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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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gab Sam ebenso lässig
zurück.
    »Und was
hatte Bill darauf zu antworten, Sam?«
    »Hat's auf
die Vettern geschoben. Sagte, sie hätten es schon vor uns im Programm gehabt.
Sagte, es sei ihr Fall und ihr Sprengel.«
    »Hatten
Sie irgendeinen Grund, ihm das zu glauben?«
    »Klar.
Ricardo.«
    »Sie
nahmen an, er gehörte den Vettern?«
    »Er ist für
sie geflogen. Stand schon in ihren Büchern. Genau der Richtige. Sie mußten nur
dafür sorgen, daß er bei der Stange blieb.«
    »Ich
dachte, wir wären uns einig, daß ein Mann wie Ricardo keinen Zugang zu den
wirklichen Geschäften der Gesellschaft haben würde.«
    »Hätte sie
nicht abgehalten, ihn zu benutzen. Nicht die Vettern. Würde immer noch ihr Fall
sein, auch wenn Ricardo eine Null wäre. Das Hände-Weg-Abkommen würde unter
allen Umständen gelten.«
    »Gehen wir
nochmals zurück bis dorthin, als London Sie von der Sache abzog. Sie erhielten
den Befehl >alles einstellen. Sie gehorchten. Aber es dauerte doch noch eine
ganze Weile, ehe Sie nach London zurückkehrten, nicht wahr? Hat's noch
irgendeine Nachlese gegeben?«
    »Kann
Ihnen nicht ganz folgen, alter Junge.«
    Wiederum
machte Smiley sich im stillen eine gewissenhafte Notiz über Sams Ausweichen.
    »Zum
Beispiel Ihr freundschaftlicher Kontakt zur Banque del Indochine. Johnny. Sie
hielten die Beziehung zu ihm aufrecht, versteht sich.«
    »Klar«,
sagte Sam.
    »Und
erwähnte Johnny Ihnen gegenüber zufällig, rein als geschichtliche Tatsache, was
aus der Goldader wurde, nachdem Sie Ihr Hände-Weg-Telegramm erhielten? Floß sie
auch weiterhin Monat für Monat, so wie vorher?«
    »Knall auf
Fall aufgehört. Paris hat den Hahn zugedreht. Kein Indocharter, kein gar
nichts.«
    »Und
Handels-Boris, der Mann ohne Vorstrafen? Lebt er noch heute bis an sein seliges
Ende?«
    »Ging nach
Hause.«
    »War er
dran?«
    »Hat drei
Jahre voll gehabt.«
    »Im
allgemeinen machen sie mehr.«
    »Besonders
die Geheimen«, pflichtete Sam grinsend bei.
    »Und
Ricardo, der verrückte mexikanische Flieger, den Sie als Agenten der Vettern
verdächtigen: was ist aus ihm geworden?«
    »Tot«,
sagte Sam und ließ Smiley nicht aus den Augen, »Abgestürzt droben an der Grenze von Thailand. Die
Jungens schoben es auf eine Überdosis Heroin.«
    Unter
Druck förderte Sam auch dieses Datum zutage.
    »Herrschte
große Trauer darüber in der Gemeinde, sozusagen?«
    »Nicht
viel. Allgemein schien man der Ansicht zu sein, Vientiane würde sicherer sein
ohne Ricardo, der gern seine Pistole in den Plafond des White Rose oder bei
Madame Lulu abfeuerte.«
    »Wo wurde
dieser Ansicht Ausdruck verliehen, Sam?«
    »Oh, Bei
Maurice.«
    »Maurice?«
    »Hotel
Constellation. Maurice ist der Besitzer.«
    »Aha.
Danke.«
    Hier
klaffte entschieden eine Lücke, aber Smiley zeigte keine Neigung, sie
auszufüllen. Während Sam und seine drei Assistenten und Fawn das Faktotum ihn
beobachteten, rückte Smiley an seiner Brille, kippte sie nach vorn, setzte sie
wieder zurecht und legte die Hände auf die gläserne Schreibplatte zurück. Dann
ließ er Sam die ganze Geschichte noch einmal herbeten, verglich Daten und Namen
und Orte sehr eingehend, wie das alle gelernten Vernehmer in der ganzen Welt
tun, lauschte aus alter Gewohnheit auf die winzigen Abweichungen und die zufälligen
Widersprüche und die Auslassungen und die Akzentverschiebungen, und schien
keine zu finden. Und Sam ließ es geschehen, wiegte sich in falscher Sicherheit
und zeigte das gleiche ausdruckslose Lächeln, mit dem er Spielkarten über die
Tuchbespannung gleiten sah oder das Rouletterad beobachtete, wie es die weiße
Kugel von einer Vertiefung in die andere hüpfen ließ.
    »Sam, ob
Sie es wohl einrichten könnten, die Nacht über bei uns zu bleiben?« sagte
Smiley, als die beiden wieder allein waren. »Fawn wird Ihnen ein Bett
zurechtmachen und so weiter. Glauben Sie, daß Sie es mit Ihrem Club hinkriegen?«
    »Mein
lieber Freund«, sagte Sam großmütig. Dann tat Smiley etwas ausgesprochen
Beunruhigendes. Nachdem er Sam einen Packen Zeitschriften gegeben hatte,
telefonierte er nach Sams Personalakte, sämtliche Bände, und während Sam vor
ihm saß, las er sie schweigend durch, einen Band nach dem anderen.
    »Wie ich
sehe, sind Sie ein Damenfreund«, bemerkte er schließlich, als vor den Fenstern
die Dämmerung herabsank. »Dann und wann«, gab Sam zu und lächelte noch immer.
»Dann und wann.« Aber seiner Stimme war die Nervosität deutlich anzuhören.
    Als es
Abend wurde, schickte Smiley

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