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Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Titel: Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einfach nicht. Aber nach allem, was ich über Ihre
Tochter gehört habe, glaube ich nicht, daß sie geistesgestört war. Irgend etwas
erregte ihren Verdacht, irgend etwas erfüllte sie mit großer Furcht. Ich glaube
nicht, daß wir das einfach außer acht lassen können. Ich halte es nicht für
einen Zufall, daß sie Angst hatte, bevor sie starb. Und deswegen glaube ich
nicht, daß die Bettlerin sie ermordet hat.«
    Samuel
Glaston nickte langsam. Smiley schien es, daß der alte Mann Interesse zu zeigen
versuchte, teils aus Höflichkeit und andererseits, weil Teilnahmslosigkeit ein
Eingeständnis sein würde, daß er das Interesse am Leben selbst verloren hatte.
    Dann
faltete er nach einem langen Schweigen die Briefe sorgfältig wieder zusammen
und gab sie ihm zurück. Smiley wartete darauf, daß er etwas sagen werde, aber
er sagte nichts.
    Nach
einigen Augenblicken stand Smiley auf und verließ leise den Raum.
     
    KLEINE FRAUEN
     
    Shane
Hecht lächelte und nahm einen Schluck Sherry. »Sie müssen ja furchtbar wichtig
sein«, sagte sie zu Smiley, »wenn D'Arcy anständigen Sherry serviert. Stehen
Sie im Gotha?«
    »Leider
nicht. D'Arcy und ich haben Samstag abend bei Terence Fielding gegessen, und
D'Arcy hat mich zum Sherry eingeladen.«
    »Terence
ist niederträchtig, nicht? Charles verabscheut ihn. Ich furchte, jeder von den
beiden sieht Sparta mit ganz anderen Augen... Armer Terence, es ist sein
letztes Semester.«
    »Ich
weiß.«
    »So nett
von Ihnen, daß Sie gestern zum Begräbnis gekommen sind. Ich hasse Begräbnisse,
Sie nicht auch? Schwarz ist so unhygienisch. Ich werde mich immer an das
Begräbnis Georgs V. erinnern. Lord Sawley war damals am Hof und gab Charles
zwei Karten. So gütig. Ich glaube immer, es hat uns für gewöhnliche Begräbnisse
in gewisser Weise verdorben. Obwohl ich
mir über Begräbnisse nie ganz klar bin, und Sie? Ich habe den Verdacht, daß sie
hauptsächlich eine Unterhaltung für die unteren Schichten sind; Cherry Brandy
und Aniskuchen in der guten Stube. Ich finde, Leute unserer Art neigen in
diesen Tagen zu einem stillen Begräbnis;
keine Blumen, nur ein kurzer Nachruf und Gedächtnisgottesdienst später.« Ihre
kleinen Augen strahlten vor Vergnügen. Sie trank ihren Sherry aus und hielt
Smiley das leere Glas hin.
    »Würde es
Ihnen etwas ausmachen, mein Bester? Ich hasse Sherry, aber Felix ist ja so
knickrig.«
    Smiley
füllte ihr Glas aus der Karaffe auf dem Tisch.
    »Schrecklicher
Mord, nicht? Dieses Bettelweib muß verrückt sein. Stella Rode war eine so nette
Person, habe ich immer gefunden... und so ungewöhnlich. Sie machte so geschickte Sachen
aus ein und demselben Kleid... Aber sie hatte so merkwürdige Freunde. Alles für
Hans, den Holzfäller, und Pedro, den Fischer, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »War sie
beliebt in Carne?«
    Shane
Hecht lachte liebenswürdig. »Niemand ist beliebt in Carne... aber es war nicht
leicht, sie zu mögen... An Sonntagen trug sie schwarzen Krepp... Verzeihen Sie,
aber tun das die unteren Klassen immer? Die Leute in der Stadt mochten sie,
glaube ich. Sie schätzen ja jeden, der Carne verrät. Aber sie war ja auch
Christian Science oder so was.«
    »Baptistin,
soviel ich weiß«, sagte Smiley gedankenlos. Sie sah ihn einen Augenblick mit
unverhohlener Neugier an. »Wie süß«, murmelte sie. »Sagen Sie, was sind Sie eigentlich?«
    Smiley gab
eine scherzhafte Antwort, indem er sagte, er sei arbeitslos, und merkte, daß er
nur um Haaresbreite vermieden hatte, sich Shane Hecht zu offenbaren wie ein
kleiner Junge. Gerade ihre Häßlichkeit, ihr Umfang und ihre Stimme, verbunden
mit der blasierten Bosheit ihrer Unterhaltung, gaben ihr die gefährliche
Fähigkeit, andere zu beherrschen. Smiley war versucht, sie mit Fielding zu
vergleichen. Aber für Fielding existierten andere Menschen kaum. Für Shane
Hecht existierten sie: sie waren da, um in kleinlichen Prüfungen ihres
gesellschaftlichen Verhaltens als unzulänglich erkannt, lächerlich gemacht,
isoliert und vernichtet zu werden.
    »Ich las in
der Zeitung, daß ihr Vater ziemlich wohlhabend war. Aus dem Norden. Zweite
Generation. Wirklich bemerkenswert, wie wenig verwöhnt sie war... so
natürlich. Man würde nicht denken, daß sie es nötig hatte, zur Waschanstalt zu
gehen oder sich mit Bettlern anzufreunden... Aber die Midlands sind natürlich
anders, nicht?... Nur ungefähr drei gute Familien zwischen Ipswich und
Newcastle. Woher kommen Sie, mein Bester?«
    »London.«
    »Wie nett.
Ich

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