stimmt's?« Sol knurrte bestätigend.
»Der, äh, namentlich nicht genannte Agent war befugt, zu diesem Tarif
einzukaufen, und er machte von der Befugnis Gebrauch. Kein Problem. Der Agent
erklärte sich auch, äh, einverstanden - vorbehaltlich der Genehmigung von oben
-, Ricardo Papiere mit beschränkter Gültigkeitsdauer zu verschaffen, George« -
er meinte, wie sich später herausstellte, einen nur für wenige Tage gültigen
westdeutschen Reisepaß -, »wenn sich - was noch nicht feststeht, verstehen
Sie, George - Ricardos Information als entsprechend wertvoll erweisen sollte,
denn es gehört zur Arbeitsmethode, Informanten um jeden Preis zu ermutigen.
Aber der Agent machte Ricardo klar, daß der ganze Handel - Paß und Bezahlung
für die Information - erst der Ratifizierung durch Sols Leute zu Hause im
Hauptquartier bedürfe. Er kaufte also das Opium, aber noch nicht die
Information. Stimmt's, Sol?«
    »Trifft's genau«, knurrte Sol.
    »Sol, äh, vielleicht sollten Sie jetzt weitermachen«, sagte Martello.
    Als Sol redete, hielt er ausnahmsweise völlig still. Nur der Mund
bewegte sich.
    »Unser Agent verlangte- von Ricardo eine Kostprobe, damit der Wert der
Information zu Hause festgestellt werden könnte. Ricardo erzählte nun unserem
Agenten, er habe Anweisung erhalten, den Stoff über die Grenze nach Rotchina zu
fliegen und als Bezahlung eine nicht näher bezeichnete Fracht zurückzubringen.
Das hat er gesagt. Das war die Kostprobe. Er sagte, er kenne den Mann, der
hinter dem Geschäft stecke, er sagte, er kenne den Mister Big aller Mister
Bigs, das sagen sie alle. Er sagte, er kenne die ganze Geschichte, aber auch
das sagen sie alle. Er sagte, er habe also das Festland angeflogen und zack
wieder abgedreht, über Laos im Tiefflug, um unter den Radarschirmen
wegzutauchen. Mehr hat er nicht gesagt. Sagte nicht, von wo er startete. Sagte,
er stehe bei den Leuten, die ihm den Auftrag gaben, in der Schuld, und wenn sie
ihn jemals fänden, würden sie ihm die Schnauze

Weitere Kostenlose Bücher