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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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nochmals eine Tür, in die man den Fuß stellen muß, dachte er.
Er fragte sich, ob der Tag kommen würde - für der Circus, für das Comic -, an
dem der alte Alleinunterhalter mit seinen Spaßen auf der Strecke bleiben würde:
an dem der bloße Kraftaufwand, sich über die Schwelle zu mogeln, ihn fertig
machen und er mit schlotternden Knien dastehen würde, sein freundliches
Vertreterlächeln zur Schau tragen, während ihm die Worte in der Kehle stecken
blieben. Lieber Gott, nicht diesmal, bitte.
    Sie hielten, und ein junger Mönch kam unter den Bäumen hervorgeschusselt
und hielt eine Schale hin, und Jerry ließ einige baht hineinfallen. Mickey öffnete den
Kofferraum. Ein Polizeiposten linste hinein, befahl Jerry sodann, auszusteigen,
und führte ihn zu einem Captain, der allein in einer schattigen Hütte saß. Der
Captain ließ sich lange Zeit, ehe er Jerry überhaupt zur Kenntnis nahm.
    »Er fragt, Sie Amerikaner?« sagte Mickey. Jerry zeigte seine Papiere
vor.
    Jenseits der Schranke lief die tadellose Teerstraße schnurgerade über
das flache Buschland.
    »Er sagt, was Sie hier wollen?« sagte Mickey.
    »Geschäfte mit dem Colonel.«
    Auf der Weiterfahrt kamen sie an einem Dorf und einem Kino vorbei.
Sogar die neuesten Streifen hier sind noch Stummfilme, erinnerte sich Jerry. Er
hatte einmal darüber geschrieben. Einheimische Schauspieler lieferten die
Stimme und erfanden irgendeinen Text, der ihnen gerade einfiel. Er erinnerte
sich an John Wayne mit quäkender Thai-Stimme, das Publikum raste, und der
Dolmetscher erläuterte ihm, es handle sich um eine Imitation des
Bürgermeisters, der eine stadtbekannte Tunte sei. Sie durchfuhren Wälder, aber
zu beiden Seiten der Straße waren Streifen von fünfzig Yards Breite gerodet
worden, um die Gefahr eines Hinterhalts zu verringern. Manchmal fuhren sie an
scharf gezogenen weißen Linien entlang, die nichts mit dem Straßenverkehr zu
tun hatten. Die Straße war von den Amerikanern im Hinblick auf eventuelle
Landemöglichkeiten angelegt worden. »Kennen Sie diesen Colonel?« fragte Mickey.
»Nein«, sagte Jerry.
    Mickey lachte entzückt. »Warum wollen Sie ihn?« Jerry gab keine
Antwort.
    Die zweite Straßensperre kam nach zwanzig Meilen, inmitten eines
kleinen Dorfs, das für die Polizei geräumt worden war. Eine Gruppe grauer
Lastwagen stand im Hof des wat, vier Jeeps waren neben der Schranke geparkt. Das Dorf lag an einer
Kreuzung. Im rechten Winkel zu ihrer Straße lief ein Feldweg quer über die
Ebene und wand sich zu beiden Seiten bergan. Diesmal ergriff Jerry die
Initiative. Er sprang sofort aus dem Wagen und rief forsch: »Bringen Sie mich
zu Ihrem Chef!« Als ihr Chef erwies sich ein nervöser junger Captain mit dem
finsteren Gesichtsausdruck eines Mannes, der sich alles vom Hals halten möchte,
was über seine Erfahrung hinausgeht. Er saß im Wachlokal und hatte die Pistole
vor sich auf dem Schreibtisch liegen. Das Wachlokal war nur behelfsmäßig, wie
Jerry feststellte. Durchs Fenster sah er die zerbombte Ruine, die vermutlich
das frühere gewesen war. »Mein Colonel ist ein sehr beschäftigter Mann«,
erklärte der Captain über Mickey, den Fahrer. »Er ist auch ein sehr tapferer
Mann«, sagte Jerry. Es folgte eine längere Pantomime, bis sie das Wort »tapfer«
ausgedeutet hatten.
    »Er hat viele Kommunisten erschossen«, sagte Jerry. »Meine Zeitung
möchte über diesen tapferen Thai-Colonel berichten.« Der Captain redete längere
Zeit, und plötzlich begann Mickey, vor Lachen zu brüllen.
    »Der Captain sagen, wir haben keine Kommis nicht. Wir haben bloß
Bangkok. Arme Leute hier herum, wissen nichts, weil Bangkok keine Schulen, also
kommen die Kommis bei Nacht zu ihnen, rechen mit ihnen, sagen, alle ihre Söhne
gehen alle nach Moskau und lernen große Doktors, und so haben sie
Polizeistation in die Luft gesprengt.«
    »Wo kann ich den Colonel finden?«
    »Captain sagen, wir bleiben hier.«
    »Wird er den Colonel bitten, zu uns zu kommen?«
    »Colonel sehr beschäftigter Mann.«
    »Wo ist der Colonel?«
    »Er nächstes Dorf.«
    »Wie heißt das nächste Dorf?«
    Wiederum brach der Fahrer vor Lachen fast zusammen.
    »Es heißt gar nicht. Ganzes Dorf ganz tot.«
    »Wie hat das Dorf geheißen, als es noch nicht tot war?«
    Mickey nannte den Namen.
    »Ist die Straße bis zu diesem toten Dorf frei?«
    »Captain sagen, militärisches Geheimnis. Das heißt, er weiß es nicht.«
    »Wird der Captain uns hinfahren lassen?« fragte Jerry. Ein langes
Palaver

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