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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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in
seinen onkelhaften Ton verfallen, »ich glaube, George sollte sich doch
entschließen, der ernsten Gefährdung unseres gemeinsamen Unternehmens einige
Aufmerksamkeit zu schenken.«
    »Was
sollte George denn tun, Ihrer Meinung nach?« konterte Guillam schroff. »Durch
die Straßen laufen, bis er ihn zu fassen hat? Rockhurst veranlassen, Namen und
Personenbeschreibung in Umlauf zu setzen, damit jeder Journalist in der ganzen
Stadt erfährt, daß nach ihm gefahndet wird?«
    Neben
Guillam hockte Smiley gebückt und kraftlos wie ein alter Mann.
    »Westerby
ist ein Profi«, fuhr Guillam fort. »Er ist kein geborener Außenmann, aber er
ist gut. Er kann sich in einer Stadt wie dieser monatelang versteckt halten,
ohne daß Rockhurst davon Wind bekommt.«
    »Auch mit
dem Mädchen im Schlepptau?« sagte Murphy. Trotz des bandagierten Arms beugte
Guillam sich zu Smiley hinüber.
    »Es ist
Ihre Operation«, drängte er flüsternd. »Wenn Sie sagen, wir müssen warten, dann
warten wir. Aber geben Sie den Befehl.
    Diese
Burschen da lauern doch nur auf einen Vorwand, das Steuer zu übernehmen. Alles,
nur kein Vakuum. Alles.«
    Fawn, der
vor den Kinositzen auf und ab wanderte, ließ ein sarkastisches Murmeln hören.
    »Reden,
reden, reden. Mehr ist nicht drin.«
    Martello
probierte es nochmals.
    »George.
Ist diese Insel nun britisch oder nicht? Ihr könnt doch diese Stadt jederzeit
um- und -umkehren.« Er wies auf eine fensterlose Wand. »Da draußen ist ein Mann
- Ihr Mann -, der offenbar entschlossen ist, Amok zu laufen. Nelson Ko ist der
größte Fisch, den Sie oder ich jemals an Land ziehen können. Der größte in
meiner ganzen Laufbahn, und, da wette ich um meine Frau, meine Großmutter und
meine Plantage, sogar auch in der Ihrigen.«
    »Keine Gegenwetten«,
sagte Sam Collins, der Spieler, und grinste. Martello ließ nicht locker.
    »Sollen
wir uns von ihm die Beute abjagen lassen, George, während wir hier herumsitzen
und darüber brüten, wieso Christus an Weihnachten zur Welt kam und nicht am
sechsundzwanzigsten oder siebenundzwanzigsten Dezember?«
    Endlich
linste Smiley hinüber zu Martello, dann zu Guillam hinauf, der stocksteif neben
ihm stand und die Schultern zurücknahm, um die Armschlinge zu straffen, und
schließlich blickte er hinab auf seine ineinander verkrampften Hände, und
während einer Zeitspanne, die nicht meßbar war, prüfte er sich im Geist und
überdachte seine Suche nach Karla, den Ann seinen schwarzen Gral nannte. Er dachte an Ann und wie
sie ihn wiederholt betrogen hatte auf der Suche nach ihrem eigenen Gral, den
sie Liebe nannte. Er entsann sich, wie er, wider besseres Wissen versucht
hatte, ihren Glauben zu teilen, ihn wie ein wahrer Gläubiger' mit jedem Tag zu
erneuern, trotz ihrer anarchischen Auslegung seiner Bedeutung. Er dachte an
Haydon, den Karla auf Ann angesetzt hatte. Er dachte an Jerry und das Mädchen,
und er dachte an Peter Worthington, den Ehemann, und an den Hundeblick der
Zusammengehörigkeit, den Worthington auf ihn gerichtet hatte, als er ihn in
seinem Reihenhaus in Islington aufsuchte: »Du und ich, wir gehören zu denen,
die man zurückläßt«, lautete die Botschaft.
    Er dachte
an Jerrys andere Liebesversuche auf seinen ungeraden Pfaden, an die
halbbezahlten Rechnungen, die der Circus für ihn beglichen hatte, und es wäre
naheliegend gewesen, Lizzie als eine von vielen abzutun, aber das konnte er
nicht. Er war nicht Sam Collins, und er zweifelte keine Sekunde daran, daß in
diesem Augenblick Jerrys Gefühle für das Mädchen eine Sache seien, für die Ann
wärmstens eingetreten wäre. Aber er war auch nicht Ann. Dennoch fragte er sich
einen schmerzhaften Moment lang, während er noch immer dasaß, von
Unentschlossenheit gelähmt, ob Ann nicht recht habe damit, daß sein eigenes
Streben nichts anderes mehr sei als ein privates Abenteuer inmitten der
Chimären und Schreckgestalten seiner eigenen Unzulänglichkeit, in das er
schlichte Gemüter wie Jerry bedenkenlos hineinzog. Sie haben unrecht, altes Haus. Weiß nicht wie, weiß nicht warum, aber
Sie haben unrecht.
    Allein deshalb, weil ich unrecht habe, hatte er
einmal im Verlauf eines ihrer endlosen Streitgespräche zu Ann gesagt, hast du noch lange nicht recht.
    Wieder
hörte er Martello sprechen, diesmal in der Gegenwartsform.
    »George,
einige Leute warten mit offenen Armen auf das,
was wir ihnen geben können. Was Nelson ihnen geben kann.«
    Ein
Telefon klingelte. Murphy nahm den Anruf entgegen und gab die Botschaft

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