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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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mit Argusaugen darüber, dass wir , die neue Polizei, nicht das Gleiche machen. Eine illegale Razzia, willkürliche Festnahmen und Verhöre … das hat das alte Regime getan. Wir dürfen uns nicht hinreißen lassen. Wir müssen besser sein als unsere Vorgänger.« Ihre Miene war immer noch entschlossen. »Sofern das Gesetz es zulässt, kämpfe ich Seite an Seite mit Ihnen, aber ohne greifbaren Anlass, ohne Gerichtsbeschluss kann ich nichts machen. Es tut mir leid.«
    Die Agenten der Sektion 00 wurden auch umfassend psychologisch geschult. Ein Teil dieser schwierigen Ausbildung diente dem Zweck, ihnen den Glauben einzuimpfen, dass sie anders waren, dass es ihnen gestattet – nein, unumgänglich – war, außerhalb der Gesetze zu operieren. Ein Einsatzbefehl der Stufe 1, eine gezielte Ermordung, musste für James Bond lediglich einen normalen Aspekt seines Jobs darstellen, so als würde er eine geheime Einrichtung fotografieren oder die Medien mit Fehlinformationen füttern.
    M hatte es so ausgedrückt: Bond musste Carte blanche haben, alles Erforderliche zu tun, um seine Mission zu erfüllen.
    Wir schützen das Königreich … was auch immer zu diesem Zweck nötig ist.
    So war Bond nun mal gestrickt – ansonsten wäre er für seine Arbeit ungeeignet gewesen. Er musste sich immer wieder vor Augen führen, dass Bheka Jordaan und die anderen hart arbeitenden Polizisten dieser Welt zu hundert Prozent recht hatten, die Regeln zu befolgen. Er war hier die Ausnahme.
    »Ich verstehe, Captain«, sagte er nicht unfreundlich. »Und was auch immer geschieht – es war eine echte Erfahrung, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    Da huschte ein Lächeln über ihr hübsches Gesicht, zwar nur ganz kurz, aber nach Bonds Auffassung ehrlich. Das war das erste Mal, dass sie ihm einen Blick hinter ihre strenge Fassade gestattete.

54
    Bond bog mit dem Subaru auf den Parkplatz vor der Festung von Green Way International ein und hielt an.
    Am Tor standen mehrere Limousinen geparkt.
    Verringern, Verwenden, Verwerten.
    Es waren auch einige Leute zu sehen. Bond erkannte den deutschen Geschäftsmann Hans Eberhard in einem beigefarbenen Anzug und weißen Schuhen. Er sprach gerade mit Niall Dunne, der reglos wie ein japanischer Kampffisch verharrte. Die Brise zerzauste seine blonde Ponyfrisur. Eberhard nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und trat sie aus. Vielleicht hatte Hydt das Rauchen auf dem Gelände verboten, was nicht einer gewissen Ironie entbehrt hätte; die Luft hier draußen war bleich vor lauter Dunst und Dämpfen aus den Kraftwerken, von dem abgefackelten Methan ganz zu schweigen.
    Bond winkte Dunne zu. Der nickte nur ausdruckslos und setzte das Gespräch mit dem Deutschen fort. Dann nahm er sein Telefon vom Gürtel und las eine Nachricht. Er flüsterte Eberhard etwas zu und ging ein Stück zur Seite, um jemanden anzurufen. Bond aktivierte die Lausch-App und tat so, als würde er ebenfalls telefonieren. Er hob das Gerät ans Ohr, ließ das Beifahrerfenster herunter und zielte in die Richtung des Iren. Dabei schaute er unverwandt nach vorn und formte mit den Lippen stumme Worte, um bei Dunne keinen Verdacht zu erregen.
    Das Gespräch des Iren verlief relativ einseitig, aber Bond hörte ihn sagen: »… draußen mit Hans. Er wollte eine rauchen … Ich weiß.«
    Wahrscheinlich sprach er mit Hydt.
    »Wir liegen im Zeitplan«, fuhr Dunne fort. »Ich habe gerade eine E-Mail erhalten. Der Lastwagen ist von March aus nach York aufgebrochen. Er müsste jeden Moment dort eintreffen. Die Vorrichtung ist bereits scharf.«
    Das also war Vorfall Zwanzig! Der Anschlag würde in York stattfinden.
    »Das Ziel ist bestätigt. Die Detonation ist nach wie vor für zehn Uhr dreißig Ortszeit angesetzt.«
    Bestürzt vernahm Bond den Zeitpunkt des Anschlags. Bisher waren sie von zehn Uhr dreißig abends ausgegangen, aber Dunne hatte bei Zeitangaben stets die Vierundzwanzig-Stunden-Uhr benutzt. Hätte er abends gemeint, hätte er also zweiundzwanzig Uhr dreißig gesagt.
    Dunne schaute zu Bonds Wagen. »Theron ist da … Alles klar.« Er trennte die Verbindung und rief Eberhard zu, das Treffen würde bald beginnen. Dann blickte er wieder zu Bond. Er schien ungeduldig zu sein.
    Bond wählte eine Nummer. Bitte, flüsterte er lautlos. Geh ran.
    Dann: »Osborne-Smith.«
    Gott sei Dank. »Percy, hier James Bond. Hören Sie gut zu. Mir bleiben ungefähr sechzig Sekunden. Ich weiß jetzt, was Vorfall Zwanzig ist. Sie müssen sich beeilen. Schicken Sie ein Team

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