Carte Blanche - Ein Bond-Roman
aussehende Mann auf dem Foto verließ gerade das Flughafengebäude. Er trug einen gut geschnittenen leichten Anzug und ein Hemd ohne Krawatte. »Man verdächtigt ihn zwar diverser Straftaten, aber de facto ist er sauber.«
Bond musterte die Fotos der Männer.
Eberhard.
Huang.
Mathebula.
Er prägte sich die Namen ein.
Jordaan runzelte die Stirn. »Mir ist allerdings nicht ganz klar, wozu Hydt Partner braucht. Er müsste doch genug eigenes Geld besitzen, um Gehenna zu finanzieren.«
Bond hatte bereits darüber nachgedacht. »Höchstwahrscheinlich aus zwei Gründen. Gehenna muss teuer sein. Er dürfte teilweise Fremdmittel einsetzen wollen, um nicht irgendwann gewaltige Passiva in seinen Büchern erklären zu müssen. Aber was noch wichtiger ist – er hat weder eine kriminelle Vorgeschichte noch entsprechende Kontakte. Worum auch immer es bei Gehenna geht – er braucht die Verbindungen, die Leute wie diese drei anzubieten haben.«
»Ja«, räumte Jordaan ein. »Das ergibt einen Sinn.«
Bond sah Lamb an. »Sanu Hirani von der Abteilung Q hat mir heute Morgen eine Nachricht geschickt. Er sagt, Sie haben etwas für mich.«
»Ah, ja … Verzeihung.« Der Six-Agent gab ihm einen Umschlag.
Bond warf einen Blick hinein und steckte ihn dann ein. »Ich fahre jetzt raus zum Firmengelände. Sobald ich dort bin, versuche ich in Erfahrung zu bringen, was Vorfall Zwanzig ist und wer sich wo in Gefahr befindet. Ich melde mich, sobald es geht. Aber wir benötigen einen Ausweichplan.« Falls sie bis sechzehn Uhr nichts von ihm gehört hatten, sollte Jordaan einen Zugriff durch das Sondereinsatzkommando veranlassen, um Hydt, Dunne und die Partner festzunehmen und den Inhalt der Forschungs- und Entwicklungsabteilung zu beschlagnahmen. »Das verschafft uns – oder Ihnen, falls ich nicht mehr im Spiel sein sollte – fünf oder sechs Stunden, um sie zu verhören und herauszufinden, worum es bei Vorfall Zwanzig geht.«
»Eine Razzia?« Jordaan runzelte schon wieder die Stirn. »Das geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Das habe ich Ihnen doch schon erklärt. Solange ich keinen berechtigten Verdacht habe, dass bei Green Way gerade ein Verbrechen verübt wird, kann ich ohne richterliche Anweisung nichts machen.«
Verfluchte Paragrafenreiterin. »Es geht hier nicht darum, Hydts Rechte im Hinblick auf einen fairen Prozess zu schützen, sondern um das Leben Tausender von Menschen – darunter vermutlich viele Südafrikaner.«
»Ohne Durchsuchungsbefehl geht gar nichts, und ich kann dem Gericht keine Beweise vorlegen, die eine Ausstellung rechtfertigen würden. Dadurch fehlt mir jegliche Handlungsgrundlage.«
»Falls ich bis sechzehn Uhr nichts von mir hören lasse, können Sie davon ausgehen, dass er mich getötet hat.«
»Ich hoffe selbstverständlich, dass es nicht so weit kommt, Commander, aber Ihre Abwesenheit wäre kein hinreichender Tatverdacht.«
»Ich habe Ihnen berichtet, dass er gewillt ist, die Opfer von Massenmorden auszugraben und in Baumaterial zu verwandeln. Was wollen Sie denn noch?«
»Den Beweis für eine Straftat irgendwo auf dem Firmengelände.« Ihr Kinn war hoch emporgereckt, ihre Augen wie schwarzer Granit. Es war klar, dass sie nicht nachgeben würde.
»Dann hoffen wir lieber, dass ich die Antwort finde«, entgegnete Bond mit schneidender Stimme. »Um einiger Tausend Unschuldiger willen.« Er nickte Nkosi und Lamb zu und verließ das Büro, ohne Jordaan noch eines Blickes zu würdigen. Er stieg die Treppe hinab, ging zu seinem Wagen, setzte sich ans Steuer und ließ den Motor an.
»James, warten Sie!« Er wandte den Kopf und sah Bheka Jordaan auf sich zukommen. »Bitte warten Sie.«
Bond dachte kurz daran, einfach Gas zu geben, ließ dann aber die Scheibe herunter.
»Wegen gestern«, sagte sie und beugte sich zu ihm hinab. »Wegen des Serben.«
»Ja?«
»Ich habe mit ihm gesprochen. Er hat mir erzählt, was Sie gesagt haben – dass Sie ihn zu einem Arzt bringen würden.«
Bond nickte.
Die Polizistin atmete tief durch. »Ich habe voreilige Schlüsse gezogen«, fügte sie dann hinzu. »Das … das passiert mir manchmal. Ich urteile zu schnell. Ich versuche, es zu vermeiden, aber es fällt mir nicht leicht. Ich möchte mich entschuldigen.«
»Entschuldigung angenommen«, sagte er.
»Was die Razzia bei Green Way betrifft … Sie müssen begreifen, dass die alte Polizei – die SAP und ihr Criminal Investigation Department – während der Apartheid furchtbare Dinge getan hat. Und nun wacht jeder
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