Carre, John le
gleiche sonnige Laune; obwohl
Stubbs, wie Connie Sachs gesagt haben würde, eine widerliche Kröte war.
Zeitungsleute
richten, wie alle, die viel reisen, überall das gleiche Durcheinander an, und
Stubbs, der Chefredakteur der Gruppe, bildete keine Ausnahme. Sein.
Schreibtisch war übersät mit teefleckigen Druckfahnen, tintenfleckigen Tassen
und den Resten eines Schinkenbrötchens, das an Altersschwäche eingegangen war.
Stubbs selbst thronte mittendrin und blickte Jerry so finster entgegen, als sei
Jerry gekommen, um ihm seine Schätze zu rauben.
»Stubbsi.
Stolz der Gilde«, murmelte Jerry, stieß die Tür auf und lehnte sich an die
Wand, die Hände hinter den Rücken geklemmt, wie um sie in Schach zu halten.
Stubbs biß
auf etwas Hartes und Ekliges an seiner Zungenspitze, ehe er sich wieder dem
Studium der Akte zuwandte, die zuoberst auf seinem Müllhaufen von Schreibtisch
lag. Stubbs war die Bestätigung aller müden Witze über Zeitungsredakteure. Ein
grämlicher Mensch mit schweren grauen Backen und schweren Lidern, die aussahen,
als wären sie mit Ruß eingerieben. Er würde beim Daily bleiben,
bis er Magengeschwüre hätte, dann würde er zum Sunday versetzt.
Noch ein Jahr, und sie würden ihn zu den Frauenzeitschriften abschieben, wo er
sich bis zu seiner Pensionierung von Kindern herumkommandieren lassen müßte.
Derzeit war er ein falscher Hund, der die hereinkommenden Telefonate der
Korrespondenten mithörte, ohne ihnen zu sagen, daß er in der Leitung hing.
»Saigon«,
grollte Stubbs und machte mit einem zerkauten Kugelschreiber eine Randnotiz.
Sein Londoner Akzent wurde durch einen leisen Stich ins Kanadische verfremdet,
wie es früher eine Zeitlang in der Fleet Street Mode gewesen war. »Weihnachten
vor drei Jahren. Klingelt's bei Ihnen?«
»Was soll
da klingeln, alter Junge?« fragte Jerry, noch immer an die Wand gedrückt.
»Eine festliche Glocke«,
sagte Stubbs mit einem Henkerlächeln. »Jubel und Trubel im Büro, als die Gruppe
noch blöd genug war, da drüben eines zu unterhalten. Eine Weihnachtsparty.
Haben Sie gegeben.« Er las aus einer Akte vor. »>Weihnachtsessen im Hotel Continental.
Saigon.< Dann die Gästeliste, die wir von Ihnen angefordert hatten. Taglöhner,
Fotografen, Fahrer, Sekretärinnen, Botenjungen, weiß ich's oder weiß ich's
nicht? Blanke siebzig Pfund ausgegeben im Dienste von Public-Relations und
Jubelstimmung. Erinnern Sie sich?« Er fuhr unbeirrt fort. »Unter den Gästen
haben Sie Smoothie Stallwood aufgeführt. Er war mit von der Partie, was?
Stallwood? Seine übliche Nummer? Wanzt sich an die häßlichsten Mädchen ran und
flötet ihnen, was sie hören wollen!«
Stubbs
wartete und knabberte wieder an dem Etwas auf seiner Zungenspitze herum. Aber
Jerry blieb hart an die Wand gepreßt und hätte notfalls auch den ganzen Tag so
gewartet. »Wir sind eine linksorientierte Gruppe«, betete Stubbs seinen Leib- und-Lieblingsspruch
her. »Das bedeutet, wir sind Antikapitalisten, und unsere ganze Existenz hängt
von der Großmut eines analphabetischen Millionärs ab. Aus den Akten geht
hervor, daß Stallwood seinen Weihnachtslunch in Phnom Penh verzehrte, wo er
seine Gastfreundschaft einigen Würdenträgern der kambodschanischen Regierung
aufdrängte, Gott sei ihm gnädig. Ich habe mit Stallwood gesprochen, er scheint
der Meinung zu sein, daß er dort war. In Phnom Penh.«
Jerry
schlurfte zum Fenster hinüber und lehnte sich an einen alten schwarzen
Heizkörper. Draußen, keine sechs Fuß von ihm entfernt, hing über dem vielgetretenen
Pflaster eine verdreckte Uhr, ein Geschenk des Gründers an die Fleet Street. Es
war Vormittag, aber die Zeiger standen auf fünf vor sechs. In einer Einfahrt
jenseits der Straße standen zwei Männer und lasen Zeitung. Sie trugen Hüte, und
die Zeitung verbarg ihre Gesichter, und Jerry dachte bei sich, wie angenehm das
Leben sein würde, wenn Observanten in Wirklichkeit auch so aussähen. »Jeder
schröpft dieses Comic, Stubbsi«, sagte er nach weiterem längerem Schweigen
nachdenklich. »Sie inklusive. Sie sprechen von einer drei Jahre alten Sache.
Lassen Sie's gut sein, altes Haus. Mein Rat. Stopfen Sie sich's sonstwo rein.
Da gehört's hin.«
»Das ist
kein Comic, das ist ein Schmierblatt. Comic ist eine Farbbeilage.«
»Für mich
ist es ein Comic, altes Haus. War's immer, wird's immer sein.«
»Willkommen«,
stimmte Stubbs seufzend an. »Willkommen im Spitzenmanagement.« Er nahm ein
Vertragsformular zur Hand.
»Name:
Westerby,
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