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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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keine Befugnis.«
    »Ohne
eingehende Prüfung der Information . . . «
    »Ah, was
wollen Sie damit sagen, George?«
    »Daß ein
Agent angesetzt werden muß.« Lacon hob die Brauen und wandte den Kopf ab,
wodurch er Guillam unwillkürlich an Molly Meakin erinnerte. »Weder die
Verfahrensart noch Details sind meine Angelegenheit. Klar ist, daß Sie nichts
Unliebsames unternehmen können. Schließlich haben Sie kein Geld und keine Hilfsmittel.«
Er goß sich Wein nach und verschüttete kräftig. »Val!« schrie er. »Lappen!«
    »Ich habe einiges Geld.«

»Aber
nicht für diesen Zweck.« Der Wein hatte Flecke auf dem Tischtuch hinterlassen.
Guillam streute Salz darüber, während Lacon das Tuch anhob und seinen
Serviettenring darunterschob, um die Politur zu schützen.
    Die nun
folgende, lange Stille wurde vom Ticken des auf den Boden tropfenden Weins
ausgefüllt. Schließlich sagte Lacon: »Es liegt ausschließlich bei Ihnen zu
bestimmen, was im Rahmen Ihres Mandats gerechtfertigt ist.«
    »Kann ich
das schriftlich haben?«
    »Nein.«
    »Würden
Sie mich ermächtigen, alle nötigen Schritte zur Erhärtung der Information zu
unternehmen?«
    »Nein.«
    »Aber Sie
werden mich nicht daran hindern?«
    »Da ich
nichts von Verfahrensweisen verstehe und dies auch nicht von mir verlangt wird,
fällt es kaum mir zu, Ihnen Vorschriften zu machen.«
    »Aber wenn
ich in aller Form an Sie herantrete ...» begann Smiley.
    »Val, bitte einen
Lappen. Sobald Sie in aller Form an mich herantreten, werde ich jede
Verantwortung ablehnen. Ihr Handlungsspielraum wird vom Lenkungsausschuß für
den Geheimen Nachrichtendienst abgesteckt, nicht von mir. Dort lassen Sie Ihren
Schmonzes los. Der Ausschuß wird Sie bis zum Schluß anhören. Danach ist die
Sache zwischen Ihnen und dem Ausschuß auszufechten. Ich bin nur die Hebamme.
Val, bring einen Lappen, es schwimmt schon alles!«
    »Oh, mein
Kopf liegt auf dem Block, nicht der Ihre«, sagte Smiley wie zu sich selbst.
»Sie sind neutral. Das weiß ich alles.«
    » Oliver ist nicht
neutral«, sagte Mrs. Lacon fröhlich, als sie mit dem Mädchen auf dem Arm, das
frisch gebürstet war und ein Nachthemd anhatte, wieder hereinkam. »Er hat unheimlich viel für Sie übrig, nicht wahr, Olly?« Sie reichte Lacon einen Lappen,
und er fing an, aufzuwischen. »Er ist in letzter Zeit ein richtiger Falke geworden.
Mehr noch als die Amerikaner. Jetzt sag allen gute Nacht, Penny, los.« Sie
reichte das Kind herum. »Mister Smiley zuerst . . . Mister Guillam . . . jetzt
Daddy . . . Wie geht's Ann, George, doch nicht schon wieder auf dem Lande will
ich hoffen?«
    »Oh,
bestens, vielen Dank.«
    »Sie
müssen Oliver herumkriegen. Er wird schrecklich bombastisch.
Nicht wahr, Olly?«
    Sie tanzte
hinaus und sang dem Kind selbstverfaßte Ritualweisen vor:
    »Hitti-Pitti
an der Wand Hitti-Pitti im ganzen Land Und bums, da macht es Plumps!« Lacon sah
ihr voll Stolz nach.
    »Wollen
Sie die Amerikaner nicht mit ins Spiel bringen, George?« fragte er munter.
»Wären ein phantastischer Köder, wissen Sie? Rücken Sie mit den Vettern an, und
Sie haben den Ausschuß in der Tasche, ohne einen Schuß abzufeuern. Das Foreign
Office würde Ihnen aus der Hand fressen.«
    »Ich würde
diese Sache lieber in der Hand behalten.«
    Als hätte
es, dachte  Guillam, nie ein grünes Telefon gegeben. Lacon spielte mit seinem
Glas und überlegte. »Schade«, verkündete er schließlich. »Schade. Keine
Vettern, keinen Panik-Faktor . . . «. Er blickte auf die pummelige, wenig
eindrucksvolle Gestalt vor ihm. Smiley saß mit gefalteten Händen und geschlossenen
Augen da und schien nah am Einschlafen. »Und auch keine Glaubwürdigkeit«, fuhr
Lacon fort, offenbar als direkten Kommentar zu Smileys Erscheinung. »Das
Verteidigungsministerium wird keinen Finger für Sie rühren, das will ich Ihnen
gleich sagen. Und das Innenministerium ebensowenig. Das Schatzamt ist ein
Glücksspiel, und das Außenministerium? - Kommt darauf an, wen sie zu der
Besprechung entsenden und was es zum Frühstück gegeben hat.« Wieder dachte er
nach. »George.«
    »Ja?«
    »Lassen
Sie mich Ihnen einen Vertreter schicken. Jemanden, der Ihre Sache verfechten,
der für Sie auf die Barrikaden gehen kann.«
    »Oh, ich
glaube, ich werde es schaffen, vielen Dank!«
    »Sorgen
Sie dafür, daß er mehr ausruht«, riet Lacon Guillam in ohrenbetäubendem
Flüstern, als sie zum Wagen gingen. »Und versuchen Sie ihn zu bewegen, daß er
diese schwarzen Jacketts und so weiter

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